Ein schwarzer Tag im Ski-Zirkus

Ein schwarzer Tag im Ski-Zirkus
Ein schwarzer Tag im Ski-Zirkus

Vor 22 Jahren ereignete sich im Alpin-Sport ein schwerer Unfall, der den Weltcup bis heute beeinflusst. Am 8. Dezember 2001 verlor Silvano Beltrametti bei der Abfahrt im französischen Wintersportort Val d‘Isère die Kontrolle und ein schrecklicher Sturz ereignete sich. Die Folge: Der Schweizer ist seit diesem Tag querschnittgelähmt.

Das Rennwochenende verlief bis zu jenem Unfall blendend für die Schweizer Ski-Hoffnung. Am Freitag freute sich der 22-Jährige im Super-G über den dritten Rang. „Skifahren ist etwas Schönes, wenn man schnell ist. Das ist das beste Doping für die Abfahrt“, erzählte er nach seinem Erfolg über das bevorstehende Abfahrtrennen.

Auch in diesem Rennen war Beltrametti auf Podestkurs. In den Zwischenzeiten war er der Beste, jedoch wurde nach eineinhalb Minuten bei Tempo 120 km/h ein kleiner Fehler zum schwerwiegenden Verhängnis.

Der Unfall, der das Leben für immer verändert

Der Ski geriet außer Kontrolle und der Schweizer raste direkt auf eine Werbebande zu. Hinter der Bande befanden sich Fangnetze, die Beltrametti mit seinen scharf geschliffenen Skiern zerschnitt. Dadurch flog er über eine Kuppe und rutschte ungebremst eine Geröllhalde entlang. Erst ein Zusammenprall mit einem Pfosten brachte ihn zum Stoppen.

Die Rettungskräfte sowie sein Cheftrainer Dieter Bartsch eilten sofort herbei. An der Unfallstelle aufgefunden war Beltrametti bei Bewusstsein. „Dieter, ich werde gelähmt bleiben. Das weiß ich“, sagte das Skitalent noch an am Unfallort zu seinem Coach.

Etwas später glaubte der junge Schweizer sogar nicht mehr daran, dass er überleben würde. „Ich schaffe es nicht, ich sterbe“, erzählte Beltrametti seinem Manager Guisep Fry noch auf dem Weg in das Krankenhaus.

Überlebt hat der Ski-Star. Was für immer blieb, war allerdings eine Querschnittslähmung durch einen Bruch des sechsten und siebten Brustwirbels. Noch am selben Abend des tragischen Unfalls fand Beltrametti in einem Gespräch mit Fry große Worte. „Ich hatte zwar keine Chance. Aber es gibt doch viele Menschen, denen geht es schlechter als mir“, meinte er zu seinem Manager und Freund.

Die FIS reagierte ebenfalls, um solch einen Unfall in Zukunft so gut wie möglich auszuschließen. Sein schrecklicher Unfall war der Anlass, dass die blauen Linien in den Hochgeschwindigkeitsdisziplinen im Alpin-Sport eingeführt wurden, die den Rennfahrern die Richtung zum nächsten Tor aufzeigen.

Emotionale Rückkehr an den Ort des Geschehens

Und auch Beltrametti wird durch den Rollstuhl für immer an diesen Tag erinnert. Doch auch, wenn die körperlichen Folgen immer sichtbar sind, seine positive Einstellung zum Leben hat sich nicht geändert. Bereits vier Monate nach dem Horrorunfall war der Schweizer bei der Nummernvergabe in der Lenzerheide schon wieder öffentlich im Ski-Zirkus aufgetreten.

Knapp ein Jahr später kehrte er erstmals an den Ort des Geschehens zurück. Zusammen mit Bartsch und begleitet von einem Kamerateam des Schweizer Fernsehen ging er zu dem Pfosten, der zu seinem Schicksal wurde. Die Erinnerungen wühlten ihn auf. Dennoch überwog auch in diesem Moment das Positive in seinem Leben: „Ich komme mir nicht arm vor. Ich komme mir in meiner Seele, in meinem Geist gestärkt vor. Ein Stück stärker als vorher. Der Preis, den ich dafür bezahlt habe, ist brutal hoch: Ich kann nicht mehr laufen. Ich muss mich ein Leben lang im Rollstuhl zurechtfinden“, sagte er in die SRF-Kamera.