Ski-Star wütet nach Wetter-Chaos: "Kriminell"

Mikaela Shiffrin staunte nicht schlecht, als plötzlich auch noch Emma Aicher vor ihr lag.

Die junge Deutsche wiederum riss nach einem schnellen Blick auf die Anzeigetafel begeistert die Arme hoch und ließ einen Freudenschrei los: Fünfte! Besser war die 19-Jährige im Weltcup nie, schneller war in einem Super-G seit dem Sieg der 2020 zurückgetretenen Viktoria Rebensburg im Dezember 2019 in Lake Louise/Kanada keine deutsche Skirennläuferin gefahren.

Nicht nur Shiffrin war die Verblüffung anzusehen, als sich Aicher, mit Startnummer 33 ins Rennen gegangen, als letzte einer vom Wetter begünstigten Gruppe vor sie schob. Lange hatte es beim letzten der drei Rennen im norwegischen Kvitfjell geschneit, dann fielen vorübergehend keine Flocken mehr. Die Gunst des Augenblicks nutzten am besten drei Österreicherinnen: Nina Ortlieb (Nummer 31) siegte vor Stephanie Venier (29) und Franziska Gritsch (26).

Ein Umstand, der vor allem bei Sofia Goggia für Ärger sorgte. „Die ersten zwanzig Läuferinnen fuhren mit viel Schnee auf der Piste runter, es war stürmisch“, redete sich die Siegerin der diesjährigen Abfahrts-Kristallkugel in Rage: „Wir sind bei kriminellen Bedingungen runtergefahren.“

Die Wetterbedingungen hätten in den Augen der Italienerin dafür gesorgt, dass bei diesem Super-G „drei Rennen in einem“ stattgefunden hätten. „Es ist ein wirklich komisches Rennen“, bilanzierte sie.

Emma Aicher im Glück - Kira Weidle im Pech

Bis zum Aussetzen des Schneefalls, der Goggia und Co. so beeinträchtigt hatte, hatte auch Kira Weidle auf die beste Super-G-Platzierung ihrer Karriere hoffen dürfen: Hinter der furios fahrenden Goggia, Abfahrtsweltmeisterin Jasmine Flury (Schweiz) und Shiffrin (USA) war sie bei Schneefall auf Rang vier gefahren - einen Tag, nachdem sie sich in der Abfahrt den rechten Unterarm bei der Kollision mit einer Torstange lädiert hatte. Am Ende wurde sie immer noch gute Neunte.

Shiffrin wurde auf Rang sieben geschubst, doch das konnte sie verkraften, nachdem sie bereits am Samstag vorzeitig erneut den Gesamtweltcup gewonnen hatte.

„Es ist schon ziemlich cool“, sagte die Ski-Königin, dass ihr das nun in der Heimat ihres Freundes Aleksander Aamodt Kilde gelungen sei. Und außerdem „sehr speziell“, weil eben noch ein paar Rennen ausstehen. Tatsächlich sind es jetzt noch sechs.

Mikaela Shiffrin hat den nächsten Meilenstein schon sicher

Ihrem 86. Sieg im Weltcup, mit dem sie den Rekord des legendären Schweden Ingemar Stenmark einstellen würde, fuhr Shiffrin in der Abfahrt sowie den beiden Super-G-Rennen in Kvitfjell vergeblich hinterher. Am kommenden Wochenende im schwedischen Are wird es dann aber wohl so weit sein: Es stehen ein Riesenslalom und ein Slalom an. „Ich würde gerne noch die Riesenslalom-Kugel holen“, sagte Shiffrin. Die Slalom-Kugel hat sie auch schon.

Den Gesamtweltcup hat Shiffrin nun schon zum fünften Mal gewonnen, damit zog sie mit Marc Girardelli (Luxemburg) gleich. Mehr große Kristallkugeln haben bei den Alpinen nur Annemarie Moser-Pröll (6) und Marcel Hirscher (8), beide aus Österreich (Marcel Hirscher und Felix Neureuther haben Comeback-Duell vereinbart - das steckt dahinter).

Für die Konkurrenz bleiben da nur kleine Triumphe. Etwa für Goggia, die als Zweite am Samstag, als in Kajsa Vickhoff Lie erstmals eine Norwegerin eine Abfahrt gewann, zum dritten Mal nacheinander und zum vierten Mal insgesamt die Kugel in der Königsdisziplin gewann.