Verstappen trifft auf „Godzillas Kind“

Max Verstappen schwitzte und arbeitete hart, er kurbelte an seinem Lenkrad, korrigierte immer wieder die Fahrlinie, fing das rutschende Heck seines Red Bulls ein - und all seine üblen Vorahnungen wurden in diesen Momenten wahr. In der Nacht von Singapur sah Verstappen zumindest zum Auftakt nicht aus wie ein Weltmeister, im freien Training auf dem Stadtkurs belegte er am Freitag nur den achten Platz.

Ferrari war viel schneller, auch Mercedes machte einen besseren Eindruck, und plötzlich scheint für Red Bull die perfekte Saison tatsächlich in Gefahr. Vor dem Rennen am Sonntag (ab 14 Uhr im LIVETICKER) hat das Team jeden der bisher 14 Grands Prix gewonnen, scheint Woche für Woche unschlagbar, als echte Hürde identifizierten sie aber Singapur. Und der Freitag nährte nun die Zweifel an einer Fortsetzung der Serie.

Denn Ferrari beeindruckte mit Carlos Sainz und Charles Leclerc auf den Rängen eins und zwei schon wieder. Bereits vor zwei Wochen beim Heimrennen in Monza hatte sich die Scuderia quasi aus dem Nichts in der Spitze zurückgemeldet, die Strecke in Singapur ist nun eine völlig andere - dennoch wirkt Ferrari erneut stark. Egal auf welcher Reifenmischung, egal in welcher Phase des Trainings, die roten Autos waren zum Auftakt am schnellsten.

Verstappen trifft auf Godzillas Kind

Einen erheiternden Moment erlebte Verstappen während dem ersten Training aber immerhin. Bei der Fahrt um eine Kurve fiel ihm etwas auf der Rennstrecke auf, das ihn prompt zu einem Funkspruch animierte: „Ah! Da ist eine Eidechse auf der Strecke! Eine kleinere diesmal!“

Verstappen konnte ausweichen, sein Renn-Ingenieur Gianpiero Lambiase nahm den Vorfall mit Humor: „Alles klar, verstanden. Vielleicht hatte Godzilla ein Kind.“ Lambiase bezog sich dabei auf ein ähnliches Erlebnis aus dem Jahr 2016, als in Singapur eine andere Eidechse auf der Fahrbahn gesichtet worden war.

„Auge in Auge mit Godzilla, Kumpel?“, fragte er damals am Funk.

Perez beklagt sich am Boxenfunk

Auch Mercedes mit George Russell (3.) und Lewis Hamilton (5.), Fernando Alonso im Aston Martin (4.) und Lando Norris im McLaren (6.) waren auf eine schnelle Runde besser unterwegs als die Red Bulls. Auf den Longruns lag das Feld recht eng zusammen. Für den einzigen deutschen Fahrer in der Formel 1, Nico Hülkenberg, reichte es im Haas zum elften Rang.

Verstappens Teamkollege Sergio Perez lag als Siebter noch knapp vor dem Niederländer, klagte aber über dieselben Probleme. „In jeder Bremszone habe ich das Gefühl, dass ich gleich crashe“, funkte er an die Box, „das Heck bricht ständig aus.“ Der RB19, auf jeder der bisherigen Strecken stärker als die Konkurrenz, hatte Probleme, den nötigen Grip aufzubauen. Gerade in den langsamen Kurven verloren Verstappen und Perez viel Zeit auf die Ferraris.

Und so wirkte es am Freitag sehr unwahrscheinlich, dass schon an diesem Wochenende die erste Entscheidung der Saison fällt: Die Konstrukteurs-WM wäre Red Bull nicht mehr zu nehmen, wenn Verstappen und Perez am Sonntag einen Doppelsieg holen würden und Mercedes gleichzeitig komplett leer ausginge.

Auf seinen dritten Fahrertitel in Serie muss Verstappen ohnehin noch ein wenig warten. Dass er ihn holt, steht angesichts des großen Vorsprungs auf Perez aber nicht mehr infrage. In Japan (24. September) oder Katar (8. Oktober) dürfte es so weit sein.

In Singapur dagegen könnte erstmal Verstappens Vorahnung wahr werden. „Das wird nicht das stärkste Wochenende für uns“, hatte er zuletzt gesagt.