Sibel Kekilli: Darum ist Kai Korthals nicht mehr so böse

Klaus Borowski (Axel Milberg) und Sarah Brandt (Sibel Kekilli) durchsuchen eine Wohnung

Sibel Kekilli (35, "Die Fremde") spielt seit 2010 Sarah Brandt, die Ermittlerin an Borowskis (Axel Milberg) Seite. Seither war die gebürtige Heilbronnerin und Wahl-Hamburgerin aber nicht nur in zehn weiteren Sonntagskrimi-Fällen zu sehen, sondern auch in der Erfolgsserie "Game of Thrones" (2011-2014) - Rückkehr nicht ausgeschlossen. Im "Tatort: Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes" kehrte ebenfalls einer zurück: Frauenmörder Kai Korthals (Lars Eidinger). Im Vorgänger "Borowski und der stille Gast" (2012) war er so unheimlich, dass Frauen danach Angst hatten, allein in ihrer Wohnung zu sein. In Teil zwei wirkt er nicht mehr ganz so böse. Warum das so ist, hat Kekilli im Interview mit spot on news erklärt.

Kai Korthals (Lars Eidinger) sagte gerade im "Tatort": "Ich bin kein schlechter Mensch". Im zweiten Teil könnte man den Eindruck gewinnen. Was halten Sie davon?

Sibel Kekilli: Im zweiten Teil hat man das Gefühl, dass er nicht wirklich böse ist, weil man ihn plötzlich in seinem Privatleben sieht und mehr Einblick in seine kranke Psyche bekommt. Wie er mit der Oma redet, die es zwar nicht mehr gibt, die er aber offenbar geliebt hat. Außerdem will er ein guter Vater sein, der sich um sein Kind kümmert. Das entschuldigt aber am Ende des Tages nicht, was er getan hat.

Ihre Rolle, Kommissarin Brandt, wurde im ersten Teil ebenfalls von dem Frauenmörder bedroht. Wie schaltet man nach so intensiven Szenen ab?

Kekilli: Nach so intensiven Szenen kann ich nicht einfach abschalten. Das hängt aber wirklich vom Film ab. Bei Komödien kann es passieren, dass ich die Rolle abgestreift habe, bis ich zuhause bin.

Der erste Teil war besonders unheimlich für alleinlebende Frauen. Hatten Sie damals viel Feedback in dieser Richtung?

Kekilli: Ja, definitiv. Gleich am nächsten Tag haben mich Frauen auf der Straße angesprochen und gesagt, dass sie nicht schlafen konnten.

Wie fanden Sie das?

Kekilli: Ich finde nicht gut, dass sie nicht schlafen konnten. Mich macht es aber schon stolz, dass wir es geschafft haben, die Zuschauer so zu fesseln.

Sehen Sie sich Ihre "Tatorte" immer im Fernsehen an?

Kekilli: Ich gucke mir die "Tatorte" immer vor der Ausstrahlung auf DVD an. Diesen habe ich außerdem auf dem Hamburger Filmfest gesehen. Ein drittes Mal werde ich ihn mir vermutlich nicht ansehen.

Foto(s): NDR/Philip Peschlow