Großbritannien-Wahl im Ticker - Nach Treffen mit König Charles: Keir Starmer ist neuer britischer Premier

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Für den designierten Premierminister Starmer ist eine historische Mehrheit in Reichweite.Vadim Ghirda/AP/dpa

Mehr als 14 Jahre lang dominierte die Konservative Partei die britische Politik. Das ist zu Ende. Mit einem deutlichen Sieg zieht Labour in die Downing Street ein. Das Land steht vor einer neuen Ära. Alle Entwicklungen im Newsticker.

Nach Treffen mit König Charles: Keir Starmer ist neuer britischer Premier

13.22 Uhr: Keir Starmer ist neuer Premierminister des Vereinigten Königreichs. König Charles III. beauftragte den Chef der sozialdemokratischen Labour-Partei mit der Regierungsbildung, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete.

Nach Wahldebakel: Sunak kündigt Rücktritt als Parteichef an

11.45 Uhr: Nach der Niederlage der konservativen Tories bei der britischen Parlamentswahl will Rishi Sunak den Parteivorsitz abgeben. Das kündigte der bisherige Regierungschef in London an. Das soll allerdings nicht sofort passieren.

„Ich habe Ihre Wut und Enttäuschung vernommen und übernehme die Verantwortung für diesen Verlust“, sagte Sunak.

Britische Ex-Premierministerin Truss verliert Parlamentssitz

08.11 Uhr: Die frühere britische Premierminister Liz Truss hat ihren Sitz im britischen Unterhaus verloren. Die 48-Jährige musste sich in ihrem Wahlkreis dem Herausforderer der Labour-Partei geschlagen geben. Die konservative Politikerin ist als Premierministerin mit der kürzesten Amtszeit Großbritanniens in die Geschichte eingegangen. Sie behielt die Schlüssel zum Regierungssitz 10 Downing Street nur 49 Tage lang, nachdem sie 2022 Boris Johnson beerbt hatte.

Eine Boulevardzeitung hatte damals als Scherz bei ihrem Amtsantritt einen Salatkopf neben einem Foto der damaligen Regierungschefin platziert und die Szene per Livestream ins Internet gestellt. Es ging darum, was länger währt, der Salat oder Truss als Premierministerin. Der Salat gewann.

Truss musste im Oktober 2022 zurücktreten, nachdem ihre Ankündigung massiver Steuersenkungen eine Krise an den Finanzmärkten ausgelöst hatte. Nach ihrem Auszug aus der Downing Street rückte sie weiter ins rechtspopulistische Lager und machte eine angebliche linksliberale Verschwörung für ihr Scheitern verantwortlich.

Briten-Presse zerlegt konservative Wahlverlierer: „Massaker“

07.02 Uhr: Großbritanniens Presse hat nach dem deutlichen Wahlsieg der Labour-Partei kein gutes Haar an den konservativen Wahlverlierern gelassen. Während „The Sun“ noch relativ gemäßigt „Großbritannien sieht rot“ titelte, überschreibt „The Telegraph“ seine Ausgabe am Freitag mit „Tories vernichtet“.

Auch von einem „Massaker“ ist die Rede, das unterstreicht auch ein hochrangiger Tory gegenüber britischen Medien, der ebenfalls von einem „Massaker“ sprach.

Labour-Chef verliert in Wahlkreis an Zustimmung, siegt aber dennoch deutlich: „Menschen sind bereit für den Wandel“

06.58 Uhr: In seiner ersten Reaktion versprach der designierte Premier Starmer Veränderungen im Land. „Die Menschen haben gesprochen, sie sind bereit für den Wandel. Sie haben abgestimmt und es ist an der Zeit, dass wir liefern“, sagte er.

Der Labour-Chef siegte in seinem Londoner Wahlkreis Holborn and St Pancras deutlich. Allerdings verlor er im Vergleich zur vorigen Abstimmung 2019 rund 17 Prozentpunkte. Das lag vor allem an der hohen Zustimmung für einen unabhängigen Kandidaten, der sich deutlich gegen das israelische Vorgehen im Gazastreifen ausgesprochen hatte.

Großbritanniens Premier Sunak gesteht Wahlniederlage ein

Freitag, 05. Juli, 06.02 Uhr: Am frühen Freitagmorgen gestand Sunak die Niederlage seiner konservativen Tories ein. „Die Labour-Partei hat diese Parlamentswahl gewonnen, und ich habe Sir Keir Starmer angerufen, um ihm zu seinem Sieg zu gratulieren“, sagt Sunak sichtlich niedergeschlagen. Er deutet seinen Rückzug von der Parteispitze an.

Als mögliche Nachfolgerinnen Sunaks an der Parteispitze gelten Wirtschaftsministerin Kemi Badenoch und Ex-Innenministerin Suella Braverman, die beide zum rechten Parteiflügel gehören.

Erdrutschsieg für Labour-Partei in Großbritannien bei Unterhaus-Wahl

Die Labour-Partei von Keir Starmer hat die Parlamentswahl in Großbritannien einer Prognose zufolge klar gewonnen. Der 61-Jährige dürfte damit Nachfolger von Premierminister Rishi Sunak werden, dessen Konservative Partei Nachwahlbefragungen zufolge ihre schlimmste Niederlage seit Beginn des 20. Jahrhunderts erlitt.

Laut Prognose erhält die Labour-Partei 410 der 650 Sitze. Die Konservativen kommen auf 131. Bis zur Auszählung aller Stimmen dürfte es aber noch Stunden dauern. Doch am wichtigsten Ergebnis der Wahl zweifelt niemand mehr: Die 14 Jahre währende Dominanz der konservativen Tories ist zu Ende.

Weniger Begeisterung für Labour als Verdruss über die Tories

Überraschend ist das prognostizierte Ergebnis nicht: Umfragen sagen seit Langem einen deutlichen Sieg der Sozialdemokraten voraus. Im Wahlkampf konnte Sunak, dessen Partei mit Pannen und einem Skandal um illegale Wetten zum Wahltermin zu kämpfen hatte, kaum aufholen.

Verantwortlich für den klaren Ausgang der Wahl ist nach Ansicht des renommierten Meinungsforschers John Curtice von der Universität Strathclyde in Glasgow jedoch nicht in erster Linie Begeisterung für Labour, sondern Verdruss über die bisherige Regierungspartei. Sunak war bereits der dritte Regierungschef seiner Partei in der vergangenen Legislaturperiode, die von wirtschaftlicher Stagnation und stark steigenden Lebenshaltungskosten geprägt war.

Schon am Freitag dürfte Starmer als neuer Premier in der Downing Street stehen

Labour-Chef Starmer hatte die Arbeiterpartei in den vergangenen Jahren wieder in die politische Mitte geführt, nachdem sie unter seinem Vorgänger Jeremy Corbyn weit nach links gerückt war. Zudem ging er entschieden gegen antisemitische Tendenzen in den eigenen Reihen vor.

Gleichzeitig blieb der bisherige Oppositionschef in vielen Bereichen eher vage, etwa zu den Plänen für eine mögliche Annäherung an die Europäische Union. Kommentatoren verglichen seine behutsame Art mit dem Tragen einer Porzellanvase aus der chinesischen Ming-Dynastie.

Der Regierungswechsel wird in Großbritannien rasch vollzogen. Sobald das amtliche Endergebnis feststeht, kommt es zur Machtübergabe. Schon im Laufe des Freitags dürfte Starmer von König Charles III. mit der Regierungsbildung beauftragt werden und anschließend bei einer Rede in der Downing Street seine Vision für Großbritannien darlegen.