Selenskyj bei Miosga: "Passivität der USA wäre ein schlechtes Signal"

"Passivität der USA oder das Ausbleiben der Unterstützung wären ein schlechtes Signal", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Interview mit Caren Miosga. (Bild: ARD/ Thomas Ernst)
"Passivität der USA oder das Ausbleiben der Unterstützung wären ein schlechtes Signal", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Interview mit Caren Miosga. (Bild: ARD/ Thomas Ernst)

Am Sonntagabend sprach Caren Miosga in ihrer Talkshow im Ersten mit einem Staatsoberhaupt. Zum Talk mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist sie in die Ukraine gereist.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wünscht sich eine führende Rolle Deutschlands, falls Donald Trump die Wahlen in den USA am 5. November gewinnen sollte. In der ARD-Talkshow "Caren Miosga" sagte er am Sonntag, Deutschland könne es schaffen, die EU zu konsolidieren, weil viele Länder von Deutschland abhängig seien. Deutschland habe eine starke Wirtschaft. "Ich denke, dass die Gefahr sehr groß ist. Passivität der USA oder das Ausbleiben der Unterstützung wären ein schlechtes Signal. Das wäre nicht richtig. Für alle."

Für ihr Interview ist Caren Miosga in die ukrainische Hauptstadt Kiew gereist. Dort hatte sie sich am Mittwoch mit Selenskyj getroffen. Die Ukraine ist seit fast zwei Jahren im Krieg mit Russland. Am 24. Februar hatte die russische Armee auf Befehl von Russlands Präsident Wladimir Putin das Land angegriffen. Seitdem wendet sich der ukrainische Präsident fast täglich mit Videobotschaften an die Menschen in seinem Land. "Sie sollen dazu dienen, dass wir alle vereint sind und das sich niemand allein fühlt. Und das ist sehr wichtig für die gesamte Ukraine", erklärte Selenskyj.

Die Osteuropa-Expertin Sabine Fischer (links), Gastgeberin Caren Miosga, der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil (zweiter von rechts) und der Leiter des ARD-Studios in Kiew Vassili Golod diskutierten am Sonntag über die Frage: "Kann die Ukraine diesen Krieg noch gewinnen?" (Bild: ARD/ Thomas Ernst)
Die Osteuropa-Expertin Sabine Fischer (links), Gastgeberin Caren Miosga, der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil (zweiter von rechts) und der Leiter des ARD-Studios in Kiew Vassili Golod diskutierten am Sonntag über die Frage: "Kann die Ukraine diesen Krieg noch gewinnen?" (Bild: ARD/ Thomas Ernst)

"Jede Unterstützung durch unsere Partner ist sehr wichtig"

Etwas später sagte der 46-Jährige: "Und genauso ist jede Unterstützung durch unsere Partner sehr wichtig, damit die Ukraine nicht das Gefühl hat, allein zu sein." Die Ukraine habe eine millionenstarke Armee. Und es gebe rund 30 Millionen Ukrainer, die arbeiten. "Sie alle verteidigen Europa und die Welt an ihren Arbeitsplätzen. Viele arbeiten in der Rüstungsindustrie, viele als Lehrer, viele als Ärzte."

Dennoch seien viele Menschen in der Ukraine kriegsmüde, sagte Vassili Golod, der für die ARD aus Kiew berichtet, in der Sendung. Die Menschen hätten Angst um ihr Zuhause. Aber: "Die große Mehrheit der Ukrainer sagt, es gebe keine andere Möglichkeit, als sich gegen die russische Besetzung zu verteidigen."

Viele Menschen in der Ukraine seien kriegsmüde, sagte Vassili Golod (rechts). (Bild: ARD/ Thomas Ernst)
Viele Menschen in der Ukraine seien kriegsmüde, sagte Vassili Golod (rechts). (Bild: ARD/ Thomas Ernst)

"Es geht hier nicht um die eine oder andere Waffengattung"

Doch das geht nur mit westlicher Hilfe. Deutschland gehört dabei zu den wichtigsten Waffenlieferanten. In dieser Woche soll ein weiteres Hilfspaket von rund 7,5 Milliarden Euro geschnürt werden. Das sieht der aktuelle Bundeshaushalt vor, der ab Dienstag im Bundestag beraten wird. Von der Hilfe ausgenommen sind zunächst noch die von der Ukraine dringend benötigten Taurus-Marschflugkörper.

In dem Interview mit Caren Miosga war Selenskyj diplomatisch. Er und Bundeskanzler Olaf Scholz sprächen darüber, sagte er. "Ich hoffe, dass es noch eine andere Entscheidung gibt." Aber: "Es geht hier nicht um die eine oder andere Waffengattung, es geht nicht um die Position des Bundeskanzlers oder des Bundestages. Entweder du glaubst, dass die Ukraine Recht hat und man Russland in die Schranken weisen soll. Und dann hast du eins, zwei, drei, vier, fünf Schritte, die du glaubst, gehen zu müssen, um damit die Ukraine zu stärken", sagt Selenskyj. Und weiter: "Die Ungläubigkeit des einen oder anderen Menschen, die Ungläubigkeit des einen oder anderen Ministers wird sehr teuer."

Lars Klingbeil blickt mit Sorge auf einen möglichen Sieg von Donald Trump bei den US-Wahlen: "Ich rate uns, dass wir nicht abwarten bis zum 5. November und wie ein Kaninchen vor der Schlange sitzen, sondern dass wir uns vorbereiten auf diesen Tag." (Bild: ARD/ Thomas Ernst)
Lars Klingbeil blickt mit Sorge auf einen möglichen Sieg von Donald Trump bei den US-Wahlen: "Ich rate uns, dass wir nicht abwarten bis zum 5. November und wie ein Kaninchen vor der Schlange sitzen, sondern dass wir uns vorbereiten auf diesen Tag." (Bild: ARD/ Thomas Ernst)

Klingbeil fordert Vorbereitung auf möglcihen Trump-Sieg

Das sieht auch SPD-Chef Lars Klingbeil so. Angesichts einer möglichen Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten sagte er mit Blick auf Europa: "Dann werden wir noch stärker in Verantwortung sein. Und ich rate uns, dass wir nicht abwarten bis zum 5. November und wie ein Kaninchen vor der Schlange sitzen, sondern dass wir uns vorbereiten auf diesen Tag und darauf, dass Deutschland und auch andere Länder in Europa mehr Verantwortung übernehmen müssen."