Brisanter Wolff-Verdacht erschüttert F1: Doch Rivalen verblüffen

Hat die private Verbindung zwischen Mercedes-Teamchef Toto Wolff und Ehefrau Susie Wolff zu einem beruflichen Interessenkonflikt geführt?

Der Automobil-Weltverband FIA geht allem Anschein nach einem entsprechenden Verdacht nach - und hat damit eine scharfe Reaktion der Wolffs und dem von Toto Wolff geführten Formel-1-Rennstall geerntet.

Haben Toto und Susie Wolff Interna ausgetauscht?

Auslöser der Irritationen ist ein schon vor einigen Tagen veröffentlichter Bericht des britischen Magazin BusinessF1, in dem behauptet wird, dass mehrere Teamchef-Kollegen Toto Wolffs diesem vorwerfen, Insider-Wissen mit seiner Gattin auszutauschen.

Bemerkenswert: Am Mittwochabend bestritten Mercedes‘ F1-Rivalen, derlei Untersuchungen wegen vermeintlichem Geheimnisverrats ausgelöst zu haben - und das mit einem ungewöhnlichen Schritt.

Neun (!) Rennställe veröffentlichten weitgehend gleichlautende Mitteilungen, in denen sie versicherten, keinerlei Beschwerden wegen eines möglichen Interessenkonflikts bei der FIA eingelegt zu haben.

Hintergrund des ganzen Wirbels: Die viele Jahre lang als Rennfahrerin aktive Wolff ist seit diesem Jahr Geschäftsführerin der Frauen-Nachwuchsserie F1 Academy, die zum FOM (Formula One Management) gehört, den kommerziellen Rechtebetreiber der Formel 1. Die 41-Jährige ist in der FOM-Hierarchie Stefano Domenicali unterstellt, dem CEO der Formel 1.

BusinessF1 zitiert mehrere ungenannte Rennstallbosse, die Anschuldigungen gegen die Wolffs erheben. Unter anderem ist die Rede davon, dass Toto Wolff bei einem internen Meeting eine Information geäußert hätte, die er nur von einer Quelle innerhalb des FOM hätte wissen können. Ein anonymer Teamchef wird mit der Einschätzung zitiert, dass die Angelegenheit „eine Zeitbombe“ sei, „die darauf wartet hochzugehen“.

Das Medium berichtete außerdem, dass FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem sich des wachsenden Ärgers bewusst sei - was sich am Dienstagabend bestätigte.

Compliance-Abteilung der FIA ist aktiv geworden

In einer offiziellen Mitteilung notierte die FIA - ohne die Wolffs beim Namen zu nennen -, sich der Medienspekulationen „bewusst“ zu sein, die sich „um die Behauptung drehen, dass vertrauliche Informationen von einem Mitarbeiter des FOM (Formel-1-Management; d.Red.) an einen Formel-1-Teamchef weitergegeben wurden“. Die Compliance-Abteilung der FIA prüfe „die Angelegenheit“.

Das Statement schlug hohe Wellen, speziell bei den Beschuldigten.

Mercedes weist Vorwürfe als „unbegründet“ zurück

„Wir nehmen die allgemeine Erklärung der FIA von heute Abend zur Kenntnis, die auf unbegründete Anschuldigungen eines einzelnen Medienorgans reagiert, sowie das inoffizielle Briefing, das mit dem Teamchef von Mercedes-AMG F1 in Verbindung gebracht wurde“, erklärte Mercedes.

Der frühere Weltmeisterrennstall teilte weiter mit: "Das Team hat keine Mitteilung von der FIA-Compliance-Abteilung zu diesem Thema erhalten, und es war sehr überraschend, durch eine Medienerklärung von der Untersuchung zu erfahren. Wir weisen die Anschuldigung in der Erklärung und die damit verbundene Medienberichterstattung, die die Integrität und Compliance unseres Teamchefs zu Unrecht angreift, entschieden zurück."

Mercedes, WM-Zweiter der abgelaufenen Saison, erwartet von der FIA-Compliance-Abteilung nun "eine vollständige, prompte und transparente Korrespondenz zu dieser Untersuchung und ihrem Inhalt".

Susie Wolff spricht von „Frauenfeindlichkeit“

FOM erklärte, man sei „zuversichtlich, dass kein Mitglied unseres Teams unautorisierte Informationen an einen Teamchef weitergegeben hat“. Darüber hinaus zeigte sich auch das FOM irritiert über das Vorgehen des Automobil-Weltverbandes.

"Wir nehmen die öffentliche Erklärung der FIA von heute Abend zur Kenntnis, die uns nicht im Voraus mitgeteilt wurde. Wir haben volles Vertrauen, dass die Anschuldigungen falsch sind, und wir haben robuste Prozesse und Verfahren, die die Trennung von Informationen und Verantwortlichkeiten im Falle eines möglichen Interessenkonflikts sicherstellen."

Susie Wolff schrieb bei Instagram, sie fühle sich „zutiefst beleidigt, sei aber leider nicht überrascht“ von den Anschuldigungen, die sie „aufs Schärfste“ zurückweise. Sie bezeichnete es als „entmutigend, dass meine Integrität auf diese Weise infrage gestellt wird, vor allem, wenn dies auf einschüchterndem und frauenfeindlichem Verhalten zu beruhen scheint und sich auf meinen Familienstand und nicht auf meine Fähigkeiten konzentriert“.

-----

Mit Sport-Informations-Dienst (SID)