WM-Spielerinnen spurlos verschwunden

WM-Spielerinnen spurlos verschwunden
WM-Spielerinnen spurlos verschwunden

Kamerun hat erstmals in der Geschichte der Frauen-Handball-Weltmeisterschaft die Hauptrunde erreicht. Angesichts der Tatsache, dass die Nationalmannschaft beim aktuellen Turnier in Dänemark, Norwegen und Schweden aus nur 14 Spielerinnen besteht, ist dieser Erfolg umso überraschender.

Die ungewöhnliche Dezimierung des Kaders resultiert offenbar aus dem Verschwinden von zwei Spielerinnen: Bénédicte Manga Ambassa und Marianne Batamag. Laut gohandball.com waren sie noch Teil des kamerunischen Teams, das sich im November in Frankreich auf die WM vorbereitete. Bevor das Turnier am 30. November begann, sollten sich die beiden Spielerinnen jedoch vom Team abgesetzt haben.

Nach Angaben des kamerunischen Verbands seien nicht nur die Handballerinnen, sondern auch ihre persönlichen Habseligkeiten verschwunden. „Das bedeutet zumindest, dass sie nicht entführt wurden, sondern auf eigene Faust gegangen sind“, erklärte der kamerunische Sportjournalist Leocadia Bongben im Podcast (Un)informed Handball Hour.

Schon bei der WM 2021 verschwanden Spielerinnen

Gänzlich neu ist so ein Vorfall nicht: Schon bei der WM 2021 in Spanien gab es Berichte über die Flucht von gleich vier Spielerinnen aus Kameruns Kader.

Jasmine Yotchoum, Clarisse Madjoufang, Michèle Ekobena und Amélie Mvoua waren kurz nach der Vorrunde verschwunden, später verließ auch Gisèle Nkolo das Team. Kamerun standen für die letzten drei Spiele nur noch elf Spielerinnen zur Verfügung.

Vor zwei Jahren schloss man ebenfalls eine Entführung aus und vermutete, dass die Spielerinnen untergetaucht seien, um in Europa Asyl zu beantragen.

Der Sportjournalist Bongben führt die sozialen Ungleichheiten in Kamerun als möglichen Grund für die Flucht der Handballerinnen an. „Wenn man es aus der Perspektive einer Frau betrachtet, sieht man, dass es immer noch diese Ungleichheit bei der Bezahlung gibt“, erklärte er. Es sei generell nicht einfach, als junger Mensch in Kamerun einen Job zu finden und der Lohn liege bei etwa 70 Dollar im Monat.

Schwierige Bedingungen in Kamerun

Bongben appelliert daher an bessere Bedingungen für die Athletinnen und kritisiert die Politik. „Wenn man ihnen eine soziale Absicherung bietet, werden sie wohl kaum jedes Mal weglaufen“, stellte der Journalist klar und ergänzte: „Die Regierung will, dass die Athleten mit Trophäen zurückkommen, aber sie tut nicht das, was sie tun sollte, um sicherzustellen, dass die Athleten finanziell abgesichert sind.“

In Kamerun herrscht zudem seit 2016 ein Bürgerkrieg. Das Land ist aber nicht als einziges vom Verschwinden von Spielern betroffen.

Zuletzt waren bei der Jugend-WM der Männer in diesem Sommer in Kroatien zehn Spieler aus Burundi verschwunden. Im September beantragten die Handballer in Belgien Asyl.