EM-Märchen für deutsche Referees
Alle sprechen von Deutschlands Handball-Männern - doch im Schatten der DHB-Stars erleben auch Tanja Kuttler und Maike Merz in diesen Tagen ihr ganz persönliches EM-Märchen. „Das ist natürlich Wahnsinn, gerade bei der EM hier im eigenen Land mit den vollen Arenen“, sagt Merz.
Für sie und ihre jüngere Schwester sei es "eine Riesen-Ehre, bei so einer Europameisterschaft dabei sein zu dürfen. Das ist das Ziel von jedem." Deutschlands beste Schiedsrichterinnen pfeifen ihre erste EM - und das ausgerechnet vor heimischem Publikum. Die ersten beiden Einsätze im Vorrundenspielort München seien "überwältigend" gewesen.
Die Liebe zum Handball ist den beiden in die Wiege gelegt. Eltern, Onkel, Tanten, Cousinen, Cousins - alle haben etwas mit dem Sport zu tun, als Trainer, Schiedsrichter oder Spieler. Kuttler/Merz entschieden sich irgendwann für die Laufbahn als Unparteiische. Mit großem Erfolg. Vor genau einem Jahr gingen sie als erste deutsche Schiedsrichterinnen bei einer Männer-WM in die Geschichte ein, nun gelang das gleiche Kunststück bei einer EM. "Auch Jungs sagen", erzählte Merz bei einem Medientermin am Sonntag: "Ihr seid meine Vorbilder."
Die beiden Vorzeige-Referees, 35 und 38 Jahre alt, beide Mütter von insgesamt drei Kindern, wünschen sich, dass mehr Frauen und junge Mädchen ihrem Vorbild folgen. "Wenn Frauen sich beweisen und die Leistung bringen, muss der Weg für sie offen sein und Gleichberechtigung gelebt werden", sagt Kuttler, betont aber auch: "Wir sind kein Fan einer Quote." Kuttler/Merz sind neben den Magdeburgern Robert Schulze und Tobias Tönnies das zweite heimische Duo bei der laufenden Handball-EM in Deutschland.