Deutsche Olympia-Ikone schlägt Alarm

Deutsche Olympia-Ikone schlägt Alarm
Deutsche Olympia-Ikone schlägt Alarm

Dietmar Mögenburg, Hochsprung-Olympiasieger von 1984, attestiert der deutschen Leichtathletik ein „strukturelles Problem“. Der frühere Europameister spricht im FAZ-Interview von einer „überorganisierten“ Sportart, „das hemmt bei den Athleten die Eigeninitiative. Es hat sich da ein hypertroph aufgeblähter Apparat gebildet aus Verein, Stützpunkt, Kader, Leistungszentren“, sagte Mögenburg: „Darin werden die Athleten aufgerieben, sie verlieren ihre Selbständigkeit, die eine wichtige Voraussetzung zur Erbringung von Leistung ist.“

Der 62-Jährige lebt seit fast 20 Jahren in Norwegen, beobachtet die deutsche Leichtathletik aber noch immer - und mit wachsender Sorge. Als Trainer begleitete er seine Tochter Katarina, die bis vor wenigen Jahren zur deutschen Hochsprungspitze gehörte. "Dass es in meiner alten Heimat in der Leichtathletik diese Probleme gibt, schmerzt mich", sagte Mögenburg. Bei der WM in Budapest waren die deutschen Athletinnen und Athleten erstmals in der Geschichte ohne Medaille geblieben.

Das System in seiner Wahlheimat lobt Mögenburg. "Grundsätzlich" habe der Sport in Norwegen "einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland. Er wird mehr als Kulturgut betrachtet", sagte er: "Es herrscht hier ein sehr solidarisches Gesellschaftsgefüge. Davon profitiert auch der Sport." Es gäbe kein "Ressentiment gegenüber der Leistung eines Einzelnen", erklärte Mögenburg.

Die Weltmeister Karsten Warholm (400 m Hürden) und Jakob Ingebrigtsen (5000 m) seien "Nationalhelden" wie "auch die vielen Wintersportler. Was in Norwegen sehr gut funktioniert, ist eine mit viel Geld und Know-how ausgestattete Institution, die sich Olympiatoppen nennt. Das ist eine zentralistische Einrichtung für den Spitzensport, in der sich alle Kräfte bündeln", sagte Mögenburg: "Dort wird ganz zielgerichtet explizit der Spitzensport gefördert."

Die Zuversicht, die beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) herrscht, teilt Mögenburg nicht. "Damit will man die Gemüter beruhigen. Ich wünsche den deutschen Athleten alles Gute, aber ich bin diesbezüglich sehr skeptisch." Der DLV hat für die Olympischen Spiele 2028 die Rückkehr unter die besten fünf Nationen als Ziel ausgegeben.