Serbien: Wut nach Freispruch für mutmaßliche Journalisten-Mörder

Hunderte Menschen standen vor dem Berufungsgericht in Belgrad und hielten Spiegel hoch - und symbolisch denen entgegen, die nach Meinung der Demonstrant:innen den Mord an Slavko Curuvija nicht aufklären.

Der Umgang der serbischen Justiz mit dem Mord an dem Journalisten Slavko Curuvija im Jahr 1999 erregt in Serbien erneut die Gemüter. Mehrerer serbische Journalistenverbände hatten zu dem Protest aufgerufen, nachdem ein Berufungsgericht vier in den Mord verwickelte ehemalige Geheimdienstoffiziere freigesprochen hat.

Am vergangenen Freitag machte das Berufungsgericht den Freispruch für alle vier Männer öffentlich. Serbischen Medien zufolge ist das entsprechende Urteil schon im März 2023 gefallen.

Präsident Vucic war damals Informationsminister

Curuvija war am 11. April 1999 vor seiner Wohnung in Belgrad mit Schüssen getötet worden. Drei Wochen vorher hatte die Nato einen Bombenkrieg gegen das damalige Jugoslawien begonnen, um die serbischen Sicherheitskräfte im Kosovo zu stoppen.

Der Mord an Curuvija steht symbolisch für den Kampf Serbiens um die Pressefreiheit. Präsident Vucic, der damals Informationsminister war, wurde beschuldigt, abweichende Meinungen zu unterdrücken. Journalist und Verleger Curuvija war ein Kritiker des Milosevic-Regimes und wurde als Staatsfeind an den Pranger gestellt.

Milosevic wurde im Jahr nach der Nato-Intervention im Zuge eines Volksaufstands gestürzt. Er starb 2006 als Untersuchungshäftling des internationalen Jugoslawien-Tribunals in Den Haag.