Sebastian Koch zum 60.: Das Rüstzeug für Hollywood
Er spielte Stauffenberg, Albert Speer und Klaus Mann - und schaffte es auch in Übersee. Sebastian Koch gehört zu den profiliertesten Schauspielern Deutschlands und ist auch international gefragt. Nun wird der Charakterdarsteller 60 Jahre alt.
Hochgelobt und preisgekrönt: "Das Leben der Anderen" (2006), "The Danish Girl" (2015) und "Werk ohne Autor" (2018) sind nur drei von zahlreichen gefeierten Produktionen aus der Vita von Sebastian Koch. Der Wahlberliner und zweifache Vater zählt zu den renommiertesten Schauspielern des Landes und ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und Hollywood als Charakterdarsteller gefragt. Nun hat Sebastian Koch das 60. Lebensjahr vollendet und muss niemandem mehr etwas beweisen. Anlass für eine kurze Bestandsaufnahme.
Seit Mitte der 80er-Jahre ist Koch im deutschen TV zu sehen, zunächst in erster Linie in Krimiserien. Später erlangte er unter anderem mit Verfilmungen historischer Stoffe wie "Die Manns - Ein Jahrhundertroman" (2001) oder "Stauffenberg" (2004) sowie "Speer und Er" (2005) Bekanntheit. Rollen in "Stirb Langsam - Ein guter Tag zum Sterben" (2013), "Bridge of Spies - Der Unterhändler" (2015) und der Serie "Homeland" (2015) beweisen, dass der in Stuttgart aufgewachsene Koch das Rüstzeug für Hollywood mitbringt. Er zählt zum elitären Kreis der deutschen Schauspieler, die es auch in den USA geschafft haben.
Sebastian Koch wurde für seine Film- und TV-Rollen mit zahlreichen Preisen geehrt. Unter anderem erhielt er zweimal den Grimme-Preis und den Globo d'Oro als Bester Europäischer Schauspieler.
"Unser Wertesystem gerät langsam ins Wanken"
Zuletzt bewies Koch in der hochkarätig besetzten ARD-Eventserie "Euer Ehren" (abrufbar in der ARD-Mediathek) sein Können als Charakterdarsteller. Darin spielt der Jubilar die Hauptrolle des zunächst rechtschaffenen Richters Jacobi, der aus Liebe zu seinem Sohn in einen kriminellen Strudel aus Lügen und Skrupellosigkeit gerät.
Die intuitiv handelnde Figur steht für Koch sinnbildlich für unseren beschädigten Moralkompass. "Unser Wertesystem gerät langsam ins Wanken: der Trumpismus in Amerika, der Rechtsruck hier in Europa - um nur zwei Beispiele zu nennen", sagte Koch gegenüber der Nachrichtenagentur teleschau. Was einst Gewissheit war, werde nun angezweifelt. "Die Werte sind nicht mehr so sicher, sie funktionieren nicht mehr", glaubt Koch. "Wenn der andere das System verlässt, nicht mehr zuhört und nur noch draufhaut, was machen wir denn dann?"
Aktueller Dreh-Boom: "Viel Mist dabei"
In den vergangenen Jahren trat Koch vor der Kamera etwas kürzer. "Es tut mir sehr gut, nicht dauernd in irgendwelchen Hotelzimmern aufzuwachen, sondern mehr zu Hause zu sein", berichtet der 60-Jährige. Von neuen Projekt-Vorschlägen ist Koch nicht einfach zu überzeugen. "Es muss echt alles stimmen, damit ich für ein Projekt zusage. Ich war schon immer sehr wählerisch und nehme es aktuell noch genauer." Warum? Aktuell gebe es einen regelrechten Dreh-Boom, da sei "auch viel Mist dabei".
Einen Ausgleich zu Film und Fernsehen bieten Koch seine symphonisch-szenischen Lesereisen quer durch die Republik. Eine Leidenschaft, der er in akuten Corona-Zeiten nicht nachgehen konnte. Üblicherweise absolviere er zwei bis drei Lesungen im Monat, die aufgrund der Maßnahmen nicht stattfinden konnten. "Das sind starke Abende, und es ist toll, auf der Bühne zu sein. Die direkte Kraft aus dem Publikum zu spüren - das ist für mich auch eine Art Theater-Ersatz", berichtete Koch der teleschau.
Schließlich war auch die Theater-Bühne lange seine Heimat. Auch dort wusste seine Rollenvielfalt zu überzeugen. Von 1982 bis 85 absolvierte er seine Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Später spielte er am Schauspielhaus Darmstadt, dem Schillertheater Berlin sowie dem Schauspielhaus Bochum.