"Mit dem Porsche zu Aldi": CSU-Ministerin wettert in TV-Talk gegen Spar-Mentalität
Tragen an der Misere der Landwirte die Konsumenten eine Mitschuld? Eindeutig - findet die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Im BR-Talk "Der Sonntags-Stammtisch" regte sich die CSU-Politikerin über die Spar-Mentalität der Deutschen an der Supermarktkasse auf.
In der Diskussion um Agrarsubventionen und Bauernproteste hat die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland scharf kritisiert. Auch sie hätten mit ihrem Kaufverhalten großen Einfluss auf die aktuelle Problemlage. "Wir haben die höchsten Durchschnittslöhne, aber geben am wenigsten für Lebensmittel aus. Das ist etwas, was mich total entrüstet", sagte die CSU-Politikerin in der BR-Sendung "Der Sonntags-Stammtisch" (Ausgabe vom 3. März).
In Ländern wie Frankreich, Italien und Kroatien fahre man "mit dem Fiat 500 zum Markt und kauft beste Ware zu gutem Preis. Was macht der Deutsche? Fährt mit dem Porsche Cayenne oder mit dem Audi A8 zu Aldi und kauft das Billigste, das es gerade so braucht." Hier mangele es den Deutschen an entsprechender "Bewusstseinsbildung".
Über Unterstützung für die Bauern könne man im Einzelnen diskutieren, räumte Kaniber im BR-Talk ein. Die staatlichen Zuwendungen für Landwirte seien jedoch "keine Subventionen, sondern Ausgleichszahlungen, damit wir die Lebensmittel zu den Preisen haben, wie wir sie haben". Die gemeinsame Agrarpolitik Europas sei entstanden, um die Menschen in der Nachkriegszeit mit bezahlbaren Lebensmitteln zu versorgen. Seither habe man es aber verpasst, "die Preise ordentlich anzuheben". Und in Deutschland werde bei Lebensmitteln eben besonders gespart.
Ex-Ski-Ass Hilde Gerg: "Man fährt dann halt mal mit einem Traktor ein bisschen langsamer"
Ebenfalls kritisch bewerte die CSU-Ministerin jene Bauernproteste, die mit aggressiver Symbolik auffielen: "Das geht nicht", stellte Kaniber klar. Mit Blick auf die Ausschreitungen demonstrierender Bauern zuletzt in Brüssel hielt sie fest: "Man bringt damit die gesamte Branche unter Druck, eine Verallgemeinerung findet statt. Man kann nur von Herzen bitten, es nicht auf diese Art und Weise zu tun." Aus Verärgerung über die EU-Agrarpolitik waren unter anderem Polizeisperren durchbrochen, Güllefässer entleert und Reifen angezündet worden.
Ein anderer Gast beim "Sonntags-Stammtisch" bekannte sich dazu, selbst an Protesten teilgenommen zu haben. "Man fährt dann halt mal mit einem Traktor ein bisschen langsamer, dass man die Leute blockiert und auf sich aufmerksam macht", erklärte die ehemalige Skirennläuferin Hilde Gerg. Die Olympiasiegerin von Nagano (1998) bewirtschaftet in Oberbayern zwei Hektar Wiese und elf Hektar Wald. Doch auch ihr ist es wichtig, beim Protest mit dem Traktor keine Grenzen zu überschreiten, wie sie betont: "Ich habe keinen Galgen drauf, das finde ich auch nicht richtig. Die Sprache muss passen."