"Schwarze Magie!" Reifen-Wut in Sao Paulo

Beim Formel-1-Sprint am Samstag fuhr George Russell zu einem starken, aber unerwarteten vierten Rang. „Wir hatten nicht damit gerechnet, der schnellste zu sein“, gestand er nach dem Sprint und fügte hinzu: „Wir haben eindeutig etwas falsch gemacht, wie immer liegt es an den Reifen. Es ist die Geschichte jeder Saison und wir müssen es korrigieren.“

Die große Frage, die Russell jedoch bewegt: Was soll man korrigieren? „Ich schätze, jeder im Fahrerlager wünschte, er hätte es (das Reifenmanagement, Anm. d. Red.) verstanden, aber es ist ein bisschen wie schwarze Magie.“

Während der Mercedes-Star seine Kritik an den Gummiwalzen jedoch noch diplomatisch verpackte, nahm vor allem Alex Albon kein Blatt vor den Mund. Für den Williams-Piloten fühlten sich die Reifen schlicht „schrecklich an“. Vor allem die harten Mischungen seien komplett unbrauchbar gewesen in seinen Augen.

„Schrott!“ F1-Star bedient von Reifenbedingungen

„Es sah überall nach Schrott aus. Es war ein langsames Rennen. Der Reifenverschleiß ist einfach massiv. Um ehrlich zu sein, fühlt es sich schrecklich an, zu fahren“, sagte er in der Presserunde nach dem Sprint. Eigentlich hätte man auf die harten Reifen ausweichen müssen. Doch gerade bei Rennen in heißen Gefilden wie Mexiko, Katar oder die USA sei das unmöglich. „Diese Strecken mit altem Asphalt neigen dazu, die Reifen zu zerfressen. Es fühlt sich an, als ob wir nur herumbummeln.“

In dieselbe Kerbe schlug Lewis Hamilton. Der Rekordweltmeister, der schon direkt nach dem Sprint bei Sky erklärte, dass Mercedes im Rennen keine Chance auf den Sieg habe, war schockiert vom extremen Abbau der Reifen in Sao Paulo.

Zumindest Daniel Ricciardo nahm die schwarzen Rollen etwas in Schutz und gab auch der Strecke eine Mitschuld. „Die Strecke war super seltsam, natürlich auch mit den Reifen. Der Asphalt hier ist schlecht. Es ist scheiße.“

Pirelli sieht Problem in der Strecke

Dass die Reifen auf der Strecke in Interlagos jedoch Probleme haben, ist auch Hersteller Pirelli selbst nicht entgangen. Bereits vor dem Sprint beantragte man bei der Rennleitung, die Strecke nochmal zu säubern, was zu einer Startverschiebung um 15 Minuten führte. „Wir hatten ein paar Reifenschäden durch Trümmerteile und haben auch einige Schnitte auf der Lauffläche gefunden“, begründete Pirelli-Motorsportchef Mario Isola den Vorgang. „Ich glaube, das Problem liegt eher in der Boxengasse als auf der Strecke. Aber wir müssen aufpassen, denn wir hatten ein paar Reifenschäden.“

Man darf also gespannt sein, wie die Fahrer im Rennen (ab 18.00 Uhr im SPORT1-Liveticker) mit den Reifen zurechtkommen. Vielleicht darf sich Russell ja erneut über „schwarze Magie“ freuen - auch wenn Mercedes-Kollege Hamilton nicht daran glaubt.