Trauer um den fliegenden Zahnarzt

Trauer um den fliegenden Zahnarzt
Trauer um den fliegenden Zahnarzt

Sprach man die ältere Generation der Eintracht-Fans auf den „fliegenden Zahnarzt“ an, dann leuchteten bei den meisten die Augen. Dr. Peter Kunter, der Träger dieses Spitznamens, hatte - schon alleine wegen seiner besonderen Vita - einen Kultstatus inne.

Am Montag verstarb Kunter im Alter von 82 Jahren - nach kurzer, schwerer Krankheit, wie die Eintracht auf ihrer Website schrieb.

Zwischen 1965 und 1976 stand der Mann, der seine Karriere als Stürmer begann, hauptberuflich im Kasten der Frankfurter - und nur gelegentlich am Zahnarztstuhl seiner Praxis. In diesem Zeitraum absolvierte Kunter 234 Bundesligaspiele für die Hessen und es dauerte bis ins Jahr 2023, ehe ihn Kevin Trapp als Rekordkeeper ablöste.

Der bislang einzige Zahnarzt der Bundesliga-Geschichte hatte 1969 promoviert, konzentrierte sich auf seine zweite Karriere aber erst so richtig ab 1976, als er mit dem Fußball aufhörte. Bis dahin vertrat ihn meistens seine Frau Irmgard, die ebenfalls Zahnmedizin studiert hatte. Nach und nach fanden sich auch Kunters Mitspieler auf dem Zahnarztstuhl des Torhüters.

Dr. Kunter: „Zehn Zentimeter haben mir gefehlt“

Dass Kunter der Sprung in die Nationalmannschaft verwehrt blieb, dürfte auch an seiner Körpergröße gelegen haben, die mit 1,76 Meter nicht gerade torwarttauglich schien. „Zehn Zentimeter haben mir gefehlt“, sagte er, um es mit den deutschen Torwart-Granden Sepp Maier und Wolfgang Kleff aufzunehmen.

Weil er aber eine ungewöhnliche Sprungkraft besaß, konnte es der gebürtige Berliner dennoch mit der internen Konkurrenz bei der Eintracht aufnehmen. 1965 löste er keinen Geringeren als die damalige Eintracht-Ikone Egon Loy ab und blieb zehn Jahre lang die unumstrittene Nummer eins.

Kunters Markenzeichen waren die Hechtsprünge, mit denen er die Bälle aus den Ecken kratzte, zumeist mit bloßen Händen. Damit beeindruckte er den Filmemacher Joachim Kreck so sehr, dass dieser 1973 einen Kurzfilm über ihn drehte.

Seinen größten Erfolg erlebte der populäre SGE-Keeper 1974, als er mit der Eintracht das Pokalfinale gegen den Hamburger SV in Düsseldorf gewann.