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In Sky-Doku: Katrin Göring-Eckardt verrät Geheim-Pakt mit früherem CDU-Minister

Als Bundestags-Vizepräsidentin ist sie eine der mächtisten Politikerinnen im Land. Ihre Grundhaltung ist allerdings doch Demut. "Ich bin Protestantin", sagt Katrin Göring-Eckardt. "Deswegen spielt das Zweifeln in meinem Leben eine große Rolle." (Bild: Sky / Nils Pajenkamp)
Als Bundestags-Vizepräsidentin ist sie eine der mächtisten Politikerinnen im Land. Ihre Grundhaltung ist allerdings doch Demut. "Ich bin Protestantin", sagt Katrin Göring-Eckardt. "Deswegen spielt das Zweifeln in meinem Leben eine große Rolle." (Bild: Sky / Nils Pajenkamp)

Zweifeln, nicht Verzweifeln: Das ist die Devise der heutigen Bundestags-Vizepräsidentin, die durch ihr Aufwachsen in der DDR und ihren protestantischen Glauben stark geprägt ist. In der Sky-Langzeitdokumentation "Her Story" lässt Katrin Göring-Eckardt auf Schicksalsschläge und Herzschlagmomente blicken.

Es ist der vielleicht beklemmendste Moment in einem Filmbeitrag, der nicht nur von Erfolg, Gelassenheit und politischer Größe, sondern auch von großer Verletzlichkeit erzählt. Und plötzlich wird es einmal ganz still. Katrin Göring-Eckardt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages und eine der prominentesten Kräfte der Grünen, starrt auf ihr Handy. Gebannt, ernst und zunehmend verbittert analysiert sie die Nachrichtenlage.

Eben erst war sie als offizielle Vertreterin Deutschlands im Juli 2022 nach Odessa gereist, auch um ein Zeichen der Solidarität zu setzen für die von Russland angegriffene Ukraine. Die Reise war mit einer Hoffnung verbunden: Nach langem Ringen war es bei einer Konferenz in Istanbul endlich gelungen, ein Abkommen über die Ausfuhr von Getreide über den wichtigen Schwarzmeerhafen zu erzielen.

Aufgewachsen in Thüringen, mächtig geworden im politischen Berlin: "Vor vielen Leuten zu reden, macht mir am meisten Spaß", sagt Katrin Göring-Eckardt. (Bild: Sky / Nils Pajenkamp)
Aufgewachsen in Thüringen, mächtig geworden im politischen Berlin: "Vor vielen Leuten zu reden, macht mir am meisten Spaß", sagt Katrin Göring-Eckardt. (Bild: Sky / Nils Pajenkamp)

"Ich dachte in dem Moment: Jetzt ist alles wieder hinüber"

Am nächsten Tag der Schock: Der Hafen von Odessa wird von den Russen bombardiert. "Ah, du Sch...", entfährt es Göring-Eckardt, als sie verwackelte Augenzeugenvideos sieht. "Das war eine Machtdemonstration von Putin." Und dann leistet sich die Doku, der zweite Beitrag in neuen Staffel der Sky-Reihe "Her Story", einen Luxus: Es folgt langes Schweigen. Frust ist zu spüren. "Ich dachte in dem Moment: Jetzt ist alles wieder hinüber", erinnert sie sich im Rückblick.

Die Ukraine ist ein Thema, das der heute 56-Jährigen sehr zu Herzen geht. Schon früh besuchte sie Kiew, hielt während der ersten Freiheitsdemonstrationen im Jahr 2014 eine Rede auf dem berühmten Maidan-Platz. "Ich bin groß geworden in der DDR als Pazifistin", sagt sie im Filmbeitrag. Mittlerweile unterstützt sie, wie viele prominente Politikerinnen und Politiker auch der Grünen, die Waffenlieferungen. "Es geht um das Recht auf Selbstverteidigung der Ukraine", argumentiert Göring-Eckardt. Die Werte, für die Europa stehe, würden in der Ukraine verteidigt, sagt sie.

In der Langzeit-Beobachtung lässt Grünen-Spitzenpolitikerin Katrin Göring-Eckardt auch den Blick auf stille Momente und auf Schicksalsschläge zu. (Bild: Sky / Nils Pajenkamp)
In der Langzeit-Beobachtung lässt Grünen-Spitzenpolitikerin Katrin Göring-Eckardt auch den Blick auf stille Momente und auf Schicksalsschläge zu. (Bild: Sky / Nils Pajenkamp)

"Ich war froh, dass wenigstens Gott noch da war"

Der Kampf um die Freiheit erinnert sie an ihre eigene Herkunft, an ihr Aufwachsen in Thüringen und ihre frühe Hinwendung zur kirchlichen Oppositionsbewegung. In der "Jungen Gemeinde" begann Göring-Eckardt, politisch zu denken. In den Auflösungsmonaten der früheren DDR nahm sie selbst auch an großen Demonstrationen teil - ihren damals gerade geborenen ersten Sohn Friedrich vor der Brust. Stets war sie darauf aus, rechtzeitig wieder Schutz zu finden, um ihr Baby nicht durch den harten Strahl von Wasserwerfern verletzt zu sehen.

Ihr kleine Familie zu bewahren, war der jungen Frau, die später zu einer der wichtigsten Politikerinnen des wiedervereinten Landes werden sollte, schon immer wichtig - auch wenn sie mit ihrer wertkonservativen, protestantisch geprägten Grundhaltung in der Partei der Grünen durchaus mal aneckte. Ihre eigene Jugend in einer Familie zweier Tanzlehrer war dabei nicht ohne Schatten. Früh verlor Katrin Göring-Eckardt ihre Mutter durch einen Unfall. Bei ihrem strengen Vater fühlte sie sich einsam. "Ich war froh, dass wenigstens Gott noch da war." Von ihrem Glauben sagt sie, dass er sie immer geerdet und stark gemacht habe.

Die neue "Her Story"-Staffel setzt sich mit einem einfühlsamen Porträt der Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckhardt fort. (Bild: Sky / Nils Pajenkamp)
Die neue "Her Story"-Staffel setzt sich mit einem einfühlsamen Porträt der Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckhardt fort. (Bild: Sky / Nils Pajenkamp)

Geheime Absprache mit dem politischen Gegner: "Danke, Hermann Gröhe!"

Trotz ihrer engen Familienverbundenheit war ihr - wie vielen in der DDR aufgewachsenen Bürgerinnen - die gängige Praxis, ihr Berufsleben nicht einschränken zu müssen, sondern sich durch Betreuungseinrichtungen oder später auch eine Kinderfrau helfen zu lassen, eine Selbstverständlichkeit. "Den Begriff der 'Rabenmutter' habe ich erst als kennengelernt, als ich in den Bundestag kam", sagt sie heute und schmunzelt im Rückblick über die damaligen Ost-West-Missverständnisse. "Frauen haben einfach gearbeitet."

Und dann verrät sie sogar ein pikantes Geheimnis, einen überparteilichen privaten Pakt mit dem politischen Gegner: Mit dem früheren CDU-Minister Hermann Gröhe, der selbst Vater von vier Kindern ist, hatte sie ein vertrauliches Abkommen, um auf dem kurzem Dienstweg die Vereinbarkeit von Elternpflichten und Beruf zu wahren.

Immer wenn einer der beiden etwa wegen eines Schultermins der Kinder an wichtigen Abstimmungen im Bundestag nicht teilnehmen konnte, informierten sich Göring-Eckardt und Göring vorab gegenseitig. Das Agreement sah vor, dass in einem solchen Fall beide der Abstimmung fernblieben. Die Stimmen-Gerichtigkeit zwischen der damaligen Oppositionspartei Die Grünen und der Regierungspartei CDU blieb auf diese Weise gewahrt. Heute kann sogar Sohn Friedrich scherzen: "Danke, Hermann Gröhe!"

"Ich bin nicht Ministerin geworden - das hat mich sehr geärgert"

Frei von Erschütterungen blieb ihre politische Karriere allerdings nicht. Nach den hohen Zugewinnen der Grünen bei der letzten Bundestagswahl war Katrin Göring-Eckard intensiv in die Koalitionsverhandlungen involviert. Umso größer die Überraschung, als sie im Kabinett von Olaf Scholz - wegen des komplizierten Austarierens von Strömungen innerhalb der Partei der Grünen - doch kein Regierungsamt bekam. In der Doku sagt sie dazu sehr offen: "Ich bin nicht Ministerin geworden - das hat mich sehr geärgert."

Doch dann zeigt der Film eine Frau, die ihren Platz gefunden hat. Und deren Kurs überzeugt - auch weil sie das Thema Gerechtigkeit nicht aus den Augen verloren hat. "Frauen wollen Macht, genau wie Männer Macht wollen", sagt sie heute. "Die Politik ist viel weiblicher geworden - aber noch lange nicht so, dass es bei allem eine gerechte Geschlechterverteilung gibt." Nicht nur auf Parteitagen setzt sie sich weiter vehement für eine gerechtere Machtbalance ein. "Vor vielen Leuten zu reden, macht mir am meisten Spaß", bekundet die selbst erklärte "Rampensau".

Auch wenn ihr rhetorisches Geschick unbestritten ist: Ob diese Selbsteinschätzung ins Schwarze trifft, darf man anzweifeln. Das Laute der "Rampensau" passt dann doch nicht so ganz zu Katrin Göring-Eckardt. Wenig später schlägt sie im Film auch schon wieder vorsichtigere, verletzlichere Töne an. "Ich bin Protestantin", sagt sie. "Deswegen spielt der Zweifel in meinem Leben eine große Rolle." Den will sie aber positiv verstanden wissen - auch als Triebfeder. Nicht verzweifeln. Einfach zweifeln.

Die Frauenporträt-Reihe "Her Storys" ist immer mittwochs, 20.15 Uhr, bei Sky Documentaries, sowie parallel auf WOW und über Sky Q auf Abruf zu sehen. Protagonistin in einer Woche ist die aus der RTL-Show "Let's Dance" bekannte Tänzerin Motsi Mabuse.