"Knappe Entscheidung": Terzic erklärt BVB-Aufstellung

Elf Jahre nach dem letzten Finaleinzug greift Borussia Dortmund im Finale der Champions League erneut nach dem Henkelpott. Gespielt wird damals wie heute im Wembley-Stadion von London. Doch anders als damals wollen die Schwarz-Gelben diesmal nicht mit leeren Händen abreisen.

Die Aufgabe könnte größer kaum sein, mit Real Madrid wartet der Dominator der Königklasse auf den BVB (um 21 Ur im LIVETICKER). Noch nie hat der spanische Meister in seinem Lieblingswettbewerb ein Finale verloren. Demzufolge haben die Königlichen riesiges Selbstvertrauen und verkündeten bereits zweieinhalb Stunden vor Anpfiff ihre Startelf - ohne Überraschungen und mit den deutschen Starts Toni Kroos und Antonio Rüdiger.

Deutlich mehr Zeit ließ sich sich der BVB. Rund eineinhalb Stunden nach Madrid machte der Bundesligist seine Aufstellung öffentlich. Marco Reus wird in seinem letzten Spiel für Dortmund auf der Bank sitzen. Stattdessen sollen Jadon Sancho, Karim Adeyemi und Niclas Füllkrug vorne wirbeln. Auch Donyell Malen sitzt nur auf der Bank.

„Es war eine knappe Entscheidung. Ich habe mit beiden (Adeyemi und Malen; Anm. d. Red.) am Dienstag gesprochen und in meine Gedankenwelt abgeholt und hab ihnen gesagt, dass ich jetzt nicht unbedingt sehe, dass einer 90 oder 120 Minuten auf dem Platz steht“, erklärte Trainer Terzic seine Entscheidung für Adeyemi vor der Partie beim ZDF.

Er sei sich sicher, „dass die Startelf, die heute auf dem Platz steht, eine richtige gute Leistung zeigen und uns ein gutes Ergebnis bringend wird. Und die Jungs, die reinkommen, wenn wir dann noch mal nachlegen - das brauchen wir. Wenn wir gegen Real Madrid spielen, brauchen wir nicht nur elf Spieler, die da mithalten können, sondern brauchen Jungs, die wir einwechseln können, die das Momentum auf unsere Seite kippen können.“

In der Defensive gibt es ebenso keine Überraschung. Mats Hummels startet neben Nico Schlotterbeck in der Viererkette vor Keeper Gregor Kobel. Außen verteidigen Ian Maatsen und Julian Ryerson.

Im Mittelfeld beginnen Emre Can, Marcel Sabitzer und Julian Brandt. Somit vertraut Coach Terzic der Elf, die im Hin- und Rückspiel gegen Paris im Halbfinale überzeugte.

BVB - Real: Die Aufstellungen:

  • Dortmund: Kobel - Ryerson, Hummels, Schlotterbeck, Maatsen - Can - Sabitzer, Brandt - Sancho, Adeyemi - Füllkrug

  • Madrid: Courtois - Carvajal, Rüdiger, Nacho, Mendy - Camavinga - Valverde, Kroos - Bellingham - Rodrygo, Vinicius Junior

Champions League: BVB hofft auf magischen Reus-Abschied

„London is calling - again!“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl, der 2013 noch als Spieler gegen den FC Bayern München verloren hatte. „Wir haben eine Rechnung offen: In diesem Stadion. In dieser Stadt. In diesem Endspiel.“ Die wenigen verblieben Protagonisten des letzten Endspiels brennen auf ihre zweite Chance. Mats Hummels. Marco Reus. Hans-Joachim Watzke. Nuri Sahin. Sven Bender.

„Jetzt“, sagte Reus vor seinem allerletzten BVB-Spiel, „müssen wir auch gewinnen. Sonst wäre es scheiße.“ Die Dortmunder Ikone hofft, ihren goldenen Abschied zu bekommen - jenen, der Toni Kroos, dem fünfmaligen Champions-League-Sieger, bei Real somit verwehrt bliebe. Wann er das Siegtor schießen werde? „70. oder 89. Minute“, sagte Reus beim Medientag mit einem Augenzwinkern.

In der Ecke des klaren Außenseiters hat es sich der Verein längst gemütlich gemacht. „Madrid ist der haushohe Favorit, aber das ist genau das, was wir lieben“, sagte Klubboss Watzke und verwies auf die Niederlage von Bayer Leverkusen im Europa-League-Finale. „Schauen Sie sich an, was gerade in Dublin passiert ist! Atalanta Bergamo hat gespielt, als wäre es das letzte Spiel ihres Lebens. Das ist es, was man tun muss, um zu gewinnen.“ Der Titel, sagte er dem SID, „würde mir alles bedeuten!“

Bekanntlich hat Real, der „Champion der Champions, der absolute Endgegner“, wie Trainer Edin Terzic die Königlichen nennt, jedoch noch nie ein Champions-League-Finale verloren. Die letzte Niederlage in einem großen Endspiel gab es 1983, als Terzic ein halbes Jahr alt war. Aber: „Einmal ist immer das erste Mal“, wie Watzke beschwört.

Champions-League-Finale im Free-TV: So können Sie BVB - Real verfolgen

BVB hofft auf gigantische CL-Party

So reden sie es sich also seit Tagen ein. „In einem Spiel, in 90 oder 120 Minuten, kann diese Mannschaft jeden Gegner schlagen“, versichert Terzic, der versuchen muss, im mystischen Tempel des Fußballs den alten Fuchs Carlo Ancelotti auszucoachen. Gelingt es, träumte Reus, „kann ich mir gar nicht vorstellen, was am nächsten Tag in Dortmund los wäre“.

Mit dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt oder dem Triumphzug vor Hunderttausenden über den Borsigplatz will sich allerdings noch niemand beschäftigen. Ruhig bleiben, Kontrolle bewahren, ganz nach Terzics Leitmotiv: „Don‘t play the occasion, play the game!“ Spielt nicht das Champions-League-Finale, spielt einfach Fußball. „Die Jungs müssen 90 Minuten lang das tun, was sie ihr Leben lang gemacht haben“, betonte Reus. Kicken.

Das Team werde vor dem großen Tag jedenfalls „mit einem Riesenlächeln ins Bett“ gehen, kündigte Kehl an. Zumal der BVB aus diesem Finale „nicht als Verlierer hervorgehen“ könne, betonte Watzke, „sondern nur als der ganz, ganz große Gewinner.“

Der BVB-Boss, der sich elf Jahre lang geweigert hat, das dramatische Bayern-Spiel von damals erneut zu schauen, hat unmittelbar nach dem Halbfinal-Triumph gegen Paris St. Germain eine Veränderung bemerkt. „Die Zahl deiner Freunde steigt ins Unermessliche“, sagte er: „Wenn sie merken, dass ich keine Karten habe, werden sie schnell deine Feinde.“

Kann der BVB Real und Vincius stoppen?

Mehr als 400.000 Tickets für Wembley hätte der BVB verkaufen können, Tausende Fans werden über das 25.000er-Kontingent hinaus am Samstagabend in den Pubs sitzen, zittern und beten - dafür, dass Julian Ryerson den unglaublich schnellen Vinicius Junior stoppen kann. Dafür, dass Niclas Füllkrug eine Chance gegen Antonio Rüdiger bekommt. Dafür, dass es irgendwie reicht. „Wir haben die Möglichkeit, etwas für die Ewigkeit zu schaffen“, sagt Terzic.

Die Spannung jedenfalls ist enorm, die Luft im Wembley-Stadion wird man schneiden und in Tüten packen können. Ganz wie 2013. Wie die Aufregung locker zu nehmen ist, verriet Julian Brandt: „Joah“, sagte er, „ich schlafe halt im Hotel und spiele am nächsten Tag ein Fußballspiel.“ Wäre es doch nur so einfach.

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