Russland plant olympische Parallelwelt

Russland plant olympische Parallelwelt
Russland plant olympische Parallelwelt

Russlands Pläne für so genannte „Freundschaftsspiele“ kurz nach Olympia in Paris sind für den Experten Stephan Wassong ein direkter Angriff auf das Internationale Olympische Komitee (IOC). „Es wird versucht, einen Keil in die olympische Sportwelt zu treiben, um die sehr differenziert aufgebaute Gesamtstruktur des olympischen Systems ein Stück weit herauszufordern“, sagte der Sporthistoriker vom Institut für Sportgeschichte der Deutschen Sporthochschule Köln im SID-Interview 100 Tage vor Beginn der Olympischen Spiele (26. Juli bis zum 11. August).

Dabei gehe es auch "um Autoritäten und die Frage, wer im Sport was entscheiden kann. Wir haben das IOC als starke Weltregierung des Sports, die dafür einsteht, Sportentwicklung verantwortungsvoll zu gestalten. Russland und Putin setzen sich nun aber darüber völlig hinweg", sagte Wassong: "Ein Beispiel dafür sind die Einladungen zu diesen Freundschaftsspielen. Die gehen nicht an Sportorganisationen, sondern an Regierungen. So werden Entscheidungs- und Autonomierichtlinien ausgehöhlt. Das gilt im Übrigen auch für die Doping-Problematik."

Mit 70 Nationen? Russland plant Gegenveranstaltung zu Olympia

Als Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sind Athleten aus Russland und Belarus nur als "neutrale individuelle Athleten" in Paris zugelassen, Mannschaften sind komplett ausgeschlossen, vermutlich werden sich letztendlich 36 russische Staatsbürger qualifizieren. Als mögliche Gegenveranstaltung zu Olympia plant Russland vom 15. bis 29. September in Moskau und Jekaterinburg "Freundschaftsspiele", bei denen in 36 Sportarten 283 Entscheidungen fallen sollen. Angeblich werden Athleten aus mindestens 70 Nationen teilnehmen.

„Es wird interessant sein, zu beobachten, inwiefern sich eine Gegenbewegung formen kann. Das ist auch die große Sorge vom IOC. Inwieweit wächst eine Gegenbewegung heran, die einer Stoßrichtung folgt, die sicherlich nicht mit der Olympischen Charta vereinbar ist? Diese Gegenbewegung lässt sich schwer lesen“, sagte Wassong.