Wird dieses Olympia-Beben zum Fiasko?

Wird dieses Olympia-Beben zum Fiasko?
Wird dieses Olympia-Beben zum Fiasko?

Die italienische Regierung ist begeistert, das Internationale Olympische Komitee hat „große Bedenken“ - und die Zeit wird allmählich knapp: Der Streit um den Neubau eines Eiskanals für die Schlittenwettbewerbe bei den Olympischen Winterspielen in Mailand und Cortina d‘Ampezzo spitzt sich zwei Jahre vor dem Start der Spiele (6. Februar 2026) weiter zu.

Während sich die italienische Regierung mit dem Auftrag an das Bauunternehmen Pizzarotti zum Neubau einer Eisrinne auf dem richtigen Weg sieht, tobt das von Thomas Bach geführte IOC - und äußert „große Bedenken, ob das Projekt innerhalb der vorgeschriebenen Frist bis März 2025 fertiggestellt werden kann“.

Denn noch nie sei eine solche Bahn in einem so kurzen Zeitraum fertiggestellt worden - klappt es auch diesmal nicht, wäre es ein auch für die Ringe-Hüter peinliches Fiasko mit Ansage.

Vor diesem Hintergrund hat das IOC das Organisationskomitee aufgefordert, einen Plan B für den Fall einer Verzögerung auszuarbeiten. Auch der Internationale Bob- und Schlittenverband (IBSF) und der Internationale Rodelverband (FIL) teilen die Sorgen, heißt es.

Italienische Regierung bleibt hartnäckig

Und jetzt? Deutet sich weiter ein zähes Ringen um die Austragungsstätte an. Denn es bleiben dem Bauriesen Pizzarotti nur rund 13 Monate Zeit, eine fast 1,5 Kilometer lange Bahn mit 16 Kurven und komplettem Kühlsystem zu bauen, die vor Beginn der Spiele ausgiebig getestet werden muss. Eine adäquate Nachnutzung der Bahn ist zudem fraglich.

Erst im vergangenen Oktober hatten die Organisatoren zugestimmt, die Bob-, Rennrodel- und Skeletonwettbewerbe außerhalb des Gastgeberlandes stattfinden zu lassen - es wäre ein Novum in der dann 102-jährigen Geschichte der Winterspiele. Das war ganz im Sinne des IOC, das sich gegen einen umweltschädlichen Neu- oder teuren Umbau einer Wettkampfstätte ausgesprochen hatte. Doch Italiens rechte Regierung um Ministerpräsidentin Giorgia Meloni - der eine Teil-Verlagerung von Olympia ins Ausland offensichtlich nicht ins nationalistische Weltbild passt - blieb hartnäckig.

Die Entscheidung beende die Diskussionen und zeige „die feste Entschlossenheit dieser Regierung, die Bauarbeiten abzuschließen, um die bestmöglichen Spiele in Italien zu haben“, verkündeten Verkehrsminister Matteo Salvini und Sportminister Andrea Abodi am Freitag. So verkommen die Spiele in Italien für das IOC langsam zum leidigen Politikum.

Reue wegen Olympia-Bewerbung

Eigentlich sah im Konzept der Italiener durch bereits bestehende Anlagen in Mailand, Antholz (Biathlon) oder Bormio (Ski Alpin) alles nach nachhaltigen Spielen aus - auch wenn das mehrere olympische Dörfer und weite Wege zur Folge hat. Doch die Kosten explodieren, neben der geplanten Eisbahn verschlingen auch der Straßenbau und die Errichtung einer Eishockey-Halle in Mailand Millionen.

„Ich fange an zu bereuen, dass ich dazu beigetragen habe, die Olympischen Winterspiele nach Italien zu holen, weil es eine große Verantwortung ist und ich sehe, dass es große Schwierigkeiten gibt“, sagte Italiens Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti am Freitag - einen Neubau des Eiskanals in Cortina sieht er „in dieser Zeit“ als „fast unmöglich“ an.

Nichtsdestotrotz wollen die Italiener nicht der erste Gastgeber in der Geschichte sein, der Wettkämpfe in ein anderes Land auslagern muss. „Wir müssen einen Weg finden, um diese historische Chance nicht zu verpassen“, sagte Giorgetti. Doch ein Ende des Streits mit dem IOC ist noch lange nicht in Sicht.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)