Poirot und die bösen Geister von Venedig: Das sind die Kino-Highlights der Woche

In "A Haunting in Venice" schlüpft Oscargewinner Kenneth Branagh zum dritten Mal in die Rolle des Meisterdetektivs Hercule Poirot. (Bild: Disney/20th Century Studios)
In "A Haunting in Venice" schlüpft Oscargewinner Kenneth Branagh zum dritten Mal in die Rolle des Meisterdetektivs Hercule Poirot. (Bild: Disney/20th Century Studios)

"Trauzeugen", "Voll ins Leben" und "A Haunting in Venice", ein düsterer neuer Kriminalfall für Meisterdetektiv Hercule Poirot: Das sind die Kino-Neustarts am 14. September.

Zum dritten Mal schlüpft Oscar-Preisträger Kenneth Branagh in "A Haunting in Venice" in die Rolle des Meisterdetektivs Hercule Poirot. Nachdem seine ersten beiden Verfilmungen nach Agatha Christie ("Mord im Orient Express" und "Tod auf dem Nil") mit großem Star-Aufgebot und grandiosen Kulissen echte Hochglanz-Produktionen waren, wagt der britische Regisseur und Hauptdarsteller sich diesmal an die Adaption einer weniger bekannten Geschichte der Kultautorin. Die Vorlage für "A Haunting in Venice" liefert mit "Die Schneewittchen-Party" (Originaltitel: "Hallowe'en Party") Agatha Christies 60. Kriminalroman. Und schnell wird klar, dass Branagh mit seinem neuen Poirot-Abenteuer neue Wege einschlägt - nicht nur für seinen umtriebigen Ermittler.

Außerdem neu im Kino: Edin Hasanović und Almila Bagriacik treffen als sehr ungleiche "Trauzeugen" aufeinander, und in der französischen Komödie "Voll ins Leben" sind Dany Boon und Kad Merad endlich wieder gemeinsam auf der Leinwand zu sehen - mit prominenter Verstärkung von Charlotte Gainsbourg.

Eine mörderische Geschichte vor düsterer Kulisse: "A Haunting in Venice" basiert auf einer der weniger bekannten Geschichten von Agatha Christie. (Bild: Disney/20th Century Studios)
Eine mörderische Geschichte vor düsterer Kulisse: "A Haunting in Venice" basiert auf einer der weniger bekannten Geschichten von Agatha Christie. (Bild: Disney/20th Century Studios)

A Haunting in Venice

Statt wie in den letzten beiden Filmen schönen, reichen Menschen in glamouröser Umgebung auf den Zahn zu fühlen, ermittelt Meisterschnüffler Poirot diesmal in einem düsteren, baufälligen Palazzo und bekommt es dem Anschein nach gar mit dem Übernatürlichen zu tun. Im Venedig der Nachkriegszeit verlebt Hercule Poirot seinen "Ruhestand". Als seine Kollegin Ariadne (Tina Fey) ihn um Unterstützung bittet, lässt Poirot sich nur widerwillig aus dem selbstgewählten Exil locken.

Der geniale Detektiv soll helfen, das angebliche Medium Mrs. Reynolds (Michelle Yeoh) als Betrügerin zu überführen. Am Abend von Allerheiligen nimmt Poirot an einer Séance teil. Dabei ereignen sich in der Tat einige Dinge, die sich nur schwerlich mit Logik erklären lassen. Dass ein Geist einen Mord begehen kann, will Poirot allerdings nicht glauben.

Als es im Verlauf der Nacht zu einem Todesfall kommt, isoliert Poirot die Teilnehmer der "Geisterbeschwörung" vor Ort und macht sich an die Arbeit. Nicht nur die anderen Gäste der Séance erscheinen im Verlauf der Nacht immer unheimlicher. Je länger Poirot nachforscht, desto öfter wird er mit Vorkommnissen konfrontiert, die ihn zeitweilig an seinem eigenen Verstand zweifeln lassen ...

Während die ersten beiden Agatha-Christie-Verfilmungen von Kenneth Branagh mit großen Stars, luxuriösen Kulissen und Kostümen beeindruckten, kommt "A Haunting in Venice" zum Teil wie ein zurückgenommenes Kammerspiel daher. Branagh beschwört eine Atmosphäre altmodischen Gothic-Grusels herauf und zeigt einen menschlicheren, zweifelnderen Poirot.

Nicht nur in Ton und Stimmung des Films zeichnet sich der Richtungswechsel ab. Auch die Besetzungsliste hebt sich von Branaghs ersten beiden Poirot-Krimis ab: Zwar sorgt Oscarpreisträgerin Michelle Yeoh ("Everything Everywhere All at Once") als suspekt-geheimnisvolles Medium für eine große Portion Glamour, aber mit Tina Fey ("30 Rock"), Jamie Dornan ("Belfast") und Kelly Reilly ("Yellowstone") setzt man diesmal verstärkt auch auf Namen, die nicht auf Hollywoods A-Liste stehen.

Almila Bagriacik als Paartherapeutin, Edin Hasanović als Scheidungsanwalt. Wie soll das zusammengehen? Ganz einfach: In einer neuen Kino-Komödie treffen die beiden als "Trauzeugen" aufeinander. (Bild: Paramount Pictures)
Almila Bagriacik als Paartherapeutin, Edin Hasanović als Scheidungsanwalt. Wie soll das zusammengehen? Ganz einfach: In einer neuen Kino-Komödie treffen die beiden als "Trauzeugen" aufeinander. (Bild: Paramount Pictures)

Trauzeugen

Zwei völlig unterschiedliche Charaktere (Scheidungsanwalt und Paartherapeutin), die wider ihren Willen gezwungen sind, zusammenzuarbeiten (als Trauzeugen für ihre besten Freunde) und sich dabei näher kommen: "Trauzeugen" bedient sich einer oft erprobten Grundkonstellation von klassischen (Screwball-)Komödien. Und dennoch hat das Regie-Debüt der beiden Drehbuchautoren Christoph Stroeks ("Vielmachglas") und Lena May Graf ("Sophia, der Tod und ich") viel Sehenswertes zu bieten - alleine schon dank der beiden zuletzt sehr angesagten Hauptdarsteller Edin Hasanović ("Im Westen nichts Neues") und Almila Bagriacik ("4 Blocks").

Der Verlauf der Geschichte dürfte zwar nur wenige überraschen und die Dialoge (Er: "In dem Moment, in dem du heiratest und Kinder kriegst, stirbt ein Teil deiner Persönlichkeit" - Sie: "Wow! Das ist richtig gut, das solltest du in deine Hochzeitsrede einbauen") sind eher Komödien-Standard. Doch wie die beiden konträren Charaktere zwischen Trauring-Anprobe, Fotoshootings und einem unerwarteten Tauben-Zwischenfall navigieren müssen, ist durchaus amüsant zu sehen.

Dazu ist die Komödie bis in die Nebenrollen bestens besetzt: Cristina do Rego ("Türkisch für Anfänger") und László Branko Breiding ("Start the fck up") spielen das Brautpaar, Iris Berben ist als Anwalts-Chefin zu sehen, und Comedian Kurt Krömer spielt den Gutsherren, der seinen Hof für die Hochzeit bereitstellt.

Die Hochzeit, der schönste Tag im Leben? Für das Brautpaar vielleicht. Für die "Trauzeugen" bedeutet das große Fest aber vor allem: Stress! (Bild: Paramount Pictures)
Die Hochzeit, der schönste Tag im Leben? Für das Brautpaar vielleicht. Für die "Trauzeugen" bedeutet das große Fest aber vor allem: Stress! (Bild: Paramount Pictures)

Voll ins Leben

Dany Boon und Kad Merad. Zwei echte Experten für leichte französische Komödien. Ein eigentlich unschlagbares Team. Mit "Willkommen bei den Sch'tis" (2008) schrieben beide Kinogeschichte, die Produktion aus dem Jahr 2008 ist bis heute der meistbesuchte Film in Frankreich und wurde auch hierzulande zu einem Kassenschlager. Einige Jahre später dann "Super-Hypochonder" (2014), wieder ein großer Erfolg. Nun finden Boon und Merad ein weiteres Mal auf der Leinwand zusammen. In "Voll ins Leben" spielen die beiden Komiker ein sehr ungleiches Brüderpaar. Und zwischen ihnen ein mindestens ebenso großer französischer Filmstar: Charlotte Gainsbourg.

Die Geschichte spielt sich hauptsächlich in Paris ab, nimmt ihren Anfang aber in Mexiko. Tridan (Dany Boon) verbrachte sein ganzes Leben im mexikanischen Urlaubsressort Club Med. Mit 50 Jahren will er den Neustart versuchen, und er hat ein großes Ziel vor Augen: seine große Jugendliebe Violette wiederfinden. Das letzte Mal sah er sie vor 42 Jahren, geblieben ist ihm nur ein altes Polaroid-Foto.

Szenenwechsel, Tridan ist in der Stadt der Liebe angekommen. Er klopft an eine Tür, aber nicht an die von Violette, sondern die seines Halbbruders Louis (Kad Merad). Beide wussten bis vor Kurzem nichts voneinander, trotzdem nistet sich der liebenswerte Naivling Tridan direkt bei Louis ein. Wo soll er sonst auch hin? Louis, Typ abweisender Großstädter, heckt aber direkt einen Plan aus, um seinen Halbbruder schnellstmöglich wieder loszuwerden: Seine Freundin Roxane (Charlotte Gainsbourg) soll sich als Violette ausgeben und Tridan verklickern, dass er vielleicht doch am besten wieder zurück nach Mexiko geht.

Der grantige Louis hat sich das alles ganz clever ausgemalt, die schusselig-charmante Roxane spielt auch mit, aber so viel sei verraten: Louis wird dennoch sehr viel mehr Zeit mit Tridan verbringen müssen als ursprünglich geplant. Ein echter Härtetest für seine Nerven, ein großer Spaß für Freunde kurzweiliger französischer Kino-Unterhaltung. Wie schon damals bei "Willkommen bei den Sch'tis" zeichnet Dany Boon auch hier wieder für Regie und Drehbuch verantwortlich.

Louis (Kad Merad) ist wenig beeindruckt von der Geschichte, die ihm sein Halbbruder Tridan (Dany Boon) auftischt. Der sucht nach einem Mädchen, das er zuletzt vor 42 Jahren sah. Aber um Tridan loszuwerden, muss Louis ihm wohl oder übel helfen. (Bild: Leonine)
Louis (Kad Merad) ist wenig beeindruckt von der Geschichte, die ihm sein Halbbruder Tridan (Dany Boon) auftischt. Der sucht nach einem Mädchen, das er zuletzt vor 42 Jahren sah. Aber um Tridan loszuwerden, muss Louis ihm wohl oder übel helfen. (Bild: Leonine)