Rangnick und Bayern: Wird es wieder "ganz knapp"?

Was für eine Machtdemonstration! Mit 6:1 fertigte Österreich im Wiener Ernst-Happel-Stadion die Türkei ab und sammelte damit drei Tage nach dem Sieg in der Slowakei weiter Selbstvertrauen für die EM. Es war der fünfte Sieg in Folge, darunter das Ausrufezeichen gegen Deutschland im November. Und mittendrin: Ralf Rangnick.

„Die zweite Halbzeit war nahezu perfekt. Viel besser kannst du nicht spielen“, schwärmte Rangnick nach dem Kantersieg von seiner Mannschaft, aus der vom SC Freiburg Michael Gregoritsch mit einem Dreierpack herausragte. Mit Christoph Baumgartner (RB Leipzig) und Xaver Schlager (VfL Wolfsburg) trafen weitere Bundesliga-Spieler.

Von einer „absoluten Willensleistung“ sprach Rangnick und betonte, dass es in beiden Partien auch eine schwächere Phase in der ersten Halbzeit gegeben habe. Gegen die Türkei wurde diese mit dem Ausgleich bestraft. Bemerkenswert dabei, wie das ÖFB-Team darauf reagierte und mit drei Treffern kurz vor und nach der Pause die Weichen auf Sieg stellte. „Es war eindrucksvoll, was wir über weite Strecken gegen den Ball gespielt haben“, so Rangnick weiter.

Rangnick führt selbstbewusste Österreicher zur EM

Umso eindrucksvoller ist diese Tatsache mit Blick auf das Personal: Mit Philipp Lienhart, Marko Arnautovic, Gernot Trauner oder auch David Alaba fehlten absolute Leistungsträger. Alabas EM-Teilnahme wird ein Wettlauf gegen die Zeit. Mit Frankreich, der Niederlande und Polen wartet dort eine überaus anspruchsvolle Gruppe.

Doch das Selbstvertrauen in der Alpenrepublik ist in den vergangenen Monaten gewachsen. „Wir haben uns nicht für die EURO nach dem Olympischen Motto, dabei sein ist alles, qualifiziert, sondern wir wollen die Leistungen auch dann auf den Platz bringen“, betonte Rangnick. Nach holprigem Start nach seiner Amtsübernahme im Sommer 2022 hat Österreich nur eine der vergangenen 14 Partien verloren.

Kein Wunder, dass Rangnicks Name auch außerhalb Österreichs Gesprächsthema ist. Vor seiner Zeit beim ÖFB hat der gebürtige Schwabe jahrelang als Vereinstrainer für RB Leipzig, Schalke 04 oder die TSG Hoffenheim gearbeitet. Vor Österreich gab es ein halbjähriges Intermezzo bei Manchester United.

Matthäus plädiert für Rangnick als Bayern-Kandidat

Von Rangnicks Qualitäten vollkommen überzeugt ist auch Lothar Matthäus. Dem FC Bayern, der nach einem Nachfolger von Thomas Tuchel sucht, legt er deshalb den Fußballlehrer ans Herzen. „Ralf Rangnick muss sich auf der Liste befinden, die Max Eberl erstellt hat“, betonte der Rekordnationalspieler in seiner Rolle als Interwetten-Botschafter. Der Bayern-Sportvorstand hatte bereits bestätigt, dass es eine solche Liste gebe.

„Wo er gearbeitet hat, hat er immer erfolgreiche Arbeit geleistet. Er hat attraktiven Fußball spielen lassen, auch jetzt mit den Österreichern, das hat man gegen Deutschland gesehen“, schwärmte Matthäus von Rangnick. Zudem setze er auf jungen Spieler - „der Weg, den auch die Bayern unter Eberl zum Teil einschlagen wollen“.

Dass es mit Rangnick, der in seinen Klubs zumeist viel Verantwortung und ein entsprechendes Mitspracherecht hatte, auf zwischenmenschlicher Ebene zu Problemen kommen könnte, glaubt Matthäus nicht. Rangnick müsse sich jedoch anpassen. „Bei Bayern München bist du nicht der Alleinunterhalter wie bei Red Bull Salzburg.“

Bayern-Trainer Rangnick: „Es war ganz knapp“

Es wäre nicht das erste Mal, dass sich Bayern mit Rangnick befassen würde. „Öfters“ sei Rangnick in der Vergangenheit bereits im Gespräch gewesen, betonte Ehrenpräsident Uli Hoeneß Ende 2023 bei Servus TV. „Das eine oder andere Mal war es ganz knapp, dass er Trainer beim FC Bayern geworden wäre.“

Rangnick selbst berichtete in der Sport Bild von einem engen Austausch 2019. Ex-Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge hätte ihn im Frühjahr kontaktiert und sich für ihn eingesetzt. Der damalige Trainer Niko Kovac habe sich dann aber noch bis November im Amt gehalten. „Als Bayern 1:5 in Frankfurt verlor, kam noch einmal ein Anruf aus München, die Wahl fiel aber dann letztlich auf Hansi Flick. Und der hat es bekanntlich ja nicht so schlecht gemacht“, erklärte Rangnick.

Und nun? Rangnicks Vertrag in Österreich läuft bis zur WM 2026 in den USA und Kanada. Mehrfach betonte er seine „sehr hohe Jobzufriedenheit“. Doch könnte er bei einer erneuten Anfrage aus München schwach werden? Rangnick wohnt in der Nähe von Salzburg - ein Katzensprung in die bayerische Landeshauptstadt.

Auf eine zeitnahe Entscheidung in München deutet derzeit nichts hin, laut Sport Bild soll Eberl erst bei der nächsten Sitzung des Aufsichtsrats im Mai die Ergebnisse seiner Trainersuche präsentieren.

Als Top-Kandidat gilt jedoch weiter Leverkusens Xabi Alonso - sollte dieser seine Bereitschaft signalisieren. Eberl betonte, seine „Prioritäten“ abzuarbeiten, zudem seien einige Kandidaten vertraglich gebunden. „Was kann das kosten, können wir uns das leisten? Es gibt da ganz viele Facetten.“