Russland exportiert sein Nuklear-Know-how - nicht nur an die Türkei

Die Türkei hat diese Woche ihr erstes Kernkraftwerk eröffnet. Es wird von einer Tochtergesellschaft des staatlichen russischen Energieunternehmens Rosatom finanziert und gebaut... - angesichts der geopolitischen Lage ein überraschender Schritt.

Die Türkei ist nicht das einzige Land mit russischem Einfluss auf die Atomkraft. Moskau hilft gerne mit seinem Nuklear-Know-how weltweit. Und für Länder, die ihre Produkte bei der Energieversorgung diversifizieren müssen, ist die Zusammenarbeit mit Russland attraktiv.

Indra Overland vom Institut für Internationale Angelegenheiten in Norwegen sagt: "Russland bietet alles in Einem an: alle Ebenen der Zusammenarbeit, von der Schulung des Personals über die Planung bis hin zum Bau der Anlage, zur Brennstoffversorgung, zur Betreuung. Auch den Abfall regeln die Russen."

Das Portfolio der Auslandsaufträge umfasst 36 Blöcke in verschiedenen Stadien der Umsetzung.

Im Jahr 2020 überstieg dieses Geschäftsportfolio laut Rosatom umgerechnet 125,5 Milliarden Euro. Experten zufolge nutzt Moskau die Atomkraftwerke, um "sanften Druck" auszuüben.

Indra Overland: "Rosatom, das staatliche Nuklearunternehmen und seine Tochterfirmen sind wichtige Einnahmequellen für Russland. Auch für die Zukunft. Mit der Arbeit, die Russland bisher geleistet hat, wurden Abhängigkeiten geschaffen, starke Verbindungen auf vielen verschiedenen Ebenen zwischen Russland und vielen Ländern auf der ganzen Welt."

Nach der Invasion der Ukraine verhängte der Westen Sanktionen gegen Russland. Reichen sie aus, um Moskaus Nuklearstrategie zu durchkreuzen?

Indra Overland meint: "Russland ist ziemlich gut darin, Sanktionen zu umgehen und sich anzupassen. Und der Westen überschätzt häufig die Wirkung von Sanktionen und setzt sich nicht aktiv genug für die Durchsetzung der Sanktionen ein, um Russland wirklich zu stoppen. Wenn der Westen also Russland aufhalten will, bedarf es wahrscheinlich härterer Sanktionen."