Sané-Aufschwung: Das war seine Extra-Motivation

In einer furiosen Hinrunde konnte Leroy Sané laut Angaben der Statistik-Plattform WhoScored mit den meisten Torvorlagen (acht Assists) und Key-Pässen (49) aller Bundesliga-Spieler glänzen. Zudem erzielte er auch in den Kategorien „Großchancen kreiert“ (12) und Dribblings (63) die Top-Werte.

Schon jetzt hat der 27-Jährige mit 16 Scorer-Punkten in der Bundesliga mehr Torbeteiligungen vorzuweisen als in der Vorsaison. Sportdirektor Christoph Freund sprach kürzlich nicht umsonst vom „besten Sané aller Zeiten“. Doch in einem Interview mit fcbayern.com hat sich der Offensiv-Star selbst bescheiden geäußert.

„Ich war zuletzt zufrieden mit meinen eigenen Leistungen, ja. Aber solche Superlative möchte ich mir selbst nicht geben“, erklärte Sané. Kraft hat der frühere Schalker aus dem Vorjahr gezogen: „Die enttäuschende WM 2022 und das Ausscheiden im Champions League-Viertelfinale haben mir eine Extra-Motivation gegeben.“

Leroy Sané: „Bin in allen Bereichen erwachsener geworden“

Neben dem Vertrauen der Klub-Führung und von Trainer Thomas Tuchel sieht Sané vor allem seine eigene Reife als Grund für seine starke Hinrunde an. „Ich bin in allen Bereichen erwachsener geworden“, sagte Sané: „Im Januar werde ich 28. Ich denke, in diesem Altersbereich macht jeder Mensch noch mal eine gewisse Entwicklung durch im Reifeprozess. Ich hatte in meiner Karriere Ups and Downs, aber auch aus den Downs habe ich vieles lernen können.“

Darüber hinaus helfe ihm seine Rolle als zweifacher Familienvater, um „reifer zu werden“. Zwar hatte Sané im DFB-Team mit seinem Frust-Platzverweise gegen Österreich auch einen Aussetzer dabei, jedoch gelingt es ihm zunehmend besser, mentale Stärke und Lockerheit zu kombinieren.

„Es ist nach wie vor wichtig, dass man sein Bolzplatzgefühl nicht verliert. Das steht einfach für Lockerheit, und die will ich mir auch immer beibehalten, denn das ist der Schlüssel für mein Spiel und meinen Erfolg“, erläuterte er seinen Ansatz als Fußballprofi und führte aus: „Ich bin ein Dribbler, das ist immer mit Risiko behaftet, funktioniert zwangsläufig manchmal auch nicht. Und dann ist es umso wichtiger, dass man den Mut und die Lockerheit nach zwei misslungenen Dribblings nicht verliert, um auch wieder ins dritte gehen zu können.“

Genau daran scheiterte es beim schnellen Außenstürmer in den letzten Jahren oftmals, weshalb er sich oft sowohl intern als auch extern kritische Töne anhören musste. Dabei fühlte sich der Neuzugang aus dem Jahr 2020 oftmals falsch verstanden.

Sané: „Zu leicht Angriffsflächen geboten“

„Man will in kritischen Phasen umso mehr, dass es klappt und man gewinnt. Wichtig ist, dabei nicht zu verkrampfen, sonst kommt es zur gegenteiligen Reaktion: Man setzt sich selbst zu sehr unter Druck und es funktioniert nur noch wenig. Das wird dann öffentlich auch manchmal falsch interpretiert – plötzlich heißt es, die Jungs geben nicht alles, sind nicht konzentriert und so weiter“, ergänzte der Bayern-Star.

Ein Fehlpass unterlaufe jedoch eher, wenn man „zu verkrampft“ sei und „es zu sehr unbedingt richtig“ machen wolle. Ein wenig Mitschuld gibt er sich an seinem nun weitgehend abgelegten Image aber auch. „Im Nachhinein gebe ich ja selbst zu, dass ich früher manchmal zu leicht Angriffsflächen geboten habe, in die dann Dutzende Dinge hineininterpretiert wurden“, erklärte der 28-Jährige, der nun aber „ein besseres Gespür dafür“ entwickelt hat. Werden gewisse negative Dinge thematisiert, lasse er sich „nicht aus dem sportlichen Fokus“ bringen.

Sané will „so viele Titel wie möglich gewinnen“

Der sportliche Fokus liegt nun auf dem Jahr 2024, welches für ihn einige Highlights bereithalten könnte. Dies schürt eine positive Erwartungshaltung, aber natürlich auch Druck. „Der Druck bei einem Verein wie dem FC Bayern ist viel zu hoch, um sich auf seinen Leistungen ausruhen zu können. Ich will auch zur Stelle sein, wenn es spätestens Richtung Frühling in die entscheidende Phase in der Champions League und in der Meisterschaft geht“, nimmt er sich fest vor.

Sein Saisonziel sei es „so viele Titel wie möglich zu gewinnen und einen gewissen Anteil zu haben“. Eine klare Kampfansage für die Heim-EM, die ein „ganz großes Highlight“ darstelle, wagt er jedoch nicht. „Es kann zunächst nur darum gehen, einen positiven Start in die Gruppenphase hinzulegen und nicht über das Halbfinale oder Finale nachzudenken. Einfach von Spiel zu Spiel schauen und eine Dynamik entwickeln – das ist der Weg“, erklärte er. Trotz der negativen Stimmung im Land hofft er darauf, „dass zum ersten Spiel Euphorie aufkommen wird“.

Sané-Zukunft noch ungeklärt: Hilft den Bayern der Kane-Faktor?

Spätestens in den Wochen nach der EM dürfte sich dann auch entscheiden, wie es für den nur noch bis 2025 an die Bayern gebundenen Außenstürmer weitergeht. Konkret hat er sich bezüglich einer Verlängerung noch nicht geäußert. Große Zufriedenheit und Vertrauen verspürt er dennoch. „Für mich passt im Moment sehr viel. Ich spüre sehr viel Rückendeckung vom gesamten Verein. Es fühlt sich alles sehr gut an“, bestätigte er.

Eine Rolle bezüglich seiner Zukunftsentscheidung könnte letztlich auch Superstar Harry Kane spielen. „Ich habe bei Harry sehr schnell gemerkt, dass das richtig gut passen kann. Er weiß genau, wie ich ticke – und umgekehrt. Ich mag ihn auch als Menschen abseits des Platzes total gerne“, beschrieb er sein hervorragendes Verhältnis zu seinem Offensiv-Partner.