War es das wert?
Geld wirft Körbe und sorgt für den Erfolg? Nein, ganz sicher nicht. Das jüngste Beispiel sind die Phoenix Suns. Die NBA-Franchise zahlt ihrem Superstar-Trio rund 130 Millionen Dollar und hat den teuersten Kader der Liga-Historie. Trotzdem schied sie krachend aus den Playoffs aus und wurde in der ersten Playoff-Runde von Anthony Edwards und den Minnesota Timberwolves in den Urlaub geschickt – ohne überhaupt ein einziges Spiel zu gewinnen.
Selbst unglaubliche 82 Punkte von Kevin Durant (33 Zähler) und Devin Booker (49) halfen in Spiel vier nicht, weil die restlichen sechs Suns-Spieler zusammen lediglich 34 Punkte beisteuerten. Dazu enttäuschte Bradley Beal, der dritte Kopf des Superstar-Trios, mit nur neun Punkten auf ganzer Linie.
Nach dem Sweep richtet sich der kritische Blick schnell auf Head Coach Frank Vogel, der selbstverständlich einen Anteil an der Misere hat. Aber ist wirklich er das Problem, sind es die Spieler selbst - oder gar das Konstrukt des Superteams an sich? Und wie soll es mit den Suns überhaupt weitergehen, schließlich bleibt aufgrund einiger Sanktionen für General Manager James Jones wenig Spielraum bei der Kader-Optimierung. Auf der Suche nach den Ursachen findet man bei den Suns reichlich Ansätze.
Vogel wackelt, aber er ist nicht das einzige Problem
Zunächst zu Vogel: Wie The Athletic berichtet, soll sein Stuhl durchaus wackeln. Anders als bei GM Jones, soll ein Wechsel auf der Trainer-Position ein Thema sein. Vogel soll die Kabine verloren haben – und das schon vor dem Playoff-Debakel gegen Minnesota.
Vorgeworfen wird ihm demnach unter anderem ein gestellter Wutausbruch nach einer Niederlage gegen die Clippers während der regulären Saison. In der Kabine sollen die Spieler während Vogels Ansprache nur noch mit den Augen gerollt haben, ein Akteur musste offenbar sogar zurückgehalten werden, weil er sein Lachen beinahe nicht unterdrücken konnte.
Dazu passt, dass Beal in der Minnesota-Serie nach einer Auswechslung in Spiel vier die Hand seines Coaches wegschlug, anstatt einzuschlagen. Beal scheint aber nicht der Einzige zu sein, der unzufrieden ist. Wie es in einem Team mit mehreren Ball-dominanten Superstars eben so ist, will jeder das Spielgerät haben, allerdings gibt es eben auch nur den einen Ball. So kommt es vor, dass Durant häufiger als Schütze aus der Ecke agieren musste, als es ihm lieb war. Er selbst soll darüber unzufrieden sein und innerhalb der Organisation sollen viele diese Meinung teilen. Allerdings wirft man ihm vor, dass er wenig dagegen unternehme und seine Unzufriedenheit gegenüber dem Trainer zu selten erwähne.
Der Suns-Kader ist auf Kante genäht
War nun das Verhältnis zwischen Coach und Mannschaft oder Vogels Spielsystem ein Grund für das Playoff-Debakel? Ja, definitiv. Aber war es der einzige Grund? Nein, mitnichten. Schließlich ist der ganze Kader ist auf Kante genäht. Bei kleinsten Abweichungen bricht das System zusammen. Die Suns stehen vor dem gleichen Problem, wie in der letzten Saison. Der einzige Unterschied ist, dass mit Beal ein Superstar dazugekommen ist, für den allerdings mehrere Rollenspieler weichen mussten.
Sei es, weil einer der drei Superstars nicht abliefert, wie Beal in Spiel vier. Sei es, weil einer der wenigen Rollenspieler wegbricht, wie Grayson Allen mit seiner Knöchelverletzung in Spiel zwei. Dadurch, dass so viel Geld in das dreiköpfige Monster der Suns fließt, gibt es in Arizona immer nur den Plan A. Und der funktioniert eben nur in einer perfekten Welt.
Doch wie soll es jetzt weitergehen? Den Verantwortlichen um Besitzer Mat Ishbia wird bewusst sein, dass das Team breiter aufgestellt werden muss. Doch wie baut man ein Team um, das bereits durch die Gehälter der drei besten Spieler - die alle noch mindestens zwei Jahre unter Vertrag stehen – Gehaltsgrenzen der Liga übersteigt?
Hat Phoenix seine Zukunft verkauft?
Zumal ein Aufbrechen der Big Three keine Option zu sein scheint. „Ob ich lieber Bradley Beal, Kevin Durant und Devin Booker habe, anstatt nur zwei dieser Jungs zu haben? Ich hätte lieber alle drei, zu 100 Prozent“, hatte Besitzer Ishbia im März seinen Standpunkt klargemacht. „Und ich glaube nicht, dass es einen anderen GM, Besitzer oder CEO gibt, der nicht genau das Gleiche sagen würde.“
Da dieses Szenario ausgeschlossen sein soll, wäre die naheliegendste Antwort der Draft, nur gibt es da ein Problem. Schließlich hat Phoenix fast alle Draft-Picks in den nächsten Jahren für Durant und Beal abgegeben. Immerhin haben sie in diesem Jahr noch einen Erstrunden-Pick im Draft, ehe sie in den kommenden fünf Jahren keinen Spieler in der ersten Runde auswählen dürfen.
Mit dem 22. Pick des Drafts wäre den Suns geraten, sich einen Spieler zu sichern, der ihnen sofort weiterhelfen kann, anstatt auf ein erst noch zu entwickelndes Talent zu setzen. Vor allem einen guten Schützen von der Bank könnte Phoenix gebrauchen.
Sind die Suns für Ring-Jäger überhaupt noch attraktiv?
Ein weiteres Thema ist die Zukunft von Small Forward Royce O‘Neal. Seinen Vertrag könnten die Suns für zehn Millionen Dollar Gehalt verlängern, allerdings bliebe es nicht dabei. Da man die Finanz-Regularien überschreitet, müsste man zusätzlich weitere 55 Millionen Dollar zahlen.
Den restlichen Kader muss man dann, wie schon im vergangenen Jahr, durch Spieler mit Minimum-Verträgen auffüllen. Meist sind das etablierte NBA-Spieler, die im Herbst ihrer Karriere auf Gehalt verzichten, um noch einen Championship-Ring zu ergattern.
Nach dem Erstrunden-Aus in diesem Jahr werden die Suns allerdings nicht mehr das Nummer-Eins-Ziel für die sogenannten Ring-Jäger sein. Wie schon letztes Jahr wartet auf die Suns ein Sommer voller Arbeit und Probleme.