Pikante Aussagen: F1-Liebling nicht mehr gut genug?

Gewiss wünschen sich viele Formel-1-Fans bei Red Bull eine Neuauflage des Duell zwischen den ehemaligen Teamkollegen Max Verstappen gegen Daniel Ricciardo - angeblich auch Verstappen selbst. Doch ist ein solches Szenario in naher Zukunft realistisch?

Anscheinend nicht, wenn man den erstaunlich offenherzigen Worten von Motorsportchef Helmut Marko glaubt. Wie der Österreicher in einem Interview mit Formel1.de erklärte, sucht Ricciardo, der nach zwei insgesamt enttäuschenden Saisons bei McLaren nun als Testfahrer ins Weltmeister-Team zurückgekehrt ist, weiterhin die Form seiner erfolgreichsten Jahre.

Im Simulator sei der 33-Jährige „nicht auf dem Niveau“ von Verstappen und Sergio Pérez. Allerdings wollte Marko nicht verraten, wie viel Zeit Ricciardo auf der ominösen „Helmut-Runde“, die bei Red Bull traditionell als Simulator-Vergleichswert herangezogen wird, in Relation zu beiden Stammpiloten einbüßt: „Das sind interne Details.“

Ricciardo hat „Zielstrebigkeit“ vermissen lassen

Stattdessen betonte Marko, dass sich Ricciardo in seiner neuen Rolle als Testfahrer und Werbeträger wohlfühlt.

„Er macht einen sehr guten Job, macht sehr viele Marketing- und PR-Aktivitäten“, sagte der Red-Bull-Boss über den stets gut gelaunten Australier, dessen Popularität er schon in der Vergangenheit als Grund für sein Engagement genannt hat (“Es gibt Show-Car-Runs und Auftritte, vor allem in Amerika und wer ist da besser geeignet als Ricciardo mit seinem Smiley und Shoey“).

Dass Ricciardo zwischen 2014 und 2018 immerhin sieben Grand-Prix-Siege für den österreichischen Rennstall errungen hat, bringt Marko zwar immer noch ins Schwärmen. Vor allem die spektakulären Rad-an-Rad-Duelle imponierten den 80-Jährigen, sein Schützling sei in alten Zeiten „einmal links, einmal rechts“ an den Gegnern vorbeigeflogen.

Bei Renault und McLaren habe Ricciardo „diese Zielstrebigkeit, mit der er bei uns geglänzt hat“, dann aber vermissen lassen. Zum Ende der vergangenen Saison bootete McLaren Ricciardo schließlich aus, obwohl sein Vertrag eigentlich noch bis 2023 gelaufen wäre.

Ricciardo und AlphaTauri? „Keine Alternative“

Den zuletzt aufgekommenen Gerüchten, wonach Ricciardo den strauchelnden Nyck de Vries beim Schwester-Team AlphaTauri ersetzen könnte, schob Marko - wie schon vor zwei Wochen bei SPORT1 - erneut einen Riegel vor.

„AlphaTauri ist AlphaTauri. Und Red Bull Racing ist Red Bull Racing. Ob du im Mittelfeld fährst oder ob du an der Spitze fährst, das ist ein ganz anderer Druck, ein ganz anderes Klima. Wir kennen seine Qualitäten. Dann kam die Renault-Zeit. Dann kam McLaren, und da gab es einen Einbruch. Das war nicht der Ricciardo, den wir kannten“, argumentierte der Österreicher. So sei der Wechsel „aus den genannten Gründen“ und „auch wegen der Aussagen von ihm selbst keine Alternative“.

Vielmehr sei es Ricciardos Ziel, wieder bei einem Topteam unterzukommen. „Das waren seine Aussagen. Und ich glaube, diese Pause vom aktiven Sport tut ihm gut, damit er sich findet und weiß, wo er wirklich hinwill“, fügte Marko hinzu.

Die Deutlichkeit, mit der Marko über Ricciardos Schwächen spricht, ist bemerkenswert. Zu beachten ist dabei auch der Kontext des angespannten Verhältnisses zwischen Verstappen sowie Pérez und dem lauten Getuschel im Fahrerlager, dass Ricciardo Verstappen als Teamkollege lieber wäre.

Markos Aussagen können vor diesem Hintergrund eine strategische Komponente haben - sie sorgen in jedem Fall für klare Verhältnisse und verdeutlichen, dass Pérez Ricciardos Schatten gerade nicht fürchten muss.