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Serie "Beforeigners": Arbeitet Wikingerkönig Olav heute als Influencer?

Zweite Staffel des ebenso ungewöhnlichen wie unterhaltsamen norwegischen Serien-Hits "Beforeigners": Die ehemalige Schildmaid Alfhildr (Krista Kosonen) und Jetztzeit-Kommissar Haaland (Nicolai Cleve Broch) ermitteln wieder gemeinsam.  (Bild: HBO Nordic / Lars Olav Dybvig,)
Zweite Staffel des ebenso ungewöhnlichen wie unterhaltsamen norwegischen Serien-Hits "Beforeigners": Die ehemalige Schildmaid Alfhildr (Krista Kosonen) und Jetztzeit-Kommissar Haaland (Nicolai Cleve Broch) ermitteln wieder gemeinsam. (Bild: HBO Nordic / Lars Olav Dybvig,)

Die Idee der norwegischen Serie "Beforeigners" klingt ziemlich verrückt, ist in ihrer Umsetzung jedoch klug, anrührend und komisch zugleich: Im heutigen Oslo tauchen wie aus dem Nichts viele Zeitreisende aus verschiedenen Epochen auf. Hat sich in Staffel zwei "Jack the Ripper" darunter gemischt?

Nicht alle guten Serien, die international von sich reden machen, laufen bei kommerziellen Streaming-Anbeiters wie Netflix, Amazon und Co. Das norwegische Science Fiction-Krimi-Drama- Satire-Juwel "Beforeigners", gleichwohl produziert vom skandinavischen Ableger der US-Serienschmiede HBO, ist hierzulande im Ersten respektive der ARD Mediathek zu sehen. Bereits die sechs Folgen der ersten Staffel waren dort ab Frühjahr 2021 ein veritabler Hit. Nun legt der vielleicht seltsamste Genremix in der Geschichte des seriellen Erzählens nach: Sechs neue 45 Minuten-Episoden von "Berforeigners - Mörderische Zeiten" sind am Samstag, 5. März (ab 23.40 Uhr), am Stück im Ersten zu sehen - oder ab Sonntag, 6. März, in der Mediathek verfügbar.

Diesmal wird es in norwegischen Hauptstadt, in der wie aus dem Nichts immer mehr Zeitmigranten aus den Epochen Steinzeit, Wikinger-Ära und 19. Jahrhundert auftauchen, noch "diverser": Zwei Kriminalbeamte aus London suchen die "multitemporale" Kommissarin Alfhildr (wieder fantastisch: Krista Kosonen) und ihren Partner Haaland (Nicolai Cleve Broch) auf, weil sie den Frauenmörder "Jack the Ripper" als Zeitmigranten in Oslo wähnen. Tatsächlich liegt bald eine weibliche Leiche in den Katakomben der Stadt. Parallel zum Kriminalfall erzählt "Beforeigners" in Staffel zwei wiederum von jenen Problemen, die das private Leben und den Alltag einzelner Zeitreisender, aber auch des drogensüchtigen Jetztzeit-Kommissars Haaland belasten.

Das schräge und doch durchaus ernst zu nehmende Figurenkabinett der Serie "Beforeigners", Staffel zwei, von links: Schamanin Volva (Hedda Stiernstedt), Buchautor John Roberts (Paul Kaye), Kommissar Haaland (Nicolai Cleve Broch), die "multitemporale" Kommissarin Alfhildr (Krista Kosonen) und "König" Olav Haraldsson (Tobias Santelmann). (Bild: HBO Nordic)

Zeitreisen als persönliche Tragödien

Eine neue, fein ausgedachte Figur ist beispielsweise der von Tobias Santelmann (auch als Serienmörder in der ARTE-Serie "Blinded: Schatten der Vergangeheit" zu sehen) gespielte Wikingerkönig Olav Haraldsson, der nach seiner unfreiwilligen Zeitreise im Hier und Jetzt als Youtube-Influencer an einer neuen "Gefolgschaft" arbeitet. Anne Bjørnstad und Eilif Skodvin, das Autorenteam hinter "Beforeigers", fassen das Dilemma vieler ihrer Protagonisten wie folgt zusammen: "Auch wenn niemand eine Zeitreise erlebt hat, braucht man nicht viel Fantasie, um sich in die Tragödie und das Gefühl des Verlustes hineinzuversetzen, das die Zeitreisenden empfinden müssen." Bezüge der Serie zu Effekten heutiger Migration liegen natürlich auf der Hand, werden aber immer unterhaltsam verpackt und bringen Zuschauende auf neue Gedanken in Sachen Integration und Fremdheit.

"Diese Art von Dilemma ähnelt dem von Menschen, die in zwei Kulturen verwurzelt sind", sagen Bjørnstad und Skodvin. "Wer bist du, wenn dein Kontext verschwindet?" In der Serie gehen die aus der Zeit gefallenen Charaktere sehr unterschiedlich mit ihrem Trauma um. Ein ehemaliger Wikingerhäuptling arbeitet als Fahrradkurier und will nichts mehr von der Vergangenheit wissen. Andere lassen sich in Zeitmigranten-Bars mit Met volllaufen oder suchen einen Kompromiss zwischen Naturreligion und der Welt von Smartphone und Google. "Beforeigners" ist ein Serienkosmos, der auch in Zukunft noch "Expansionsmöglichkeiten" bieten dürfte. Staffel drei ist bereits in Arbeit.

Das "ungleiche" Team von der Kripo in Oslo: Alfhildr (Krista Kosonen, rechts), Haaland (Nicolai Cleve Broch) und die immer etwas brummige Kollegin Wenche (Ragnhild Gudbrandsen).  (Bild: HBO Nordic / Lars Olav Dybvig,)
Das "ungleiche" Team von der Kripo in Oslo: Alfhildr (Krista Kosonen, rechts), Haaland (Nicolai Cleve Broch) und die immer etwas brummige Kollegin Wenche (Ragnhild Gudbrandsen). (Bild: HBO Nordic / Lars Olav Dybvig,)