Am Set der Erfolgsreihe "Lena Lorenz": "Es fällt nicht unbedingt der Watzmann um"

Judith Hoersch spielt aktuell die Titelrolle in der ZDF-Heimatfilmreihe "Lena Lorenz". (Bild: ZDF / Susanne Bernhard)
Judith Hoersch spielt aktuell die Titelrolle in der ZDF-Heimatfilmreihe "Lena Lorenz". (Bild: ZDF / Susanne Bernhard)

Die Filmproduzentin Regina Ziegler und Barbara Thielen, Produzentin und Geschäftsführerin von "Zieglerfilm Köln", versorgen das Publikum seit Jahren mit unterhaltsamen Filmen. Ein Beispiel: "Lena Lorenz". Im Interview anlässlich der Dreharbeiten zur zehnten Staffel lassen die beiden hinter die Kulissen blicken.

Ein schicker schwarzer Zweiteiler, ganz die Geschäftsfrau. Ein zarter lila Seidenschal, leicht über ihre Schultern gelegt. Regina Ziegler (79) ist eine beachtliche Erscheinung mit ihrer perfekt sitzenden roten Föhnwelle und ihren wachsamen Augen - immer auf der Suche nach einer Geschichte, die die Menschen bewegt.

Gelegentlich schaut die Produzentin während der Dreharbeiten der erfolgreichen Heimatreihe "Lena Lorenz" (ZDF) auch in Berchtesgaden nach dem Rechten. Denn die Reihe kehrt 2024 mit stolzen sechs Filmen der neuen, zehnten Staffel zurück. Ziegler sitzt in ihrem roten Sessel, um ihren Rücken zu schonen, nippt ab und zu an ihrem Wasser und erinnert sich mit einem leichten Lächeln an eine bewegte Vergangenheit ...

Die Unternehmerin ist eine Frau, die die Filmwelt in 50 Jahren maßgeblich geprägt hat. Mit nur 60 D-Mark Startkapital stampfte sie die Regina Ziegler-Filmproduktion 1973 aus dem Boden. "Ich bin die erste Filmproduzentin an sich", erzählt sie, ein Hauch von Stolz schwingt dabei in ihrer Stimme mit. "Das wird mir immer so zugeschrieben, also nehme ich das auch so an", sagt Ziegler schmunzelnd. Ein Hoch erlebte die Produktionsfirma nach der Jahrtausendwende .als Star-Schauspielerin Christine Neubauer in Filmen wie denen der "Landärztin"-Reihe den Freitagabend in der ARD dominierte.

Regina Ziegler (rechts) und Barbara Thielen sind renommierte Filmproduzentinnen. Als Macher der Serie "Lena Lorenz", die sich bereits seit knapp zehn Jahren im deutschen Fernsehen hält, wissen sie, worauf es bei einer Heimat-Reihe ankommt. Im Interview sprechen sie über Arbeitsteilung und blicken auf eine turbulente Erfolgsgeschichte zurück.  (Bild: ZIEGLER FILM / GUIDO WERNER)

Regina Ziegler: "Die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht"

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt: Dieser Satz wirkt selten so treffend wie hier. Nach Zieglers erstem Spielfilm "Ich dachte, ich wäre tot" (1973) folgten viele weitere erfolgreiche, aber auch polarisierende Projekte wie "Heinrich" (1977), bei dem Ziegler als Produzentin mitwirkte und mit dem Deutschen Filmpreis geehrt wurde - der Goldenen Schale. Romantische Komödien, Krimi-Reihen und Doku-Dramen. Das Ziegler-Repertoire ist ebenso vielschichtig wie seine Initiatorin.

Mit der alpinen Hebammen-Reihe "Lena Lorenz" realisierte sie 2015 eine Idee, auf die sie besonders stolz ist, wie sie im Interview verrät. Sie habe die Figur und "alles drumherum" zunächst selbst in die Hand genommen: "Ich dachte, wenn ich mich jetzt erst einmal auf die Suche nach einem Autor begeben muss, vergeht viel Zeit, und die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht", erzählt sie. "Ich schrieb meine Ideen, zum Beispiel wie ich mir die Lena vorstelle, auf. Dann habe ich natürlich den Vorschlag an das ZDF geschickt." Mit dem Mut der langjährigen Erfahrung, was dem Publikum "schmecken" könnte, versteht sich ...

Doch die Idee wurde zunächst zurückgestellt, bis 14 Tage später die große Überraschung folgte: Das ZDF gab das Go für die Produktion. "Und dann kam Barbara Thielen" ins Spiel. Ziegler hatte gehört, dass Thielen dabei war, ihre Position als RTL-Fiction-Chefin aufzugeben, erinnert sie sich an eine Zeit des Umschwungs. "Und dann habe ich ihr ein Angebot gemacht, dem sie offensichtlich nicht widerstehen konnte, weil wir mittlerweile ja auch schon seit neun Jahren zusammenarbeiten", blickt sie fröhlich lachend auf die Anfänge einer "sehr gelungenen" Zusammenarbeit, wie beide Frauen finden.

Aktuell laufen die Dreharbeiten zur neuen, zehnten Staffel "Lena Lorenz" mit Judith Hoersch in der Hauptrolle im Berchtesgadener Land auf Hochtouren. Die Ausstrahlung ist für 2024 geplant, wie die Verantwortlichen im teleschau-Interview verraten. (Bild:  ZDF/Walter Wehner)
Aktuell laufen die Dreharbeiten zur neuen, zehnten Staffel "Lena Lorenz" mit Judith Hoersch in der Hauptrolle im Berchtesgadener Land auf Hochtouren. Die Ausstrahlung ist für 2024 geplant, wie die Verantwortlichen im teleschau-Interview verraten. (Bild: ZDF/Walter Wehner)

"Es sind Geschichten, die Menschen erlebt haben oder erleben könnten"

"Es gab natürlich schon den 'Bergdoktor' und den 'Bergretter'", erklärt Barbara Thielen, Produzentin und Geschäftsführerin bei "Zieglerfilm Köln". Mit "Lena Lorenz" fand dann aber auch eine starke Frauenrolle den Weg in die Wohnzimmer der Zuschauerinnen und Zuschauer. Mittlerweile findet die Reihe am Donnerstagabend im ZDF eine treue Fanschar. Aktuell verkörpert die in Köln geborene Schauspielerin Judith Hoersch, 42, die Titelfigur.

Dass weite Teile der Umgebung Naturschutzgebiet sind, immer häufiger Wetterkapriolen die Drehpläne über den Haufen werfen und auch Massen an Touristen durch die Lande streifen, erleichtert die Dreharbeiten nicht gerade, aber die Bergkulisse sei ein wichtiger Teil des Erfolgsrezeptes, weiß Thielen.

"Es ist eine Kombi aus atemberaubender Landschaft, die einen gewissen Eskapismus verspricht, und realistischen Geschichten." Ohne diese alltagsnahen Geschichten gehe es nicht. "Klar, fiktionalisieren wir natürlich, aber es sind Geschichten, die Menschen erlebt haben oder erleben könnten. Es fällt nicht unbedingt der Watzmann um, und alle müssen gerettet werden, aber wir sorgen für eine gelungene Kombination aus Erholung und Drama". Die Nähe zu den Figuren sei laut Thielen essenziell für den Erfolg der Reihe.

"Das Hebammen-Thema ist sehr heutig"

"Außerdem ist das Hebammen-Thema auch sehr heutig", wirft Ziegler ein und spielt damit auf das überlastete Gesundheitssystem sowie den enormen Hebammenmangel in Deutschland an. Thielen ist überzeugt, dass "Lena Lorenz" helfe, das Berufsbild zugänglicher zu machen.

"Es war nicht immer ganz leicht, mit vier Folgen gegen sechs oder acht Episoden der anderen Reihen anzugehen", erklärt Thielen. "Insofern freuen wir uns sehr, dass das ZDF zugesagt hat, das Format auszuweiten". Die Produzentin teilt stolz mit, dass bis November 2023 insgesamt sechs neue Filme gedreht werden.