Bundestrainer keilt gegen Hanning zurück: "Keine Koryphäe"
Hat die Handball-Nationalmannschaft mit Platz 4 bei der Heim-EM ein zufriedenstellendes Ergebnis oder wäre mehr drin gewesen?
Die Debatte um die Deutung des Jahreshöhepunkts ist im vollen Gange - und Bundestrainer Alfred Gislason hat nun gegen einen prominenten Kritiker zurückgefeuert: Bob Hanning.
Alfred Gislason findet Bob Hanning „nicht objektiv“
„Für mich ist Bob keine Koryphäe im Welthandball. Daher würde ich eher zuhören, wenn die Top-Trainer der Liga sich zu unserer Leistung äußern“, reagierte Gislason in der Sport Bild auf die jüngsten Wortmeldungen des ehemaligen DHB-Vizes, die auch seine Arbeit infrage stellten.
In den Augen des 64 Jahre alten Isländers ist die Bewertung von Hanning „nicht objektiv“. Stattdessen wolle der Geschäftsführer der Füchse Berlin „sehr gern den Einsatz einiger Leute aus eigenem Interesse forcieren“.
Hanning hatte in seinen jüngsten Kolumnen für Kicker und Bild inhaltliche Kritik an Gislason geübt, vor allem monierte er, dass Gislason personell zu wenig rotiert und das Potenzial der zweiten Reihe nicht ausgenutzt hätte (“Das kann uns am Ende des Tages den Finaleinzug gekostet haben“).
Hanning wirft Gislason falsche Personalpolitik vor
Via Bild führte Hanning nach dem verlorenen Spiel um Platz 3 gegen Schweden aus: „Wenn wir die Breite unseres Kaders, der so viel besser ist, als gern suggeriert wird, jetzt noch ein bisschen besser nutzen und zu unserer Stärke machen, dann können wir beim Heim-Turnier in drei Jahren nicht bloß organisatorisch Bestmarken erzielen, sondern auch den Titel holen.“
Hanning zog auch generell ein kritisches Fazit: „Unterm Strich stehen vier Siege bei vier Niederlagen und einem Remis. Zieht man den Heimvorteil ab, bleibt nicht sehr viel. Mit Verlaub: Einen Sieg gegen Nordmazedonien abzufeiern, ist legitim. Im Prinzip aber so, als wenn Bayern Münchens Fußballer gegen Cottbus gewinnen.“
Aus Sicht von Gislason ist Hannings Kritik von Eigeninteresse geprägt, speziell die an den fehlenden Einsatzzeiten für die zweite Reihe. Sie betrifft unter anderem den Berliner U21-Weltmeister Nils Lichtlein, der bei der EM wenig Einsatzzeit erhielt.
HBL-Boss gibt Hanning teilweise Recht
Frank Bohmann, Chef der Handball-Bundesliga, hat sich mittlerweile auch in die Diskussion eingeschaltet und Hanning teilweise Recht gegeben: „Mit seinem Anspruch gehe ich konform und dann ist der vierte Platz bei einem großen Heimvorteil noch nicht genug.“
Zurückhaltender ist Bohmann in Bezug auf Hannings Einschätzung, dass für das DHB-Team bei mehr Spielzeit für die zweite Reihe mehr drin gewesen wäre. Das sei „reine Spekulation“.
Gislasons Vertrag beim DHB läuft nach Olympia in Paris im Sommer aus. Der frühere Magdeburger und Kieler Meistercoach hat erklärt, dass er gern verlängern würde, bislang jedoch hat die DHB-Spitze das Thema offen gehalten.