Nagelsmann nach EM weg? DFB-Boss wird deutlich

Wie geht es für Bundestrainer Julian Nagelsmann nach der EM weiter? Der Vertrag des 36-Jährigen endet mit dem Heim-Turnier im Sommer. DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig hat zu Nagelsmanns Zukunft deutliche Worte gefunden.

„Einen erfolgreichen Bundestrainer schickt man nicht weg“, sagte der 60-Jährige beim Focus. „Ich gehöre nicht zu denen, die jetzt Platzierungen vorgeben. Wichtig wäre, dass uns die Herzen zufliegen. Das wäre schon mal nicht schlecht.“

Kein Kontakt zu Klopp

Kontakt zu einem möglichen Nachfolger gebe es nicht - auch nicht zu Jürgen Klopp: „Wir respektieren, was er und sein Management gesagt haben. Er möchte eine Pause haben und deshalb ist das auch kein Thema. Es gab keinen Kontakt. Er hat sich selbst eine Auszeit verordnet.“

Gesellschaftspolitisch sieht Rettig den DFB ebenso wie den "Profifußball insgesamt" in der Verantwortung: "Eine Branche, die ihr Geld mit und durch die Öffentlichkeit verdient, braucht gesellschaftliche Akzeptanz. Anders als in der Realwirtschaft gibt es im Profifußball eine emotionale Rendite, die wir sichern müssen", sagte Rettig und fügte an: "Das heißt auch, dass wir in diesen schwierigen Zeiten Hoffnung und Orientierung geben. Und der Sport – und der Fußball ist ein großer Teil davon – hat auch eine Verantwortung, durch das Miteinander rechten Tendenzen entgegenzuwirken und in Zeiten von Fake News ein wichtiger Ratgeber und Wegweiser zu sein."

Vor diesen Hintergründen und im Rückblick auf die Regenbogenbinden-Debatte in Katar soll die EM nach den Vorstellungen des 60-Jährigen "wieder einen positiven Spirit erzeugen". Besucher aus dem Ausland sollen wie vor 18 Jahren künftig auch gerne an die EM zurückdenken können, meinte Rettig: "Diese Willkommenskultur und Gastfreundschaft wieder zu zeigen, ist für mich die stärkste gesellschaftliche Aufgabe und Botschaft, die wir hinterlassen sollten."

„Wir dürfen nicht alles auf den DFB schieben“

Die momentan fehlende EM-Euphorie hat aus Rettigs Sicht mehr Ursachen als nur wiederkehrende Enttäuschungen der deutschen Nationalmannschaft. "Wir dürfen nicht alles auf den DFB schieben. Zur Vorfreude und zur Emotionalität gehören auch Rahmenbedingungen außerhalb des Fußballs. Wir sind in einer sehr schwierigen Situation in unserem Land. Wir haben Krieg in Europa, wirtschaftliche Probleme und eine gesellschaftliche Spaltung, die durch rechte Gruppierungen hervorgerufen wird. Für viele ist die EM noch sehr weit weg, weil wir im Hier und Jetzt ganz andere Probleme haben", erklärte der frühere Bundesliga-Manager.

Entsprechend gehört für Rettig auch eine EM-Begeisterung um das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann zu den Gradmessern für ein erfolgreiches EM-Turnier: „Wichtig wäre, dass uns die Herzen zu fliegen. Das wäre schon mal nicht schlecht.“

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Mit SID (Sport-Informations-Dienst)