Ein millionenschweres Missverständnis?

An Neymar da Silva Santos Júnior scheiden sich die Geister!

Klar - an guten Tagen gehört der brasilianische Superstar individuell und rein vom Talent her zu den besten und begnadetsten Fußballern der Welt. Tanzt mit dem Ball Samba, lässt seine Gegner mit Leichtigkeit aussteigen und begeistert die Zuschauer mit filigraner Technik und Traumtoren. (Alle Champions-League-News)

An schlechten Tagen, wenn es beim 31-Jährigen aber mal nicht läuft, taucht er dagegen ab – und schadet dem Pariser Spiel. So auch im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinales gegen den FC Bayern.

Ney blieb vieles schuldig! Schlechte Freistöße, ungenaue Hereingaben, wenig Abschlüsse – das Spiel von Paris Saint-Germain lief an ihm vorbei. In Fahrt kam PSG erst, als Kylian Mbappé in der 57. Minute eingewechselt wurde. Am Ende gewannen die Münchner im Prinzenpark trotzdem mit 1:0.

„Ich höre die Debatte um Ney“, sagte PSG-Coach Christoph Galtier auf der PK am Dienstag. „Sein Fehlen ist ein Handicap für die Mannschaft, 17 Tore und 11 Vorlagen in dieser Saison... Wenn ich ‚umso besser‘ lese, nein! Ist die Mannschaft ohne ihn ausgeglichener? Ja. Ist es besser so, wie es ist? Ney zu haben, ist aus offensiver Sicht besser.“

Und dennoch: Mögen die Fans den langen Ausfall des Brasilianers aktuell bedauern, zeigt eine bemerkenswerte Statistik hingegen, dass das Pariser Star-Ensemble ohne ihn besser spielt - oder zumindest zwei prominente Akteure.

PSG ohne Neymar besser dran?!

So verlor der Scheich-Klub noch nie ein Spiel, wenn Lionel Messi und Mbappé gemeinsam ohne Neymar auf dem Platz standen (zwölf Siege, drei Remis). Zusammen schossen die beiden in diesen Partien stolze 25 Tore. Mbappé netzte dabei mal 14-mal - Messi traf elfmal.

Ohne Neymar ist ganz PSG besser. Auch hierfür gibt es eine interessante Statistik: Einzig in seiner ersten Saison 2017 gewann der französische Abo-Meister mehr Spiele mit (87 Prozent), als ohne (68 Prozent) den brasilianischen Nationalspieler.

Es sollte seine einzige bleiben. Besonders auffällig ist die laufende Spielzeit 2022/23: Mit dem Brasilianer gingen 69 Prozent der Pflichtspiele wettbewerbsübergreifend siegreich aus, ohne ihn 88 Prozent!

Frankreich-Experte Alexis Menuge sieht deshalb im Neymar-Ausfall keinen Nachteil, denn „mit den drei Stars in der Offensive entsteht ein Riss in der Mannschaft“. Und geht sogar noch weiter: „Mit den drei da vorne kann man in der Champions League nicht weiterkommen.“ (NEWS: Mbappé-Kampfansage an Bayern!)

Seine Begründung: „Alle drei stehen bei Ballverlust vorne herum“, so Menuge weiter. „Die anderen sieben müssen dann überall rumlaufen und das auch noch meistens orientierungslos. Ohne Neymar können sie ein 4-4-2 spielen. Damit hätten sie die besten Chancen, das Ding noch zu drehen.“

Neymar fiel fast zwei Jahre bei PSG aus

Kein Wunder also, dass seit Monaten in den Medien Abschiedsgerüchte um den Stürmer-Star herumgeistern. Braucht PSG Neymar überhaupt noch?

Ein ausschlaggebendes Argument dagegen ist die verheerende Verletztenakte von Neymar!

Seit seinem 222 Millionen Euro schweren Transfer vom FC Barcelona in die französische Hauptstadt fiel Ney insgesamt 115 Spiele, 716 Tage, also fast zwei Jahre, bei PSG aus.

Wenn man nun die Kosten aufrechnet, die der Scheich-Klub mit Ablöse und einem Jahresgehalt von 45 Millionen Euro in sechs Spielzeiten bislang für seinen Superstar ausgegeben hat, wird einem schwindelig.

Insgesamt kostet Neymar die Pariser bis zum Ende der Saison 492 (!) Millionen Euro, sein Vertrag ist zudem noch bis 2027 gültig.

So viel gibt PSG bei Neymar pro Spiel, pro Tor und pro Tag aus

Das heißt, seit 2017 legt PSG pro Saison 82 Millionen Euro auf den Tisch, 6,833 Mio. pro Monat und 224.657,53 Euro pro Tag. Bricht man die Tage „nur“ auf die herunter, wo Neymar fit war, kostete er seinen Klub gar 333.785,62 Euro am Tag!

Horrende Ausgaben für einen so verletzungsanfälligen Spieler, der in sechs Spielzeiten bei PSG 27 (!) Mal verletzt ausfiel. In dieser Woche wird sich der Brasilianer an seinem rechten Knöchel, der ihn immer wieder außer Gefecht gesetzt hat, zum ersten Mal überhaupt einer Operation in Doha unterziehen.

Denn bis vergangene Woche glaubte Ney noch, dass er es schaffen würde, am Mittwoch in der Allianz Arena (Champions League: FC Bayern – PSG im LIVETICKER) spielen zu können, aber seine Schmerzen waren zu stark und sein Fuß zu zerbrechlich.

Nach mehreren Untersuchungen und klärenden Gesprächen zwischen den PSG-Bossen, Trainern, Ärzten und dem Brasilianer kamen sie gemeinsam zu dem Schluss, dass eine OP unausweichlich sei, berichtet die L‘Equipe.

Der rechte, anfällige Knöchel von Neymar ist nach zahlreichen Stauchungen, Quetschungen, Schlägen und Rissen so in Mitleidenschaft gezogen, dass ohne Operation ein Rückfallrisiko viel zu hoch sei. Die OP war der letzte Ausweg.

Deshalb steht der brasilianische Superstar in der Kritik

Neymar steht immer wieder in der Kritik. Erstens, weil er so verletzungsanfällig ist, mal wieder bis zum Saisonende ausfällt. Und zweitens, weil er so polarisiert und aneckt. Immer wieder soll es Zoff mit Mbappé und Messi gegeben haben, was der Klub aber stets dementierte.

Dass die drei Superstars allerdings nicht die besten Freunde sind, ist nicht von der Hand zu weisen. Drittens sehen Kritiker im Brasilianer ein schlampiges Genie, das sein Potenzial zu selten ausschöpft, und eine Diva mit Star-Allüren.

Viertens: Fußball-Experten missfällt zudem seine unprofessionelle Laissez-Faire-Einstellung sowie die Theatralik, die er hin und wieder an den Tag legt und für sein Image nicht gerade dienlich ist. Bestes Beispiel: Bei der WM 2018 in Russland lag Neymar 14 Minuten nach Fouls an ihm auf dem Rasen.

Dabei galt und gilt der 31-Jährige in seiner brasilianischen Heimat als legitimer Nachfolger von Pelé und Ronaldo. Doch ein richtig großer Titel mit der Selecao blieb ihm bislang verwehrt!

2022 und 2018 war bereits im WM-Viertelfinale Schluss und bei der Heim-WM 2014 gab es die böse 1:7-Schmach im Halbfinale gegen Deutschland, die er mal wieder nur verletzungsbedingt von der Tribüne mitverfolgen musste.

Wechselt PSG-Star nach London?

Nach der Pleite gegen die Bayern soll es zu einem Treffen zwischen PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi und Chelsea-Besitzer Todd Boehly gekommen sein. Dabei ging es um Neymar und einen möglichen Wechsel im kommenden Sommer. Laut Le Parisien und Marca steht eine Ablöse von „nur noch“ 60 Millionen Euro im Raum.

Ein teures Missverständnis, wenn man bedenkt, dass die Pariser bislang 2,843 Millionen Euro pro Spiel, 2,523 Mio. pro Scorer-Punkt, 4,169 Mio. pro Tor sowie 6,389 Millionen Euro pro Vorlage für Neymar ausgegeben haben. (NEWS: Trainer-Ikone ledert gegen Neymar)

Und ein Ende ist nicht wirklich in Sicht! Denn einerseits will und kann bisher kein Klub das stattliche Gehalt des Brasilianers bezahlen und andererseits soll Neymar die Stadt an der Seine laut L‘Equipe gar nicht verlassen wollen. Nicht überraschend bei solch einem Verdienst.

Ein Makel wird aber bleiben: Denn ankreiden lassen muss sich der 31-Jährige, dass er es (noch) nicht geschafft hat, mit PSG den Henkelpott zu gewinnen. Dafür verließ der Superstar Barca, trat aus dem langen Schatten von Messi - und wollte es in Paris unbedingt allein schaffen, um es so all seinen Kritikern zu zeigen.

Ohne Erfolg! Denn nun steht er im Schatten von Mbappé!