"Revolutionär", aber ... : So fallen die ersten Tests von Apples VR-Headset Vision Pro aus

Bessere als Kino? Manche Tester sind begeistert von den Displays in Apple Vision Pro. (Bild: Apple)
Bessere als Kino? Manche Tester sind begeistert von den Displays in Apple Vision Pro. (Bild: Apple)

Die ersten Stimmen über Apples Einstieg in das Virtual Reality-Segment sind da. Ist die Brille wirklich so visionär wie ihr Name suggeriert? Tester und Testerinnen finden Lobenswertes, aber auch Kritikpunkte.

Noch ehe die ersten US- Vorbesteller am 2. Februar ihr VR-Headset von Apple aufsetzen können, bekamen diverse Medienvertreter die Vision Pro zum Testen. Im Großen und Ganzen überwiegt das Lob für die High-Tech-Brille, die mit Blicken, Fingergesten und Stimme gesteuert wird. Doch finden sich auch kritische Aspekte - und die betreffen nicht nur den horrenden Preis.

Reporter Todd Haselton vom TV-Sender CNBC war restlost begeistert: "Ich habe sie fast eine Woche lang getestet. Sie hat zwar einige Mängel, ist aber mit Abstand das unterhaltsamste neue Produkt, das ich seit Jahren ausprobiert habe. Sie können arbeiten, Spiele spielen, Filme schauen oder im Internet surfen."

Zum Herzstück jeder VR-Hardware zählt das Display. Hier kann Apples Vision Pro punkten. Die beiden Micro-OLED-Bildschirme, die für den User ein detailliertes, dreidimensionales Gesamtbild liefern, sind State-of-the-Art. Die gelungene Optik wissen manche Tester nicht nur für digitale Anwendungen zu schätzen, sondern auch für cineastische Ambitionen. So lobt beispielsweise Scott Stein von "Cnet.com" das Apple-Gadget als ein "persönliches Kino". Die Bildqualität sei besser als die seines Fernsehers, so der Tester.

Ebenfalls gelobt wird in diesem Zusammenhang, dass das Bild immer dort, wo die Benutzer gerade hinsehen, das Bild schärfer gerendert wird - so schnell, dass es beim Betrachten nicht als Verzögerung auffällt, sondern flüssig wirkt. Der "Cnet"-Test erwähnt auch, dass sich 3D-Filme stereoskopisch betrachten lassen - mit einer imposanten Illusion von räumlicher Tiefe. Autor Scott Stein zählt auch die Passthrough-Kameras zu den besten am Markt.

Der fließende Wechsel zwischen VR-Darstellung und Passthrough-Bild, bei der die reale Umgebung eingeblendet wird, gefällt den Testern. Joanna Stern vom "Wall Street Journal" ging in ihrem Test sogar so weit, die Vision Pro einen Tag lang fast ununterbrochen zu tragen. Sie bescheinigte dem Apple-Gadget in diesem Aspekt eine gute Alltagstauglichkeit. Stern fand allerdings, dass die virtuell eingeblendete Tastatur sich nicht wirklich gut fürs Arbeiten eigne. Mit diesem Eindruck ist sie nicht allein. Anders sei dies, wenn man eine physische Tastatur und eine Maus mit Vision Pro verbindet. Das ist per Bluetooth möglich.

Virtuell arbeiten und dennoch nicht die Umgebung aus dem Blick verlieren - das verspricht Apple Vision Pro. (Bild: Apple)
Virtuell arbeiten und dennoch nicht die Umgebung aus dem Blick verlieren - das verspricht Apple Vision Pro. (Bild: Apple)

Kleinerer Blickwinkel als mit Meta Quest 3

Kritisch bemerkt wird von "The Verge", dass der Passtrough allerdings einen vollumfänglichen Blick durch die Datenbrille wie bei einem reinen Augmented Reality-Headset nicht ersetzten kann. Insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen wirkt das Bild laut Autor Nilay Patel deutlich unschärfer. Patel musste such zudem erst an die Gestensteuerung gewöhnen: "Sie greifen nicht nach Dingen und berühren sie - es ist eher so, als wären Ihre Augen die Maus und Ihre Finger der Knopf: Sie tippen sie aneinander, um auf das zu klicken, was Sie gerade betrachten."

Dennoch sind sich die Tester einig, dass das Hand-, Gesichts- und Augen-Tracking bei Apples Vision einer professionellen VR-Brille deutlich akkurater funktioniert als bei den Mitbewerbern. Apple Vision Pro übertreffe andere Systeme "um Lichtjahre", schreibt Patel. "In diesem Ding steckt so viel Technologie, die sich wie Magie anfühlt, wenn sie funktioniert, und einen völlig frustriert, wenn sie nicht funktioniert."

Eine weitere Innovation sind die digitalen Abbilder der User, "Personas" genannt. Geeignet sind sie für Videokonferenzen. Die Idee kam gut an, doch sind sich die Tester einig, dass man der Technik ansieht, dass es sich noch um eine nicht ganz perfekte Beta-Funktion handelt. Die Personas seien "sehr beeindruckend, aber auch sehr schlecht", bringt es Marques Brownlee in seinem Unboxing-Video auf YouTube auf den Punkt.

Apfel auf dem Kopf: Die ersten Stimmen zu Apples Vision Pro sind da. (Bild: Apple)
Apfel auf dem Kopf: Die ersten Stimmen zu Apples Vision Pro sind da. (Bild: Apple)

Wo ist die App? In der Küche

Beeindruckend ist die Idee, Apps einfach in einem realen Raum zu positionieren. Per Raum-Tracking hat Nilay Patel von "The Verge" beispielsweise manche Fenster in der eigenen Küche "abgestellt", andere im Wohnzimmer. Diese verbliebenen auch zuverlässig an der ausgewählten Stelle, wenn man sich in andere Räume bewegte.

Der Test von "The Verge" beschreibt zudem die Kombination aus Vision Pro als externem Display mit einem Mac. Die Inhalte des verbundenen Macs werden dem Benutzer in einem virtuellen Monitor in 5K angezeigt.

Beeindruckt sind die Tester vom Sound der im Kopfband integrierten Lautsprecher. Der Raumklang unterstützt die Immersion gelungen. Als Alternative - beispielsweise um andere Personen im gleichen Raum nicht zu stören - ist der Einsatz von Bluetooth-Kopfhörern möglich.

Zu den Kritikpunkten an dem Headest zählt die Ergonomie bei exzessiver Nutzung. Mark Spoonauer von "Tom's Guide" beispielsweise empfindet das Vision Pro mit 600 bis 650 Gramm (je nach Kopfband) als relativ schwer. Faktisch ist es allerdings leichter als die Meta Quest Pro. Der Blickwinkel falle allerdings im Vergleich zur Meta Quest 3 etwas kleiner aus.

Ebenfalls wird die Laufzeit des externen Akkus von nur ca. eineinhalb Stunden bemängelt sowie der "unverschämte" Preis von mindestens 3.500 US-Dollar (voraussichtlich 4.000 Euro). Bemängelt wird auch, dass es zum Start des neuen Hightech-Spielzeugs noch zu wenige eigens für die Hardware optimierte Anwendungen gäbe. Schmerzlich vermisst werden noch Apps wie Netflix, Spotify und YouTube, Diese lassen sich zunächst lediglich über einen Workaround nutzen - indem sie über Apples Safari-Browser angesteuert werden.

Der Tenor der bisherigen Tests: Das Vision Pro bietet beeindruckende Technik, aber auch Raum für Verbesserungen in zukünftigen Generationen. Wann Apples jüngstes Gadgets in Deutschland zu haben ist, bleibt noch offen.

Manche Apps lassen sich in bestimmten Räumen "parken". (Bild: Apple)
Manche Apps lassen sich in bestimmten Räumen "parken". (Bild: Apple)

Cnet Hands-On zur Apple Vision Pro

Cnet Hands-On zur Apple Vision Pro

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