"Pulsschlag" im Ball erkennt Openda-Handspiel

Opendas Handspiel sorgte für Diskussionen (THOMAS KIENZLE)
Opendas Handspiel sorgte für Diskussionen (THOMAS KIENZLE)

Gary Lineker hatte Puls, und wie alle Fußballfans an den Bildschirmen musste sich auch Englands Stürmerikone der 1980er-Jahre erstmal an die neueste Ausprägung des Videobeweises gewöhnen. Ein Chip im Ball gab dem türkischen Schiedsrichter Umut Meler einen weiteren Hinweis: Belgiens Angreifer Lois Openda hatte die Kugel vor dem Tor von Romelu Lukaku in der 86. Minute mit der Hand berührt. Meler nahm den Treffer zurück. Statt zumindest ein 1:1 zu retten, blamierte sich Belgien beim EM-Auftakt gegen die Slowakei.

Die Grafik, die der Darstellung eines Herzschlags ähnelt, kam erstmals zum Einsatz. Dabei hatte UEFA-Schiedsrichterboss Roberto Rosetti vor Turnierbeginn noch gesagt: "Wahrscheinlich brauchen wir das nicht - aber sicher ist sicher."

Meler, der von Videoassistent Bastian Dankert (Rostock) den Hinweis erhalten hatte, sich die strittige Szene noch einmal anzuschauen, entschied auch mithilfe der Grafik auf Handspiel. Lineker, in den Sozialen Medien äußerst umtriebig, tippte hastig "bullshit decision" in sein Smartphone und teilte seine Ansicht bei X mit seinen fast neun Millionen Followern.

Der frühere deutsche Top-Schiedsrichter Manuel Gräfe bewertete die Szene gelassener. "Es ist wichtig, dass Bastian Dankert den Schiedsrichter rausgeschickt hat", sagte der Experte im ZDF. Meler aber musste immer noch entscheiden, ob das Handspiel auch als strafbar zu werten war. "Die Hand ist sehr weit draußen, er gibt ihm den entscheidenden Touch, aber es ist nicht wirklich absichtlich", resümierte Gräfe. 2014er-Weltmeister Christoph Kramer sprach im ZDF aus Spielersicht: "Ich hätte nicht gepfiffen."

Belgiens Trainer Domenico Tedesco hielt sich mit Kritik zurück. "Ich will ein guter Verlierer sein. Wir vertrauen dem VAR und dem Schiedsrichter. Wenn sie Hand pfeifen, ist es Hand. Das müssen wir akzeptieren", sagte der Deutsch-Italiener.