Der blühende Hass auf ein Wunderkind

Der blühende Hass auf ein Wunderkind
Der blühende Hass auf ein Wunderkind

Ihren Start in die WNBA hatte sich Caitlin Clark mit Indiana Fever anders vorgestellt. Aus bislang elf Spielen holte die 22-Jährige mit ihrem Team lediglich zwei Siege. Dennoch ist ihr persönlicher Start sportlich geglückt.

Die Aufbauspielerin wurde zum WNBA-Rookie des Monats Mai ernannt, wie die Liga am Montag bekannt gab. Clark ist neben Aliyah Boston (Mai, Juni und August 2023) und Natalie Achonwa (Juni 2015) die dritte Spielerin in der Franchise-Geschichte, der die Auszeichnung „Rookie des Monats“ erhalten hat.

Es ist der nächste Baustein der „Clark-Mania“, die sich entwickelt hat und schon am College begann. Bevor Clark für die College-Mannschaft von Iowa auflief, hatte diese durchschnittlich 7.102 Zuschauer pro Heimspiel (19/20) - in ihrer letzten Saison (23/24) waren es dagegen mit 14.914 mehr als doppelt so viele. Doch damit nicht genug!

Der Hype um Clark nahm Fahrt auf

Die Fans begannen, Clark und Co. auch zu Auswärtsspielen zu folgen, zusätzlich wurden die gegnerischen Fangemeinden auf sie aufmerksam, was zu ausverkauften Arenen im ganzen Land und steigenden Ticketpreisen führte.

Auch im TV erwachte der Frauen-Basketball: Mit 9,9 Millionen Zuschauern bei der Final-Niederlage gegen die Louisiana State University trug Clark 2023 dazu bei, dass ein neuer Zuschauerrekord im Frauen-College-Basketball aufgestellt wurde - eine Saison später wurde dieser fast verdoppelt. 18,9 Millionen sahen 2024 die nächste Final-Niederlage von Iowa, während beim Männer-Finale nur 14,8 Millionen an den Bildschirmen waren.

2,45 Millionen Zuschauer sahen kurz darauf dabei zu, wie Clark beim WNBA-Draft an erster Position von Indiana ausgewählt wurde. Rekorde, die alle zunächst auf Clark zurückzuführen sind.

Schattenseiten treten hervor

Doch wo Erfolg ist, ist auch Schatten. Der mit viel Vorschusslorbeeren gestarteten Clark schlägt auch durch ihre mediale Präsenz viel Neid und Missgunst ihrer neuen WNBA-Kolleginnen entgegen.

A‘ja Wilson von den Las Vegas Aces ist der Hype um Clark zu viel. „Eure Fragen sind so nervig, weil sie jung ist, gerade einmal anfängt. Ihr tut, als wäre sie eine erwachsene Frau. Sie muss noch viel lernen und das ist okay. Aber diese Gespräche sind so ermüdend“, sagte die 27-Jährige, die auch eine Rassismus-Debatte entfachte. Schwarze Athletinnen könnten jahrelang auf höchstem Niveau spielen und würden trotzdem übersehen, wenn es um Werbeverträge, Publicity und Bezahlung geht, behauptete Wilson jüngst.

Der US-Sportartikel-Riese Nike stattete bisher vier Spielerinnen der WNBA mit einem exklusiven Schuh aus - alle sind weiß - wie nur 27 Prozent der Spielerinnen- und eine davon ist Rookie Clark.

Auch körperlich Gegenwind

Nicht nur verbal bekommt Clark Gegenwind, sondern auch auf dem Feld. Chennedy Carter von Chicago Sky checkte Clark zuletzt einfach spontan um. „Die gesamten 40 Minuten, die Clark im Spiel ist – auf beiden Seiten – wird sie verprügelt“, sagte Fever-Coach Christie Sides zu der Gangart, die gegen den Star an den Tag gelegt wird. Übeltäterin Carter legte sogar noch nach: „Ich bereue nichts und werde den Kampf fortführen“.

Colin Cowherd, ein polemischer TV-Experte in den USA, spielte die Sache mit dem Foul allerdings herunter. „Jetzt flippen alle aus, weil sie hier angestoßen wird, dort hart gefoult wird und dort auf den Boden fällt“, sagte er.

Clarks ehemalige College-Rivalin Angel Reese, die wie Carter bei Chicago spielt, gab Clark auf einer Pressekonferenz einen Seitenhieb. „Der Grund, warum wir Frauen-Basketball schauen, liegt nicht nur an einer Person. Es liegt auch an mir. Ich möchte, dass ihr das alle erkennt“, brachte Reese sich in Stellung.

Doch die Zahlen spiegeln das nicht unbedingt wider. Indiana Fevers Zuschauerschnitt stieg von 4.067 auf 16.571 pro Spiel, ein Anstieg von 300 Prozent. Chicago Sky, das Team von Angel Reese, hob den Zuschauerschnitt gerade einmal um 14 Prozent von 7.242 auf 8.248 an.

LeBron James steht zur Seite

Eine Lanze für Clark brachen zuletzt Tennis-Ikone Martina Navratilova und NBA-Superstar LeBron James. „Die Spieler der WNBA müssen erkennen, dass Clark ihnen allen hilft, jetzt und auf lange Sicht. Clark wird alle mitreißen“, postete die langjährige Nummer eins der Tenniswelt bei X.

„Verdreht die Tatsachen nicht. Dank Caitlin Clark werden der WNBA viele gute Sachen passieren. Ich hoffe, sie kann all die Kritik ausschalten, Scheuklappen anlegen und weiter Spaß am Spiel haben“, erklärte die Lakers-Legende.

29 Spiele stehen in der Regular Season noch an, für genug Zündstoff rund um das Wunderkind Clark dürfte damit gesorgt sein.