Salman Rushdie im ZDF: "Das Schwierigste ist, mit nur einem Auge leben zu müssen"
Knapp zwei Jahre nach dem Messerangriff auf ihn hat Salman Rushdie das Trauma in einem Buch verarbeitet. In einem Interview fürs ZDF-"Morgenmagazin" offenbarte der indisch-britische Schriftsteller die Folgen der Tat.
In einem Interview für das ZDF-"Morgenmagazin" hat sich Salman Rushdie schonungslos offen über sein Leben nach dem Mordanschlag vom August 2022 geäußert. Dass er den Messerangriff des Islamisten überlebt habe, sei ein "medizinisches Wunder", sagte der Autor im Gespräch, das im Goethe-Institut in New York stattfand. Dennoch sei sein Alltag heute beschwerlich.
"Das Schwierigste ist, mit nur einem Auge leben zu müssen", klagte der 76-Jährige. "Auf der Straße stolpere ich in Menschen hinein, weil ich sie im Augenwinkel nicht sehe." 24 Jahre lange habe er in seiner Wahlheimat New York "eigentlich ein normales Leben als Schriftsteller führen" können. "Ich dachte, dass die schlimmste Zeit vorbei sei. Dann passierte das."
Salman Rushdie: "Bitte lesen Sie meine Bücher!"
Salman Rushdie wurde am 12. August 2022 bei einer Literaturveranstaltung in Chautauqua im US-Bundesstaat New York durch Messerstiche an Hals, Gesicht, Leber und Arm schwer verletzt. Der Angreifer, ein zur Tatzeit 24-jähriger Islamist mit libanesischen Wurzeln, wurde verhaftet. Er hatte versucht, einen Mordaufruf in die Tat umzusetzen, den der Oberste Führer des Iran, Ruhollah Chomeini, 1989 als Reaktion auf den Roman "Die satanischen Verse" in die Welt gesetzt hatte.
In seinem aktuellen Buch "Knife" verarbeitet Rushdie die Konsequenzen des Attentats, unter anderem führt er ein fiktives Streitgespräch mit dem Angreifer. "Ich wollte die Werkzeuge nutzen, die ich habe, um auf diesen Gewaltakt zu antworten", erläuterte der Autor seine Vorgehensweise. "Die Sprache ist meine Waffe, sie ist mein Messer." Die ZDF-Zuschauer rief er auf: "Bitte lesen Sie meine Bücher! Denn die Absicht, mich zu ermorden, hatte ja zum Zweck, meine Stimme zum Schweigen zu bringen. Ich will meine Stimme wiedergewinnen. Ein Weg dahin ist, die Menschen dazu zu bringen, zu lesen, was ich schreibe."