Samsung-Angestellte in Südkorea streiken erstmals in der Firmengeschichte

Die Beschäftigten des südkoreanischen Technologiekonzerns Samsung Electronics haben mit dem ersten Streik der Unternehmensgeschichte am Freitag ein Zeichen gesetzt. Die Streikteilnehmer nahmen kollektiv einen bezahlten Urlaubstag. (ANTHONY WALLACE)
Die Beschäftigten des südkoreanischen Technologiekonzerns Samsung Electronics haben mit dem ersten Streik der Unternehmensgeschichte am Freitag ein Zeichen gesetzt. Die Streikteilnehmer nahmen kollektiv einen bezahlten Urlaubstag. (ANTHONY WALLACE)

Die Beschäftigten des südkoreanischen Technologiekonzerns Samsung Electronics haben mit dem ersten Streik der Unternehmensgeschichte am Freitag ein Zeichen gesetzt. Die Streikteilnehmer hätten kollektiv einen bezahlten Urlaubstag genommen, sagte der Vorsitzende der Unternehmensgewerkschaft, Son Woo Mok, die zehntausende Beschäftigte vertritt. Der Konzern zeigte sich gelassen bezüglich der Auswirkungen auf die Produktion - die Aktion hatte aber einen hohen symbolischen Wert.

Samsung Electronics ist einer der weltweit größten Elektronikkonzerne und Smartphone-Hersteller. Der Konzern gehört außerdem zur Speerspitze der Hersteller höchst leistungsfähiger Computerchips, die für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz benötigt werden. Seit Januar laufen Tarifverhandlungen, die Angestellten fordern unter anderem mehr Lohn. Eine Einigung beider Seiten war bislang nicht in Sicht.

Der Gewerkschaftsvorsitzende geht davon aus, dass sich viele Beschäftigte an der Streikaktion beteiligten. Eine genaue Zahl könne er nicht nennen, aber der Anwesenheit am Arbeitsplatz nach zu urteilen "gibt es einen bedeutenden Unterschied zu einem normalen Tag". Sein Stellvertreter Lee Hyun Kuk ergänzte, es sei zwar vor allem eine "symbolische" Aktion, aber es sei "ein Anfang". Demnach schließt die Gewerkschaft weitere Streikaktionen und auch einen Generalstreik nicht aus, sollten sich die Arbeitgeber nicht gesprächsbereit zeigen.

Der Konzern gab sich gelassen. "Es gibt keine Auswirkungen auf die Produktion und die Geschäftsaktivitäten", erklärte das Unternehmen. Außerdem fällt der eintägige Streik in die Ferienzeit in Südkorea. Die Anpassung der Personalstärke dürfte dem Unternehmen daher nicht schwer fallen. Das Branchenmagazin "Trendforce" hob auch den hohen Grad der Automatisierung der Produktion hervor. Durch den Streik seien keine großen Auswirkungen zu erwarten.

Dennoch ist die Aktion historisch. Samsung habe sich jahrzehntelang erfolgreich gegen jede gewerkschaftliche Organisation seiner Beschäftigten gewehrt, sagte Vladimir Tikhonov, Professor für Koreanistik an der Universität Oslo, der Nachrichtenagentur AFP. Die kollektive Aktion zeige, dass "es in Südkorea eine allmähliche Tendenz zur Stärkung der Arbeitnehmerschaft gibt".

Vor dem Samsung-Sitz in Seoul protestierten am Freitag dann auch etwa zehn Beschäftigte und riefen "Respektiert die Arbeit". Der Gewerkschaft geht es nach eigenen Worten auch gar nicht darum, die Produktion lahmzulegen, das sei nicht gewollt. "Wir möchten nur, dass Samsung unsere Stimme hört", sagte Gewerkschafter Lee.

Zuletzt hatte Samsung den Beschäftigten 5,1 Prozent mehr Lohn geboten. Die Gewerkschaft teilte am Freitag ihre Bereitschaft mit, dieses Angebot "gütig zu prüfen". Voraussetzung sei aber, dass das Unternehmen einen zusätzlichen bezahlten Urlaubstag pro Jahr sowie transparente leistungsbezogene Boni anbietet.

hcy/pe