Warum die Bayern kurz vor dem Deadline Day umdachten

Warum die Bayern kurz vor dem Deadline Day umdachten

Diesen Deadline Day wird der FC Bayern nicht so schnell vergessen!

Der Rekordmeister war kurz davor, Joao Palhinha zu verpflichten und seinem Cheftrainer Thomas Tuchel den ersehnten Wunsch nach einer „Holding Six“ zu erfüllen. Doch der Deal, der fast schon perfekt war, scheiterte unter dramatischen Umständen, auch eine Verpflichtung von Nationalspieler Armel Bella-Kotchap klappte nicht, gleiches galt für Trevoh Chalobah, den Tuchel noch aus seiner Zeit beim FC Chelsea kannte.

Kein Wunder, dass die Laune bei Tuchel nicht die allerbeste gewesen sein dürfte. Daran änderte auch der Arbeitssieg gegen Angstgegner Borussia Mönchengladbach erstmals nur wenig. Während Thomas Müller gewohnt humorvoll nach der Partie konstatierte, dass Tuchel aus Frust während des Hinfluges zum Spiel „in seinen Sitz gebissen“ haben dürfte, machte der Coach selbst aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. „Ich war sehr traurig, weil ich wusste, wie gern der Spieler zu uns wollte, und ich weiß, was uns dieser Spieler gegeben hätte, sagte der 50-Jährige über den gescheiterten Palhinha-Deal.

Palhinhas Familie meldet sich zu Wort

Auch am Spieler selbst gingen die Entwicklungen nicht einfach so vorbei, seine Familie bestätigte bei SPORT1 am Sonntag, dass ein Wechsel nach München weiter eine Option sei. „Natürlich ist das eine Möglichkeit! Joao wollte immer nur zu Bayern“, hieß es auf Nachfrage.

Während Vorstands-Boss Jan-Christian Dreesen forderte, dass Tuchel sich nun kreative Lösungen überlegen müsse, wurde auch der Auftritt von Präsident Herbert Hainer im STAHLWERK Doppelpass mit Spannung erwartet!

Schließlich verlor der FC Bayern in den vergangenen Wochen mit Benjamin Pavard oder Josip Stanisic auch wichtige Abwehr-Optionen, ohne Ersatz zu verpflichten.

Dennoch verteidigte Hainer vehement die Transferpolitik des Rekordmeisters und beschrieb seine (chronologische) Sicht der Dinge.

Kane? „Klasse Coup unserer sportlichen Leitung“

„Als die Transferperiode begann, waren wir uns im Sportausschuss über zwei primäre Ziele einig“, erklärte der 69-Jährige. „Das erste: Wir brauchen unbedingt einen Mittelstürmer, das war uns nach der verkorksten Rückrunde klar. Das zweite Ziel war: Wir wollten unbedingt eine Verstärkung in der Innenverteidigung haben. Dann haben wir zuerst Min-jae Kim verpflichtet, der einer der Hauptfaktoren war, dass Neapel nach 33 Jahren wieder italienischer Meister wurde.“

Dass die Bayern es anschließend schafften, Kane von Tottenham nach München zu lotsen, bezeichnete Hainer als „klasse Coup unserer sportlichen Leitung.“

Der FCB-Chef fuhr fort: „Dann haben wir frühzeitig Konrad Laimer geholt, der sowohl auf der Sechs als auch auf der rechten Verteidigungsposition spielen kann, und auch Raphael Guerreiro. Bis dahin hatten wir all die Spieler bekommen, die wir haben wollten. Das war nicht so einfach.“

Dass Tuchel den aktuellen Kader am Samstagabend als „ein bisschen dünn, ein bisschen wenig“ bezeichnete, liege zu einem großen Teil am angeblich kurzfristig angekündigten Wechselwunsch von Benjamin Pavard, sowie den gescheiterten Verhandlungen am Deadline Day.

Hainer erklärte dazu: „Anschließend haben wir Josip Stanisic nach Leverkusen verliehen, damit er mehr Spielanteile bekommt und parallel dazu versucht, Benjamin Pavard zu halten. Er hat uns aber klargemacht, dass er weg will. Als am letzten Wochenende klar war, dass er nicht bei uns bleibt, haben wir uns am Dienstag in meinem Büro zusammengesessen - Thomas Tuchel, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge, Jan Dreesen und meine Wenigkeit diskutiert und uns ganz klar auf Palhinha festgelegt. "

Hainer: „Klasse ist besser als Masse“

Dreesen habe mit Kaderplaner Marco Neppe innerhalb kurzer Zeit „eine Einigung mit dem Spieler und dem Klub (FC Fulham, Anm. d. Red.) erzielt, eine unheimlich tolle Leistung.“

Hainer stellte aber auch klar, dass Fulham immer mit offenen Karten gespielt habe. „Allerdings, und das muss man fairerweise dazusagen, hat der FC Fulham immer gesagt, dass sie es nur dann machen, wenn sie einen gleichwertigen Ersatz bekommen. Sie haben gesucht bis zur letzten Minute, aber es hat leider nicht geklappt.“

Davon gehe „die Welt jetzt nicht unter“. Letztlich habe man trotzdem einen erstklassigen Kader, wie Hainer herausstellt. „Klasse ist besser als Masse – wir wollten keinen Spieler holen, der wieder nur Back-up ist. Und Thomas Tuchel hat nun auch nicht gesagt: ‚Der Kader ist zu dünn!‘ – sondern: ‚Der Kader ist dünn!‘

Immerhin: Der Trainer bekam die Aussicht, seinen Wunsch-Sechser im Winter vielleicht doch noch zu bekommen. „Wir werden sehen, und wenn noch Bedarf besteht, würden wir es noch mal versuchen, natürlich. Dazu haben wir die Mittel und Möglichkeiten“, betonte Hainer.

Dann dürften die Münchner wohl nicht bis zur allerletzten Sekunde des Transferfensters warten.