„Unglaublich!“ 100-m-Queen verblüfft

„Unglaublich!“ 100-m-Queen verblüfft
„Unglaublich!“ 100-m-Queen verblüfft

Sprint-Weltmeisterin Sha‘Carri Richardson hat auf ihrer Mission Olympia-Qualifikation trotz Stolperstart eine bemerkenswert souveräne Leistung abgeliefert.

Bei den Trials der US-Leichtathleten in Eugene/Oregon strauchelte die 100-m-Weltmeisterin am Start, gewann aber ihren Vorlauf letztlich und lief mit 10,88 Sekunden, der viertbesten Zeit dieses Jahres, locker ins Halbfinale.

Der US-Olympiasender NBC schrieb merklich euphorisiert von einem „unglaublichen Rennen“ der Gold-Hoffnung - zumal sie die starke Leistung vollbrachte, obwohl ihr wie einst Usain Bolt bei Olympia 2008 die Schnürsenkel ihrer Schuhe aufgegangen waren.

„10,88 nach dem Start? Machst du Witze?“, wunderte sich Kommentator Leigh Diffey, während der frühere 200-Meter-Weltmeister Ato Boldon auf einen weiteren Umstand hinwies, der Richardsons Zeit besonders machte: „Es gibt zwei Arten von Stolperern: Nach vorn oder - was wirklich schlimm ist - nach links oder rechts. Richardson ist fürchterlich nach rechts gestolpert, fängt sich und schafft 10,88.“

Es sei „definitiv nicht der Start, den ich wollte“, gab die 24-Jährige zu, zog aber auch Positives aus ihrer sehr guten Zeit: „Das zeigt, dass ich bereit bin, ich muss nur noch alles zusammenbringen.“ Zuvor war sie die 100 m in dieser Saison erst einmal gelaufen, mit ihren 10,83 Sekunden liegt sie derzeit auf Rang drei in der Welt hinter Landsfrau Jacious Sears (10,77) und Julien Alfred aus St. Lucia (10,78).

Wiedergutmachung nach Drama vor Olympia 2021?

Bei den Trials peilt Richardson die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele in Paris (26. Juli bis 11. August) an, es wären ihre ersten. Drei Jahre nach ihrem Marihuana-Drama wäre es zudem Wiedergutmachung: Bei Olympia in Tokio konnte Richardson als Mitfavoritin nicht starten, weil sie zuvor bei den US-Ausscheidungen positiv auf Cannabis getestet und gesperrt worden war.

Richardson gestand in einer TV-Sendung ihren Marihuana-Konsum in einem „Zustand emotionalen Schmerzes“ nach der Nachricht vom Tod ihrer leiblichen Mutter ein, in der sie nicht gewusst hätte, „wie ich meine Emotionen kontrollieren oder mit meinen Emotionen umgehen sollte“. Die Affäre Richardson war ein nationales Drama, in das sich auch US-Präsident Joe Biden und Sport-Superstars wie Patrick Mahomes einschalteten und ihr Mitleid mit Richardson bekundeten.

Bei der WM in Budapest im vergangenen Jahr erreichte Richardson - nicht nur wegen ihrer überlangen Fingernägel oft mit der früh verstorbenen Sprint-Ikone Florence Griffith-Joyner verglichen - den Gipfel, mit einem Sieg bei Olympia würde sich der Kreis Schließen.

Richardson muss in der Nacht zu Sonntag (deutscher Zeit) zunächst in Halbfinale antreten, das Finale steht kurz darauf auf dem Programm. In Eugene werden drei Olympia-Plätze vergeben.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)