Schiefer als Pisa: In Bologna droht der Garisenda-Turm einzustürzen
In der norditalienischen Stadt Bologna drohen zwei historische Türme einzustürzen. Einst standen etwa 100 Turmbauten als Symbole für die wohlhabendsten und einflussreichsten Familien. Jetzt bereitet nicht nur der höchste Asinelli-Turm, sondern vor allem der 47 Meter hohe Garisenda die meisten Sorgen. Seine Neigung ist schlimmer als beim schiefen Turm von Pisa.
"Für uns ist es undenkbar, die Türme zu verlieren"
Matteo Lepore, der Bürgermeister von Bologna, unterstreicht im Gespräch mit Euronews die Bedeutung der Türme: "Die beiden Türme sind das Symbol unserer Stadt. Sie werden von Dante in der Göttlichen Komödie als der schiefe Turm, die Garisenda, bezeichnet. Sie sind ein Symbol der Identität des größten mittelalterlichen historischen Zentrums in Europa. Diese Türme und Säulengänge repräsentieren das Stadtbild von Bologna . Für uns ist es undenkbar, sie zu verlieren, und deshalb müssen wir uns um sie kümmern".
Der Garisenda-Turm neigt sich seit dem Bau vor mehr als 900 Jahren, weil sich der Boden senkt.
Die Ingeneurin Raffaela Bruni koordiniert die Bauarbeiten. Sie berichtet von einer Besonderheit, die erst kürzlich festgestellt wurde. "Historisch gesehen hat der Turm eine Neigung zur Ostseite, die immer stärker wird, aber immer in dieselbe Richtung geht. In diesem Frühjahr, im Mai, wurde durch einen der Sensoren, die an den vier Ecken des Turms angebracht waren, eine neue, noch nie zuvor registrierte Senkung in südwestlicher Richtung festgestellt."
Allein die Vorbereitungen für die Sicherheit sollen zwei Jahren dauern - vor der eigentlichen Restaurierung.
Bewohner und Bewohnerinnen haben 4 Millionen Euro gespendet
Euronews-Reporter Luca Palamara betont das Engagement der Menschen in Bologna für die historischen Bauwerke: "Die Arbeiten zur Sicherung des Garisenda-Turms begannen auch dank der Spenden Einwohnern und Bürgern, die ihre Zuneigung für das Symbol der Stadt Bologna zeigen wollten."
Bürgermeister Matteo Lepore spricht von einer großartigen Mobilisierung: "Durch das Fundraising kamen fast 4 Millionen Euro zusammen, Spenden von lokalen Unternehmen und auch von Privatpersonen. Es gibt eine Website 'sosteniamoleduetorri.it' und dank dieser Mittel können wir sowohl die Instandhaltung als auch die Restaurierung durchführen".
Die Stadt versammelt sich um ihre Symbole. Alle hoffen, dass der Garisenda-Turm noch lange Zeit stabil bleibt, auch wenn er sich weiter neigt.