Bad Boy? Das sagt der Becker-Schützling

Holger Rune zählt zu den größten Talenten auf der ATP-Tour. Der 20-Jährige sprang in der Weltrangliste zwischenzeitlich sogar auf den vierten Platz, rutschte in den vergangen Monaten nach durchwachsenen Leistungen aber wieder etwas ab.

Auch deshalb holte sich der Däne neue Unterstützung in sein Trainer-Team. Niemand Geringeres als die deutsche Tennis-Legende Boris Becker begleitet Rune in Zukunft als neuer Trainer und soll mit seinen Impulsen dabei mithelfen, einen Grand-Slam-Titel anzugreifen.

Dass Becker ein hervorragender Trainer ist, bewies er schon als Trainer von Novak Djokovic. In der gemeinsamen Zeit konnte der Serbe zwischen 2013 und 2016 sechs Grand-Slam-Siege feiern.

Auch Rune hat durchaus des Potenzial, in der Zukunft ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, immerhin konnte er in seiner erst sehr kurzen Profi-Karriere schon vier Titel, darunter sogar einen Triumph bei einem Masters feiern.

Kuriose Szene! Schiedsrichter verwechselt Rune

Beim ATP-Turnier in Basel kam es nun zum ersten gemeinsamen Auftritt des neuen Spieler-Trainer-Gespanns. Am Ende stand eine Zweisatz-Niederlage im Halbfinale gegen Felix Auger-Aliassime. Doch bereits im Match zuvor, bei seinem Dreisatzsieg gegen den Argentinier Tomas Martin Etcheverry zeigte der Däne jedoch auch wieder seine Bad-Boy-Seite, als sich Rune mit Schiedsrichter Damien Dumusois über die benötigte Zeit vor dem Aufschlag stritt.

Darauf sagte der Schiedsrichter zum Dänen: „Die meiste Zeit bist du gut (in der Zeit), Casper.“ Rune antwortete verärgert: „Ich bin genervt.“ Der Schiedsrichter Dumusois hatte Rune wahrscheinlich mit dem Norweger Casper Ruud verwechselt. Die beiden Skandinavier pflegen ein recht angespanntes Verhältnis.

Rune gefällt Image des Enfant terrible

Es zeigt sich: Neben den sportlichen Fähigkeiten haben Beckers neuer Schützling Rune und Djokovic eine weitere Gemeinsamkeit. Beide sind dafür bekannt, auf dem Platz auch mal einen Wutanfall zu haben. Der Däne hat sich dadurch in seiner jungen Karriere schon den Ruf eines Enfant terribles „erarbeitet“.

Ein Ruf, gegen den er selbst wenig auszusetzen hat, wie er in einem Interview mit L‘Équipe erklärte: „Ich mag meinen Ruf sehr! Ich mag meine Denkwiese, ich bin ein Kämpfer und jeder mit dem ich spreche, sagt mir, dass es ein guter Ruf ist.“

Er sei sich dabei aber bewusst, dass er eine gewisse Balance finden müsse, auch wenn er natürlich immer alles tun würde, um zu gewinnen. Allerdings würde er auch immer versuchen, dem Gegner den nötigen Respekt entgegenzubringen, auch wenn der Gegner das natürlich nicht immer so wahrnehmen würde: „Manchmal, selbst wenn du versuchst, deinen Gegner zu respektieren und zu gewinnen, fühlt sich der Verlierer beleidigt, auch wenn du nichts getan hast.“

Ein konkretes Beispiel spricht Rune dann auch gleich an. Stan Wawrinka habe ihm nach der Niederlage des Schweizers beim Masters in Paris in Runde eins beim Handshake mit auf den Weg gegeben: „Mein Rat ist, dass du aufhörst, dich auf dem Platz wie ein Baby zu benehmen.

Rune kontert Wawrinka

Dass der 20-Jährige und der 18 Jahre ältere Wawrinka wohl nicht mehr zu besten Freunden werden, macht Rune im späteren Verlauf deutlich. Der Schweizer hatte im Rahmen des Masters in Indian Wells im März gesagt: „Er macht sich in der Kabine einen Namen, den er vielleicht bereuen wird.“

Rune konterte in Richtung des dreimaligen Grand-Slam-Siegers. „Das ist lustig. Ich habe viele Freunde in der Umkleidekabine. Ich kenne Carlos Alcaraz gut, seit wir jung waren, Novak Djokovic ist unglaublich nett, er hat mir sehr geholfen. Marton Fucsovics ist großartig. Es gibt viele coole Jungs! Ich hatte noch nie Probleme. Es gibt viel Eifersucht im Leben, das ist alles, was ich sagen kann“, entgegnete Rune.

Dem Dänen ist anzumerken, dass ihm das Feuer einer gesunden Rivalität den nötigen extra Push gibt. Trotzdem möchte er nicht der Ausgangspunkt einer Auseinandersetzung sein: „Nur, wenn ich provoziert werde! Wenn sie mir nichts tun, tue ich nichts.“

Rune hofft auf Becker-Tipps

Wenn es dann doch mal zu einer Auseinandersetzung kommen würde, befürchte er keine Auswirkung auf sein eigenes Spiel. „Ich werde sowieso ich selbst sein. Ich weiß, was das Beste für mich ist. Ich werde nicht auf Leute hören, die nicht in meinem Team sind“, sagte Rune.

Zu diesem engsten Vertrauenskreis gehört nun eben auch Boris Becker. Über die Zusammenarbeit hatte Rune vor einigen Tagen erklärt, dass er sich auch Tipps abseits des Courts erhofft.

Becker wird mit Rune auch über dessen Bad-Boy-Image sprechen und versuchen die Aussetzer so in die Bahnen zu bringen, dass sie ihn zu sportlichen Höchstleistungen pushen.