Politikerin sorgt mit Outfit für "Eklat" im Iran - darf die das?

EU-Politikerin Schaake sorgt wegen ihres Outfits im Iran für Wirbel. (Foto: Yahoo/FARS)

Eine EU-Abgeordnete aus den Niederlanden sorgt in Teheran für Aufsehen: Zu unangemessen gekleidet soll sie zu einem Empfang erschienen sein. Irans Konservative toben. Was ist dran am Streit?

 

Eine Analyse von Jan Rübel

 

Auf den ersten Blick scheint da kein Skandal zu sein: Mit schwarzen Leggins, ausladendem Oberteil und einer etwas phantasievollen Kopfdekoration ist Marietje Schaake dem iranischen Parlamentspräsidenten Ali Laridschani entgegen getreten - bei einem offiziellen Empfang in Teheran. "Als ob sie auf eine Party wollte", schimpfte Mahdi Kouchakzadeh, ein Vertreter der konservativen Linie in Iran. "Die Fundamentalisten flippen aus", kontert eine Twitterin.

Kurzerhand wird Schaakes Auftritt zum "Fashion Hijab" erklärt. Andere iranische Medien wiederum beschrieben ihren Kleidungsstil und den anderer Delegationsteilnehmer aus der EU als "Karneval".

 Was hat Schaake genau verbrochen? Ihr ist im Grunde ein Spagat gelungen: Einerseits hat sie streng genommen nicht gegen die vom Regime vorgegebene Etikette verstoßen; sie war offiziell verschleiert. Kein Konservativer kann ihr vorwerfen, sie habe sich etwa "freizügüg" oder gar "pornografisch" gekleidet; ein Vorwurf, der schon mal schnell fällt. 

 "Du hast Glück, dass ich diesmal nicht da war"

Andererseits stellte Schaake mit ihrer Kleidung einen kleinen Protest gegen die engen Kleidergrenzen aus, denen Irans Frauen ausgesetzt sind: Natürlich ist ihr Auftritt etwas leger, einen Tick aufreizend - genau so, wie immer mehr Frauen in Iran die strengen Regeln herausfordern und ihren eigenen Stil suchen. Das eckte an, ein wenig. Aber Teherans Konservative sind derzeit eh in einem Rückzugsgefecht. Da war Schaakes Auftritt ein willkommener Anlass, sich endlich mal wieder empört geben zu können und einen Sturm im Wasserglas zu entfachen. "Du hast Glück, dass ich diesmal nicht da war...Ich könnte dich so nicht das Gebäude betreten lassen. Nächstes Mal", twittert ein Tugendwächter. Und ein anderer Kommentator wirft ihr vor, mit ihrer Kleidung von ernsten Themen abzulenken - als hätte sie es besser wissen müssen...

Tatsache ist: Für Reaktionen ist immer der Reagierende verantwortlich. Nicht der vermeintliche Verursacher. Schaake gehört in den Niederlanden der Partei der Liberaldemokraten an. Mit den rassistischen Islam-Hassern um Geert Wilders hat sie nichts zu tun. Ihr Auftritt ist ein kleiner Nadelstich für die Besserwisser in Teheran. Und wie reagierte Schaake selbst auf die Kontroverse? Immerhin nannte das  The Wall Street Journal sie einmal „Europe's most wired politician“. "Zahllose Unterstützungsnachrichten zeigen mir, wie vieleMenschen in Iran auch fühlen!", schreibt sie.

Und bedauert ebenfalls, dass die wahren Gesprächsthemen des Politikbesuchs in den Hintergrund der medialen Wahrnehmung rückten. Letztlich beruft sich die Abgeordente des EU-Parlaments auf ihre Freiheit. Zwar ist es, wie immer, die Freiheit auch des anders Denkenden, oder: Freiheit kennt ihre Grenzen, wo sie andere verletzt. Aber im Fall von Schaake ist klar: Diese Freiheit ihres Kleidungsstils wird den Leuten von Teheran nicht derart weh getan haben, dass sie aus Respekt davor hätte verzichten sollen! 

 

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