"Man muss den Schmerz zulassen"

"Man muss den Schmerz zulassen"
"Man muss den Schmerz zulassen"

Christoph Daum hatte es bereits am Sonntag im STAHLWERK Doppelpass angekündigt - am Mittwochabend bewahrheitete es sich: Ein Zahnarztbesuch ist tatsächlich schmerzfreier als ein Spiel gegen Atalanta Bergamo.

Die Werkself unterlag im Europa-League-Finale in Dublin gegen den Serie-A-Klub verdientermaßen mit 0:3.

SPORT1 hat die Stimmen von RTL und aus der Mixed Zone.

Robert Andrich: „Wir müssen ehrlich zu uns sein. Heute war es verdient, von daher müssen wir erhobenen Hauptes rausgehen und Atalanta gratulieren, weil sie es heute auf jeden Fall mehr verdient hatten. Atalanta hat das gemacht, was sie immer machen. Sie haben viel 1-gegen-1 gespielt und die entscheidenden Duelle gewonnen. Wir haben immer wieder Phasen gehabt, wo wir besser im Spiel drin waren, aber richtige Torchancen sind nicht bei rausgekommen. Wenn du drei Tore bekommst und keines schießt, dann verlierst du verdient. Es war heute schon wenig, vor allem in der Offensive. Ich denke defensiv hatte Atalanta aus wenig viel gemacht. Aber am Ende sind das die Sachen, die auch entscheiden. Aktuell ist die Enttäuschung natürlich viel größer, als die Vorfreude auf Berlin. Im Hinterkopf freut man sich schon, trotzdem ist heute extrem bitter. Wir haben uns auf jeden Fall mehr vorgestellt.“

Granit Xhaka: „Ganz ehrlich: Es geht uns nicht um die Serie. Die Serie war uns von Anfang an egal. Es ging um das Spiel. Wir haben leider heute ein Finale verloren, das ist Fußball. Wir haben schon gestern gesagt: Es wird ein schwieriges Spiel. Kompliment an Atalanta. That‘s it. Schade, dass es nicht im Finale geklappt hat. Wir haben so gut ausgesehen bis zu diesem Spiel. Dass wir es jetzt gerade in einem Finale nicht hinkriegen, was wir sonst gut machen ist part of the game. Das müssen wir akzeptieren, es geht weiter und wir haben am Samstag noch ein Finale.“

... über die persönliche Performance und eventuelle Enttäuschung: „Nein, was heißt enttäuscht. Wir wussten, dass Atalanta sehr viel Druck machen wird. Wir haben ein paar Ballverluste gehabt, korrekt, aber das gehört auch zum Fußball dazu. Wie gesagt, bitter, auf jeden Fall. Aber es geht weiter. Heute ein Finale verloren und wir probieren es am Samstag besser zu machen.“

Jonathan Tah: „Riesen-Enttäuschung natürlich. Wenn du so weit gekommen bist, dann wünschst du dir ein anderes Resultat. Das ist gerade so die Gemütslage. Trotzdem muss es weitergehen, wir haben noch ein sehr, sehr wichtiges Spiel vor uns. Auch wenn es gerade wehtut. Ich glaube, den Schmerz muss man gerade zulassen. Aber ab morgen geht‘s weiter. Atalanta hat es absolut verdient, heute zu gewinnen. Wir haben nicht in unser Spiel reingefunden. Sie waren in den Zweikämpfen, in den Duellen aggressiver dran und haben uns wirklich wenig Räume gelassen. Deshalb: Verdient heute gegen uns gewonnen.

... über Samstag & das nächste Finale: „Das haben wir uns erarbeitet. Wir dürfen uns trotz dieses Spiels jetzt nicht zu viel kaputtreden lassen. Wie schon gesagt, es tut extrem weh, wir sind alle extrem enttäuscht und haben uns was anderes vorgestellt. Aber so ist leider der Fußball und das gehört dazu. Man muss daraus lernen und Samstag wollen wir es besser machen.“

Jonas Hofmann: „Es ist sehr bitter. Wir haben uns das anders vorgestellt. Glückwunsch an die Italiener, es war hochverdient. Wir haben kaum Lösungen gefunden. Wir hatten auch in den Zweikämpfen nicht so die Aggressivität an den Tag gelegt. Aber man kriegt auch direkt wieder Gänsehaut, wenn die Fans einen aufmuntern wollen und singen, dass wir nach Berlin fahren. Das ist heute zu mindestens das Trostpflaster.“

... ob Nervosität eine Rolle gespielt habe? „Für viele war es das erste internationale Finale – ein großes Spiel. Nach zehn Minuten haben wir auf der Bank auch mal gesagt: ‚Ich glaube, das ist normal.‘ Auch da hatten wir schon vier Fehler gehabt, viele individuelle Fehler, Fehlpässe, einfache technische Fehler – was von uns nicht Bayer-like war. Dann haben Bergamo das Gefühl gegeben, dass sie gegen uns bestehen können und den Titel holen können.“

... über die gerissene Ungeschlagen-Serie? „Es schmerzt, weil es in einem Spiel war, wo wir sie gerne fortgeführt hätten. Und das in einem Finale. Wenn wir tauschen könnten, hätten wir lieber noch ein Spiel in der Bundesliga verloren. Das die Serie irgendwann reist war glaube ich vielen klar, aber es hätte gerne in der nächsten Saison sein dürfen.“

... über die Stimmung in der Kabine? „Stille. Aber wir dürfen den Kopf jetzt nicht in den Sand stecken. Am Samstag ist ein wichtiges Spiel. Wer ab morgen nicht den Fokus darauf legt, dem ist auch nicht zu helfen.“

Simon Rolfes (Geschäftsführer Sport): Wir sind enttäuscht, aber Glückwunsch an Bergamo. Sie haben uns den Schneid abgekauft. Atalanta spielt seit vielen Jahren so, das machen sie gut. Wir haben es heute nicht hinbekommen, aber so ist der Sport. Es ist enttäuschend und tut auch weh, aber man muss den Gegner beglückwünschen.

Fernando Carro (Bayer-CEO): „Man muss sagen, dass Atalanta verdient gewonnen hat, sie waren einfach besser. Das muss man als Sportler akzeptieren. Ich habe auch beim 0:2 noch daran geglaubt, aber nach dem 0:3 in der 76. Minute war es natürlich schwierig. Am Wichtigsten ist, den Schalter umlegen und nach Berlin gucken.“

Bernd Neuendorf (DFB-Präsident): „Es ist sehr schade und äußerst bedauerlich, dass die außergewöhnliche Serie von Bayer Leverkusen ausgerechnet im Finale der Europa League in Dublin gerissen ist. Leverkusen und Trainer Xabi Alonso können dennoch stolz sein auch auf eine großartige internationale Saison. Sie haben den deutschen Fußball überragend präsentiert und ganz Europa mit offensivem, leidenschaftlichem und hochklassigem Fußball begeistert. Bayer Leverkusen hat bereits Geschichte geschrieben. Und am Samstag hat Bayer noch die Chance auf einen weiteren Titel, in Berlin kann die Mannschaft um unsere EM-Fahrer Robert Andrich, Jonathan Tah und Florian Wirtz den DFB-Pokal und damit das Double gewinnen.“

Rudi Völler (DFB-Sportdirektor): „Dieses Ergebnis ändert nichts daran, dass Bayer Leverkusen eine große Geschichte geschrieben und Deutschland und Europa beeindruckt hat. Spieler, Trainer und Mannschaft haben Fußball-Deutschland stolz gemacht, mit begeisterndem Fußball, bescheidenem Auftreten und einem besonderen Spirit hat Bayer unglaublich viele Sympathien und Fans gewonnen. Simon Rolfes, Xabi Alonso und Fernando Carro haben in toller Zusammenarbeit ein Team geformt, das perfekt zusammenspielt. Ein Team, dass das Verlieren fast verlernt hat und in der Niederlage dennoch ein guter Verlierer war.“