Senta Berger: Sieben Geheimnisse um die tollste Frau im deutschen TV

Senta Berger und Michael Verhoeven auf der Berlinale

Die unzähligen Fotos, die von Senta Berger ("Unter Verdacht") existieren, ähneln sich fast alle, egal, in welchem Zeitraum sie aufgenommen wurden: Sie lächelt stets. Mal spontan, mal abwartend, mal unmerklich fein. Stets ist es ein warmherziges Lächeln, nie eine lauernde oder boshafte Mimik, die manche als Waffe einsetzen. "Dieser lächelwillige Mund ... ist weich und echt wie die ganze Frau", schrieb die "Berliner Zeitung".

Fast 50 Jahre ist sie im Geschäft. Weltstar, Charakterdarstellerin auf der Bühne und der naturgegebene Mittelpunkt in über 100 Filmen und TV-Serien. Die wohl beliebteste deutschsprachige Schauspielerin ist immer noch eine der schönsten Frauen im Fernsehen. Heute wird sie 75. Natürlich hat auch sie Falten um die Augen bekommen. Lachfalten, nicht die harten Kerben, die Zynismus oder Bitterkeit graben.

"Sophia Loren vom Gemeindebau", so hat man sie in Lainz im 13. Bezirk ihrer Heimatstadt Wien genannt. Da war sie gerade mal 16 Jahre alt, und ihr sensationelles Äußeres konnte und wollte niemand übersehen. Ein Jahr später war sie bereits Studentin des renommierten Max Reinhardt Instituts - übrigens zusammen mit Erika Pluhar. Doch sie wollte keine "Sophia Loren vom Gemeindebau" werden, sondern eine ernsthafte Schauspielerin.

Nach ersten Filmen, zum Beispiel mit Heinz Rühmann und Fritz Muliar, riefen 1962 die internationalen Traumfabriken. Sie arbeitete in Amerika, Italien und Frankreich mit Weltstars wie Sam Peckinpah, John Huston, Orson Welles, Frank Sinatra, Kirk Douglas, Yul Brynner, Lex Parker, Alain Delon, Marcello Mastroianni. Und sie wurde nach ihrer Rückkehr die bekannteste Schauspielerin Deutschlands. Dennoch hat diese bemerkenswerte Frau ihre kleinen Geheimnisse.

Senta und ihre Eltern

Vater Josef war Musiker, Mutter Therese eine "ganz einfache Frau", wie Senta Berger später der "Berliner Zeitung" erzählte. Mit dem Vater trat sie bereits im Alter von vier Jahren auf. Sie sang, er begleitete sie am Klavier. Der Vater, ein Pianist und Komponist, war auf einem Auge erblindet aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt. "Er musste den kleinen Galvanisationsbetrieb seiner Eltern übernehmen und wurde unglücklich dabei. Die Mutter wanderte mit einer Gruppe in den Bergen Wiens, sie war im Turnverein und hatte Freunde. Der Vater saß im Schneckenhaus." Später holte Senta Berger die Eltern zu sich nach Grünwald bei München. "Sie sind in unserem Haus noch ein Liebespaar geworden, sie saßen Hand in Hand auf der Bank vor der Tür." Ihr Vater wurde 80, die Mutter 99 Jahre alt.

Senta und ihr Mann

1963 hatte Senta Berger in Berlin den drei Jahre älteren Medizinstudenten und leidenschaftlichen Cineasten Michael Verhoeven kennengelernt. Er war der Sohn des bekannten Schauspielers und Regisseurs Paul Verhoeven. Der legendäre Theatermann hatte 1975 bei seiner Trauerrede für die verstorbene Kollegin Therese Giese einen Herzinfarkt erlitten und war auf der Bühne gestorben. Sein letztes Wort war "Menschlichkeit". Die Beziehung von Michael Verhoeven und Senta Berger begann in einem fahrenden Auto mit einem Streit, es ging um Fellinis Film "Achteinhalb". "An der Ecke Meinekestraße hatte er genug und wollte aussteigen. Aber die Autotür klemmte. Da ist er tatsächlich durch das Beifahrerfenster gehechtet und war weg", berichtete Senta dem "Tagesspiegel".

1966 haben die beiden geheiratet. Er wurde zunächst Arzt und promovierte mit dem Thema "Psychiatrische Maskierung von Gehirntumoren unter besonderer Berücksichtigung irreführender Befunde", wandte sich dann aber der Filmkunst zu. Dr. Michael Verhoeven wurde mit Filmen wie "Die weiße Rose" und "Das schreckliche Mädchen" (Oscar-Nominierung 1991) einer der besten deutschen Regisseure. Mit seiner Frau drehte er die Serie "Die schnelle Gerdi".

Ende September haben die beiden Goldene Hochzeit. Sie feiern auf dem Münchner Oktoberfest, wo sie 1966 ihren Polterabend verbrachten. "Daran erinnern wir uns natürlich gerne und darum gehen wir immer am 26. auf die Wiesn, fahren Achterbahn, was wir damals auch gemacht haben und mein Mann schießt mir ein Herz, wie er das damals auch gemacht hat." Senta Berger und Michael Verhoeven leben nach dem Motto des Wiener Schriftstellers Alfred Polgar "Bleibt zwei und werdet nicht eins". Sie haben verschiedene Temperamente, pflegen beide ihre Eigenheiten, stimmen aber in grundsätzlichen Dingen völlig überein. Sie sagt, wie schön es sei, zusammen alt zu werden. "Ich muss nicht lügen. Ich muss nicht jung aussehen. Ich kann meinem Mann meinen faltigen Hals zeigen und ein bisschen jammern. Er schmiegt sich dran."

Senta und die Eifersucht

Senta Berger bekennt freimütig, dass sie "früher furchtbar eifersüchtig" war und dann seltsame Dinge tat. Beispiel: Auf einem Hochzeitsfest wurde ihr Mann von einer schönen jungen Frau herzlich begrüßt und umarmt. "Plötzlich sah ich, wie eine kleine Tischkerze zu zündeln begann und die Flamme sich in den teuren Anzug meines Mannes brannte. Ich sah es, sagte aber nichts - bis er es selbst merkte und ganz kurz in Panik geriet. Ich war schadenfroh und habe ein unschuldiges Gesicht gemacht!"

Senta und ihr Temperament

Senta Berger gilt als ruhige, äußerst disziplinierte Arbeiterin. Gefühlsausbrüche am Set hasst sie. "Wenn jemand anfängt zu schreien, bin ich sofort weg. Dann muss man mich erst wieder aus dem Hotel holen oder der Garderobe." Ihr berühmter Kollege Heinz Rühmann hatte beim Beginn ihrer Karriere ihr Lampenfieber bemerkt und gesagt: "Angst ist gut in diesem Beruf. Geht sie verloren, ist das ein schlechtes Zeichen." Diese Angst hat sie sich bis heute bewahrt. "Es wird eher schlimmer mit den Jahren. Du wirst dünnhäutiger, nervöser, du fühlst dich verantwortlicher für deine Projekte und musst sie schultern. Mir macht das Freude, aber eben auch Angst. Und es beschert mir unruhige Nächte."

Privat kann sie bei Menschen, die sie sehr gut kennt, durchaus ungehalten werden. "Dann koche ich wirklich sehr leicht hoch und bin ungeduldig. Vielleicht ist das sogar das bessere Wort als jähzornig. Es schießt mir schon das Blut in den Kopf, das gebe ich zu. Ist das jähzornig? Vielleicht."

Das passiert schon mal bei geringsten Anlässen. "Wenn ich vom Arbeiten nach Hause komme und die Küche ist chaotisch ungeordnet, dann werde ich sauer. Weil ich denke mir: Michael ist doch schon seit einer Stunde hier, warum hat er das nicht erledigt? Oder ich will ihn um 18 Uhr vom Bahnhof abholen, und dann stehe ich da in der Kälte und er kommt nicht, weil er sein Handy vergessen hat und nicht Bescheid geben kann, dass der Zug zwei Stunden Verspätung hat. Mein Mann ist ein Handyvergesser." Generell gilt: "Ich kann ganz schön frech sein. Ich bin eigentlich immer streitlustig. Wenn ich zu einem Thema eine Meinung habe, vertrete ich diese mit ganzem Herzen und temperamentvoll. Ich knicke nicht gleich ein."

Senta und ihre Söhne

Beide Söhne sind in der Branche ihrer Eltern tätig. Simon Verhoeven (43), früher ein begabter Fußballspieler (1860 München), der sogar in der DFB-Jugendauswahl kickte, ist ein Multitalent: Schauspieler, Drehbuchautor, Regisseur und Filmkomponist. Sein Bruder Luca Verhoeven ist ebenfalls Schauspieler. Zu beiden Kindern hat Senta Berger ein überaus herzliches Verhältnis: "Das Bemuttern hört nie auf. Ich frage sie ständig nach ihrem Befinden. Ob es ihnen gut geht, ob sie genügend Schlaf haben, was sie essen möchten. Damit gehe ich den beiden oft auf die Nerven. Aber fragen wird man ja wohl noch dürfen." Meist hält sich Senta an das Motto, das ihr der Ehemann angeraten hat: "Behandle deine Söhne so, als seien sie die Kinder deiner besten Freundin."

Manchmal gibt es aber auch Zoff, vor allem wenn berufliche Dinge diskutiert werden. Sie sagt: "Wir können uns immer noch gut streiten. Ich lasse mich von Simon unendlich schnell provozieren. Ich fühle mich von ihm missverstanden, möchte, dass er mich mehr aus der Distanz sieht, und zwar mehr als Frau.... Simon ist ein völlig unabhängiger, sehr eigensinniger Filmemacher, der leider - und das hat er von mir - auch ein großer Zweifler ist." Letztendlich ziehen dann alle an einem Strang, wie auch diesen Sommer. Da dreht Senta Berger einen Film mit dem Kollegen Elyas M'Barek. Bei der Satire "Willkommen bei den Hartmanns" geht es um eine Familie, die einen Flüchtling aufnimmt. Regisseur ist Simon Verhoeven - ihr erster Film mit dem ältesten Sohn.

Senta und das Bambi

Dreimal wurde ihr der Medienpreis Bambi verliehen, mit dem zuhause gern die Kinder spielten. Einmal gab es einen Familienkrach um die Auszeichnung, wie Simon Verhoeven dem Magazin "Bunte" verraten hat: "Mein Bruder und ich haben abwechselnd das goldene Reh im Garten versteckt und dann musste der jeweils andere es suchen. Als wir es mal im Blumenbeet vergraben hatten, gab das natürlich Ärger mit meinen Eltern."

Senta und das Alter

Ihren 75. Geburtstag will sie nicht besonders feiern. "Das mag auch etwas sehr Wienerisches sein. Ich kenne kaum Wiener, die ihren Geburtstag jubelnd feiern. Es ist immer unter dem Motto: Na ja, ein Jahr weniger." Andererseits hat sie in den letzten Jahren Veränderungen an sich beobachtet, "die für mich etwas Tröstliches haben. Mich hat es sehr überrascht, als meine Hände vor zehn Jahren langsam anfingen, sich in die meiner Mutter zu verwandeln. Heute ist es ein schöner Gedanke, ihre Hände zu tragen."

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