Regeländerung nach tragischem Tod?
Der Tod des ehemaligen DEL-Profis Adam Johnson hat tiefe Betroffenheit ausgelöst. Am Samstag starb der 29-Jährige an den Folgen eines Kufenschnitts am Hals, den er sich beim Spiel seiner Nottingham Panthers bei den Sheffield Steelers zugezogen hatte.
Laut einer Mitteilung des englischen Teams sei Johnsons Unglück ein „freak accident“, also ein außergewöhnlicher Unfall gewesen. „Es gibt keinen Eishockeyspieler, der sich vornimmt: ‚Den fahr ich jetzt ins Krankenhaus‘“, betonte auch Dominik Bittner, Verteidiger des EHC Red Bull München, am Rande der Partie gegen die Nürnberg Ice Tigers.
Vielmehr gehe es stets darum, eine „feine Linie“ in Zweikämpfen zu finden. „Eine gewisse Härte gehört zu unserem Sport, und die darf nicht verloren gehen.“ Dennoch wirft der Vorfall Fragen auf. Die immer häufiger auftretenden Kufenverletzungen entfachen erneute Debatten über Schutzvorkehrungen im Eishockey.
Equipment auf dem Prüfstand
In erster Linie werden die Forderungen lauter, dass die Spieler dazu verpflichtet werden sollten, einen schnittfesten Halsschutz zu tragen. In der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist das Tragen eines Halsschutzes beispielsweise keine Pflicht, in der schwedischen oder finnischen Liga dagegen schon. Auch die norwegische Liga beschloss am Montag, die Ausrüstung zur Pflicht zu machen. Das berichtete die Zeitung Dagbladet.
Wichtig für Veränderungen: Der „falsche Stolz von Seiten der Spieler“ muss laut Bittner fallen. Athleten, die mit Halsschutz spielen, werden teilweise belächelt. Münchens Trainer Toni Söderholm, der während seiner Zeit als aktiver Spieler in Nordeuropa zum Tragen eines Halsschutzes verpflichtet war, erklärte: „Wenn ein Spieler jetzt darüber reden will oder Ausrüstungsbedarf da ist, dann schauen wir, dass er das auch bekommt.“
Auch DEL-Legende Stefan Ustorfs positionierte sich klar. „Das macht man jetzt zur Regel - und fertig“, erklärte der aktuelle Nürnberger Sportdirektor. Beim Auswärtsspiel seines Klubs in München, bei dem auch sein Sohn Jake auf dem Eis stand, habe er „zum ersten Mal Angst gehabt, ein Eishockeyspiel anzuschauen“.
Einführung eines Halsschutzes im Profibereich wird diskutiert
Oftmals sind es tragische Umstände, die zu einer Revolution von Sicherheitsmaßnahmen führen. Dies deutet sich auch im Fall Johnson an. In einer Erklärung des britischen Eishockey-Verbandes EIHA wird eine „dringende Empfehlung“ ausgesprochen, künftig einen Halsschutz zu tragen.
„Diese ‚dringende Empfehlung‘ gilt bis zum 31. Dezember 2023 und wird danach zu einer verbindlichen Anforderung“, erklärt der Verband. Nur aufgrund von erwarteten Lieferengpässen zögert sich die verpflichtende Durchsetzung hinaus.
Eine Schutzmaßnahme, die sich unter Umständen auch in weiteren Teilen der Welt durchsetzen könnte. In Deutschland ist ein sogenannter Halsschutz bereits bis zum Alter von 20 Jahren im Nachwuchsbereich verpflichtend. Ende November soll eine mögliche Einführung im Profibereich bei einer Sitzung der sportlichen Leiter diskutiert werden, bestätigte Spielbetriebsleiter Jörg von Ameln dem SID.