Nächster Zoff! In der Formel 1 liegen die Nerven blank

Gebrauchter Tag für Ferrari. Beim ersten Training vor dem Las-Vegas-GP wurde der Bolide von Carlos Sainz schwer am Unterboden getroffen, weil der Kanaldeckel, über den der Spanier in diesem Moment fuhr, aus dem Boden gerissen wurde. Die Session musste abgebrochen werden, alle Kanaldeckel mussten zudem auf ihre Sicherheit überprüft werden und Sainz droht auch noch eine Strafe.

Scuderia-Teamchef Frédéric Vasseur war auf der Pressekonferenz im Anschluss gänzlich bedient und bereits gereizt, als der übliche Pressekonferenz-Moderator Tom Clarkson nach einer Einstiegsfrage zu dem Vorfall das Thema wechseln wollte.

So wollte Clarkson auf das „größere Ganze“ zu sprechen kommen, davon wollte Vasseur aber nichts wissen. „Das ist gut! Ich brauche kein größeres Ganzes“, polterte er.

Vasseur nach Sainz-Unfall wütend

Der Moderator versuchte daraufhin zu beschwichtigen, nach der Bedeutung des Events für die Roten aus Maranello zu fragen. Für Vasseur erneut inakzeptabel. „Leute, ich bin mir nicht sicher, ob das heute ein Thema für mich ist. Wir hatten ein echt hartes 1. Freies Training.“

So habe der lose Kanaldeckel einen massiven Schaden am Sainz-Ferrari verursacht und koste „ein Vermögen. Wir müssen das Chassis, das halbe Auto austauschen, oder eher zwei Drittel davon. Das ist einfach nicht akzeptabel“, wütete der Teamchef weiter.

Dass der Vorfall auch ganz anders hätte ausgehen können, darüber war sich der 55-Jährige derweil voll bewusst. „Natürlich bin ich frustriert und auch erschrocken. Denn Carlos hat bei 320 km/h ein Metallteil getroffen. Es hätte viel schlimmer ausgehen können.“

Und weiter: „Ich will hier und jetzt keine Schlussfolgerungen ziehen. Es ist schwierig. Aber es ist, wie es ist. Und wir werden noch genug Zeit haben, darüber zu diskutieren und zu versuchen, das System zu verbessern.“

Ferrari-Teamchef zofft sich mit Moderator

Während Vasseur mit seinen Ausführungen beschäftigt war, schaltete sich auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff ein. Sein Besänftigungs-Versuch scheiterte aber gänzlich. „Komm, Toto, wenn du an meiner Stelle wärst, dann wärst du auch verärgert.“

Als sich Moderator Clarkson dann erneut zu Wort meldete, wurde die Diskussion richtig hitzig. Clarkson sagte: „Fred, es ist die letzte Chance (2023, Anm. d. Red.), dass wir mit dir in der Pressekonferenz sprechen können. Lass uns also ...“ Vasseur reagierte sarkastisch: „Immerhin! Das sind doch mal gute Neuigkeiten.“

Dann wurde es noch skurriler. Clarkson gab den Gesprächsversuch nicht auf und sagte: „Lass uns 2023 als Gesamtes betrachten. Dein erstes Jahr als Ferrari-Teamchef.“

Mercedes-Teamchef Wolff warnt Moderator

Mercedes-Teamchef Wolff, der mit einer Wutrede in der Pressekonferenz für Aufsehen sorgte, fuhr dazwischen: „Du reitest dich immer noch weiter rein, das kann ich dir sagen. Ich kenne Fred seit 20 Jahren.“

Wolff hatte den richtigen Riecher, denn Vasseur fragte, ob er jetzt gehen dürfe. Clarkson startete noch einen Versuch (“Können wir ...“), doch der Ferrari-Teamchef fuhr dazwischen: „Nein. Frag Toto, frag ihn irgendwas.“

Später konnte sich der Franzose übrigens doch wieder beruhigen und erklärte unter anderem, mit der Show rund um das Rennen in Las Vegas „sehr zufrieden“ zu sein: „Das ist ein gewaltiger Fortschritt für die Formel 1.“