Die Sport-Alternative für heiße Tage? So funktioniert Slow Jogging
Die Sportroutine sollte auch an heißen Sommertagen nicht zu kurz kommen. Hier gilt es aber, vor allem auf den eigenen Körper zu hören und nicht zwingend an die eigenen Grenzen zu gehen, denn der Kreislauf kann bei hohen Temperaturen schnell schlapp machen. Ist Slow Jogging eine gute Alternative zum "normalen" Joggen? Der Sporttrend aus Japan erfreut sich auch hierzulande derzeit großer Beliebtheit. Prof. Dr. Gert-Peter Brüggemann, Biomechanik-Professor und Mitgründer der deutschen Laufschuhmarke True Motion, klärt im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news über den gelenkschonenden Lauftrend auf.
Was genau ist Slow Jogging und wie funktioniert die Sportart?
Prof. Dr. Gert-Peter Brüggemann: Beim Slow Jogging, von Biomechanikern auch Grounded Running genannt, laufen wir ohne Flugphase. Das bedeutet, wir treten über den Mittelfuß auf und bewegen uns mit vielen kleinen Schritten, durchschnittlich 1,5 bis 2 Schritte pro Sekunde, in einem langsamen Tempo fort. Bei dieser Art der Fortbewegung wird die Flugphase zwischen den Schritten, in der wir keinen Kontakt zum Boden haben, kürzer oder entfällt komplett. Ohne Flugphase verringern sich beim Auftreten die Kräfte, die auf unsere Gelenke wirken.
Wir sollten dennoch beachten, dass sobald wir uns fortbewegen, grundsätzlich Kräfte auf unseren Körper einwirken, die größer sind als beim Sitzen oder auch beim Stehen. Und das egal bei welchem Tempo, ob Slow Jogging oder normales Laufen. Solche Kräfte wirken vor allem auf unsere Knie ein, sobald wir während des Laufens Bodenkontakt haben. Und diese Phase beim Laufen - die sogenannte Standphase - wird beim Slow Jogging länger als beim Laufen mit Flugphase. Daher gilt: Auch beim Laufen in langsamen Geschwindigkeiten ist es wichtig, einen Laufschuh zu wählen, der diese Kräfte auf natürliche Weise durch unseren Körper leitet und damit unschädlich macht.
Ist Slow Jogging besonders an heißen Tagen im Sommer geeignet und die bessere Alternative zum "normalen" Joggen?
Brüggemann: Das sollten wir für uns individuell selbst entscheiden. Das Wetter sollte bei dieser Entscheidung aber keine Rolle spielen. An heißen Tagen ist sportliche Betätigung besonders fordernd für unseren Körper. Wer sich an solchen Tagen dennoch bewegen möchte, der sollte die pralle Mittagssonne und die Nachmittagshitze vermeiden und das Training bspw. auf den Morgen verschieben. Im Vergleich der Sportarten gilt allerdings: Ist es zu heiß, um normal laufen zu gehen, dann ist es auch zu heiß, um Slow Jogging zu betreiben.
Welche Schuhe sollte man beim Slow Jogging tragen und wie wichtig ist das richtige Schuhwerk?
Brüggemann: Die Wahl der Laufschuhe ist, egal in welchen Geschwindigkeiten, entscheidend für möglichst verletzungsfreies Laufen. Denn: Die Schuhe, genauer gesagt die verbaute Mittelsohlentechnologie, sind beim Laufen der dominierende Faktor, wenn es um die Reduktion von Laufverletzungen geht. Biomechanische Laufschuhe mit sogenannter U-TECH Technologie verringern die Verletzungshäufigkeit unter Läuferinnen und Läufern am Knie um mehr als 50 Prozent.
Warum ist Slow Jogging so beliebt?
Brüggemann: Slow Jogging ermöglicht es Menschen, die die Belastung höherer Geschwindigkeiten nicht mehr standhalten können oder möchten, dennoch zu laufen. So ist Slow Jogging besonders für Menschen mit etwas Übergewicht oder ggf. auch Arthrose eine Möglichkeit überhaupt zu laufen und ihrer Leidenschaft nachzugehen. Zudem ist Slow Jogging eine Sportart, für die es kein Equipment, eine Mindestanzahl an weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern oder ein abgestecktes Feld braucht. Einzig geeignete Laufschuhe müssen parat liegen. Dabei ist es egal, ob allein oder in der Gruppe, ob über Asphalt oder durch den Wald. Slow Jogging ist nahezu überall möglich. Dabei teilt das Slow Jogging nahezu alle Vorzüge des klassischen Laufens.