Sandra Hüller: Die "Spielwütige" und ihr unaufhaltsamer Erfolg
Die Karriere von Schauspielerin Sandra Hüller hat atemberaubende Züge angenommen: Sie gewann 2023 für "Anatomie eines Falls" den Europäischen Filmpreis. Anfang 2024 könnte sich ein Golden Globe Award dazugesellen.
Sie ist der Star der Stunde: Sandra Hüller (45) erhielt jüngst den Europäischen Filmpreis, und auch die Kritiker der "Los Angeles Film Critics Association" haben sie vor wenigen Tagene für die beste Leistung ausgezeichnet. Und das muss noch nicht alles gewesen sein. Am 7. Januar 2024 kann Hüller für ihre Hauptrolle in "Anatomie eines Falls" sogar mit einem Golden Globe Award ausgezeichnet werden. Das könnte auf dem Weg zum großen globalen Ruhm aber auch nur eine Zwischenstation sein: Im März werden die Oscars verliehen ...
Der letzte Deutsche, der einen Golden Globe Award, die renommierte amerikanische Auszeichnung für Kinofilme und Fernsehsendungen, einheimste, war Hans Zimmer (66). Er gewann 2022 den Preis für seine Filmmusik für "Dune". Es könnte sein, dass Sandra Hüller am 7. Januar 2024 bei der 81. Golden Globe Awards-Zeremonie in seine Fußstapfen tritt: Die 45-Jährige ist für ihre Leistung in "Anatomie eines Falls" als "beste Hauptdarstellerin in einem Drama" nominiert. Was zudem träumen lässt: Die Golden Globe Awards dienen als Fingerzeig für die Oscarverleihung, die nächstes Jahr im März stattfindet. 2022 gewann Hans Zimmer nach dem Golden Globe auch den Oscar. Es könnte also ein gutes Omen für Hüller sein, sollte sie im Januar den Golden Globe entgegennehmen können.
Doch selbst wenn sie keinen der begehrten Preise erhält, war 2023 das erfolgreichste Karrierejahr der Schauspielerin. Es bescherte Hüller, laut "Gala" "die beste deutsche Schauspielerin ihrer Generation", endlich den internationalen Durchbruch.
Sandra Hüller: Ihre erste große Liebe war das Theater
Sandra Hüller, Pädagogentochter aus Suhl, spürte früh die Schauspiellust in sich. Schon in der Schule buchte sie Theaterkurse und Workshops. Nach dem Abitur im thüringischen Friedrichroda studierte sie von 1996 bis 2000 an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin. Danach wirkte sie in Theaterensembles in Jena, Leipzig, Basel, München und Bochum. Gastspiele führten sie nach Berlin, Zürich und Freiburg und auch zu den Salzburger Festspielen. Ihrer Liebe, dem Theater, blieb sie auch treu, als sie (ab 1999) erste kleine Filmrollen übernahm. Noch heute ist sie Ensemblemitglied am Schauspielhaus Bochum, ihrem zweiten Wohnsitz neben Leipzig, wo sie mit Lebensgefährte und Tochter lebt.
Das Kino entdeckte sie 2006: Für ihre insgesamt erst fünfte Filmarbeit, die Hauptrolle in "Requiem", wurde sie für ihre Darstellung einer an Epilepsie erkrankten jungen Frau mit den Bayerischen und dem Deutschen Filmpreis sowie dem Silbernen Bären der Berlinale ausgezeichnet. Kritikerlob und Festivalpreise gab es auch für "Über uns das All" (2011).
"Toni Erdmann": Sandra Hüller sammelte erste Oscarerfahrungen
2017 sammelte Hüller erstmals Oscarerfahrung. Das Drama "Toni Erdmann", in dem sie die weibliche Hauptrolle spielte, war als "bester ausländischer Film" nominiert. Zwar gab's keinen goldigen "Glatzkopf" für den Film, für Hüller regnete es dafür Lob und Auszeichnungen für ihre Leistung. Sie schaffte den "Hattrick" und gewann den Bayerischen, Deutschen und Europäischen Filmpreis. Im selben Jahr erhielt sie eine besondere Ehrung: Sie wurde für ihre schauspielerischen Leistungen sogar in die Berliner Akademie der Künste aufgenommen, was für Kunstschaffende einem Ritterschlag gleichkommt.
Obwohl sie danach in populären Produktionen wie "Fack Ju Göhte 3" (2017) und "25 km/h" (2018) und dem viel gelobten " Proxima - Die Astronautin" (2019) mitwirkte, wurde es cineastisch wieder etwas stiller um sie. Bis sie nun 2023 mit voller Wucht ins Rampenlicht zurückkehrte.
Sandra Hüller gelingt 2023 ein cineastischer Doppelschlag
Hüller, die laut "Gala" von Brancheninsidern "die Spielwütige" genannt wird, lieferte erst die schwarze Komödie "Sisi & ich" ab und danach "The Zone Of Interest" und "Anatomie eines Falls". Die beiden letztgenannten ließen sie innerhalb weniger Wochen zum international beachteten Star werden.
In "In The Zone", einer internationalen Koproduktion (Großbritannien, USA, Polen), agiert sie als Hedwig, Ehefrau des Lagerkommandanten des KZ Auschwitz, Rudolf Höss. Der Film wurde als britischer Kandidat für den "Auslandsoscar" 2024 ausgewählt und bei den Filmfestspielen von Cannes 2023 mit dem "Großen Preis der Jury" geehrt, der zweitwichtigsten Auszeichnung. Der wichtigste Preis, die "Goldene Palme", ging in Cannes an "Anatomie eines Falls" - und auch in dieser Produktion spielt Sandra Hüller die weibliche Hauptrolle.
Geht Sandra Hüller sogar ins Rennen um einen Oscar?
In dem französischen Drama "Anatomie eines Falls" spielt Hüller die Romanautorin Sandra, die in Verdacht gerät, ihren Ehemann ermordet zu haben. Für ihr eindringliches Spiel wurde Hüller mit ihrem zweiten Europäischen Filmpreis sowie der Nominierung für einen Golden Globe belohnt.
Als Nominierte in der Kategorie "beste Hauptdarstellerin in einem Drama" ist sie in illustrer Gesellschaft. Annette Benning (65, "Nyad") hat bereits zwei Golden Globes zu Hause stehen. Lily Gladstone (37, "Killers of the Flower Moon") wurde für den Western mit Robert de Niro und Leonardi DiCaprio bereits mit dem New York Film Critics Circle Award ausgezeichnet. Greta Lee (40, "Past Lives") wurde bei der Berlinale für ihre Leistung gelobt. Carey Mulligan (38, "Maestro") beeindruckte in der Filmbiografie von Bradley Cooper über Leonard Bernstein als dessen Ehefrau. Cailee Spaeny (26, "Priscilla") schließlich spielte in der Filmbiografie von Sofia Coppolla über Elvis Presleys Ehefrau die Hauptrolle so überzeugend, dass sie bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2023 den Darstellerpreis bekam.
Starke Konkurrenz für Sandra Hüller. Aber egal, ob ihre starken Leistungen dieses Jahres mit vergoldeten Statuetten belohnt werden, die Richtung ihres weiteren Karrierewege scheint vorgezeichnet: aufwärts.