Protest wegen Mordanklage: Londoner Polizisten geben ihre Waffen ab

Protest wegen Mordanklage: Londoner Polizisten geben ihre Waffen ab

Das britische Verteidigungsministerium bietet Soldaten an, um die bewaffnete Polizei in London zu unterstützen und teilweise zu ersetzen. Denn Dutzende Beamte haben ihren Dienst mit Schusswaffen vorübergehend quittiert.

Eine Quelle sagte gegenüber der BBC, dass mehr als 100 Beamte der Metropolitan Police ihre Genehmigung zum Tragen von Waffen abgegeben hätten.

Zu diesem höchst ungewöhnlichen Schritt haben sich die Gesetzeshüter entschlossen, nachdem ein Polizeibeamter des Mordes an Chris Kaba angeklagt wurde. Der 24-jährige Schwarze wurde durch einen Schuss in sein Fahrzeug im Süden Londons tödlich getroffen.

Wegen der vielen abgegebenen Genehmigungen zum Waffentragen hat das Innenministerium jetzt um die Unterstützung der Armee gebeten, falls ein Mangel an bewaffneten Beamten auftreten sollte. "Dies ist eine Notlösung, die nur unter besonderen Umständen und in Fällen, in denen eine angemessene polizeiliche Reaktion nicht möglich ist, zum Einsatz kommen würde", sagte ein Polizeisprecher.

Soldaten sollen Polizisten vorübergehend ersetzen

Das Verteidigungsministerium teilte mit, dass es sich bereit erklärt habe, der Regierung diese Unterstützung "im Bedarfsfall" zu gewähren. Die meisten der 34.000 Londoner Polizeibeamten sind unbewaffnet. Von denjenigen, die unbewaffnet sind, sind "viele besorgt" über die möglichen Folgen, sagte ein Sprecher der Metropolitan Police.

Sie fürchten, dass "die Entscheidungen, die sie unter schwierigsten Umständen treffen, anders beurteilt werden könnten." Eine Reihe von Beamten habe beschlossen, auf die Erlaubnis zur bewaffneten Polizeiarbeit zu verzichten, während sie ihre Position überdenken, so der Sprecher weiter.

Angesichts des Ausmaßes der Bewegung wurden bewaffnete Beamte der umliegenden Polizeikräfte mobilisiert, um am Samstagabend in London zu patrouillieren, wie die britische Nachrichtenagentur PA berichtet.

Die Londoner Polizei verfügt über eine "beträchtliche Kapazität" an bewaffneten Beamten, die in der gesamten britischen Hauptstadt und an Orten wie dem Parlament, diplomatischen Einrichtungen und Flughäfen eingesetzt werden, so der Londoner Polizeisprecher. "Unsere Priorität ist die öffentliche Sicherheit."

Londoner Polizeichef hat Verständnis für den Protest

Innenministerin Suella Braverman drückte ihre "volle Unterstützung" für bewaffnete Beamte aus, die "ihr Leben riskieren, um unsere Sicherheit zu gewährleisten". Sie sagte, Polizeibeamte müssten "unter außerordentlichem Druck in Sekundenbruchteilen Entscheidungen treffen."

Am Samstag erklärte der Londoner Polizeichef Mark Rowley, er habe sich mit 70 bewaffneten Polizisten getroffen und finde deren Besorgnis "verständlich".

In einem Land, in dem sich die Strafverfolgungsbehörden um einen traditionell konsensorientierten Ansatz mit der Öffentlichkeit bemühen, befindet sich die Londoner Polizei in einer tiefen Vertrauenskrise.

Polizeibeamten werden eine Reihe von Verbrechen vorgeworfen, darunter die Vergewaltigung und der Mord an einer 33-jährigen Frau im März 2021. Eine groß angelegte Säuberungsaktion bei Scotland Yard hat zur Suspendierung oder Versetzung von 1.000 Polizeibeamten geführt.