Politische Gräben in Antakya sind tief: "Keiner fragt uns irgendwas"

Antakya war als eine der schönsten Städte der Türkei bekannt. Im Februar dieses Jahres wurde sie von dem verheerenden Erdbeben am schlimmsten getroffen.

Diejenigen, die hier geblieben sind, versuchen, wieder auf die Beine zu kommen.

"Wir leben nicht in einer Zeltstadt, sondern in einem Lieferwagen, weil das Zelt ein Leck hatte", erzählt Mehmet, der einen kleinen Laden besitzt. "Wir warten auf ein Containerhaus."

Emina betreibt ein Café. Sie hatte Glück: ihr Haus in der Altstadt wurde nur leicht beschädigt. Sie sagt, dass sich das Leben langsam wieder normalisiert.

Für wen sie am Sonntag stimmt, weiß sie schon: "Wenn die Leute, die das Land regieren, einen guten Job machen, was sie tun, werde ich für sie stimmen. Damit meine ich Erdogan."

Viele Familien leben in Zeltstädten oder in vom Staat zur Verfügung gestellten Containern. Andere haben ihre Zelte selbst gekauft und leben außerhalb der staatlichen Lager.

Sadet Guven ist aus einer anderen Stadt zurückgekehrt, um ihre Stimme abzugeben - denn das geht nur in der Heimatstadt. Von der Regierung fühlt sie sich im Stich gelassen.

"Wir haben viel durchgemacht, alle Häuser sind zerstört, und es gibt keine Hilfe oder sonst etwas. Niemand ist gekommen, keiner fragt uns irgendwas. Ich werde für Kilicdaroglu stimmen."

Mursel Četin ist Hilfsarbeiter und kümmert sich um die Menschen, die durch das verheerende Beben mit 50.000 Toten obdachlos geworden sind. Er sagt, dass die Kluft zwischen den Menschen immer größer wird: "Nach 21 Jahren AKP-Herrschaft sind die Menschen im ganzen Land gespalten. Diese Spaltung konnten wir nicht überwunden, und wir haben eine harte Wahlperiode vor uns."

Die Regierungspartei verspricht neue Wohnungen innerhalb von einem Jahr, doch die Rückzahlungsfrist wird lang sein.

Die Opposition schlägt vor, sie kostenlos zu machen. Inwieweit die Wähler diesen Versprechen Glauben schenken, wird sich am Sonntag zeigen.