Auf den Spuren des Mythos Wacken: Das sind die Streaming-Tipps der Woche
Wie Wacken Wacken wurde, ein Ausflug in das berüchtigte Rotlichtviertel von Sydney und der wohl größte deutsche Medienskandal der jüngeren Geschichte als Satire: Welche Streaming-Highlights die kommende Woche bereithält, verrät die Übersicht.
"Am Anfang war nur Acker": Wie konnten die Wacken-Gründer Thomas Jensen und Holger Hübner es schaffen, dieses Festival gegen alle Widerstände hinzustellen, ein Festival immerhin, das heute weltweit zu den größten seiner Art zählt? "Legend of Wacken" bei RTL+ erzählt die verrückte Geschichte frei nach. Was Netflix, Prime Video und Co. in den nächsten Tagen sonst noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.
"Legend of Wacken", RTL+
Es ist vermutlich das berühmteste 2.000-Seelen-Dorf der Welt: Wacken, ein Kaff mit viel Klinkerstein- und Reetdachcharme, mitten in der norddeutschen Wilstermarsch zwischen Itzehoe und Friedrichstadt gelegen, kennt man auf der ganzen Welt. Wacken - das ist ein Mythos, seit 1990 auf den umliegenden Kuhwiesen erstmals das "Wacken Open Air" veranstaltet wurde und nach und nach ungeahnte Dimensionen annahm.
Jährlich pilgern nun rund 80.000 Metal-Fans in die sonst beschauliche Gemeinde im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein. Gerade rechtzeitig vor dem 32. "W:O:A", wie das Festival, das von 2. bis 5. August die saftigen Weiden zum Beben bringen wird, unter Eingeweihten heißt, erzählt nun erstmals eine Fernsehserie die ganze Geschichte. "Legend of Wacken" (ab 7. Juli bei RTL+) rückt die Festival-Gründer Holger Hübner und Thomas Jensen in den Fokus.
Inspiriert von wahren Begebenheiten wird mit viel Liebe zum Sujet und jeder Menge trockenem Humor geschildert, wie die nach wie vor aktiven Wacken-Bosse das Unmögliche möglich gemacht und ihren Traum zum Leben gebracht haben. Aurel Manthei (49) spielt Thomas Jensen, sein Kollege Charly Hübner (50) schlüpfte in die Rolle seines Namensvetters Holger Hübner; die jüngeren Versionen der beiden Figuren werden nicht weniger kongenial von Sammy Scheuritzel und Sebastian Doppelbauer verkörpert.
"Last King of the Cross", WOW
Sex, Alkohol, Drogen, Glücksspiel - in Kings Cross gilt die Devise, Hedonismus in seiner Reinform zu zelebrieren. Doch die Vergnügungsmeile im australischen Sydney hat auch seine Schattenseiten. Quasi regellos regiert im Rotlichtviertel das Gesetz des Stärkeren, mächtige Clans um den undurchsichtigen Boss Ezra Shipman (Tim Roth) haben in der Serie "Last King of the Cross" das Sagen. Und Männer wie Sam (Claude Jabbour) machen als durchsetzungsfähige Schläger und Geldeintreiber die Drecksarbeit.
Das alles klingt eigentlich nicht nach einem Pflaster für einen recht zarten Jugendlichen. Doch John Ibrahim (Lincoln Younes), Kind einer Einwandererfamilie und Bruder von Sam, kann sich der besonderen Anziehung von Kings Cross nicht erwehren. Nachdem er ein paar Mal auf die Schnauze gefallen ist, durchschaut John zunehmend das ausgefuchste System von Abhängigkeit, Gefälligkeiten und Machtspielchen - und steigt zum einflussreichen Nachtclub-Mogul auf.
John Ibrahim gab es wirklich: Er schilderte seine Erlebnisse in der Bestseller-Autobiografie "Last King of the Cross", die im gleichnamigen Sky Original nun ihre Serienweihen erlebt. Knallhart skizziert die zehnteilige Gangster-Crimeserie ab 4. Juli den mitunter erbarmungslosen Alltag in Kings Cross.
"Wham!", Netflix
Nicht jeder liebt ihren größten Hit, aber jeder kennt ihn: George Michael und Andrew Ridgeley lieferten 1984 mit "Last Christmas" einen Song für die Ewigkeit, der bis heute jedes Jahr an Weihnachten für Ohrwürmer und Hilferufe sorgt. Insgesamt verkauften die Briten als Wham! über 25 Millionen Tonträger - trotz nur fünf Jahren, in denen die Schulfreunde gemeinsam auf der Bühne standen. Die vermeintlich kurze Zeit reichte indes für zwei Nummer-eins-Alben in Großbritannien, eines in den USA - und den ersten Auftritt einer westlichen Band in China.
Im Dokumentarfilm "Wham!" rekapituliert Netflix ab 5. Juli diese und andere Meilensteine der einzigartigen Erfolgsgeschichte, wirft aber auch einen Blick auf die Schattenseite des Ruhms, der die damals 18-jährigen Sänger quasi über Nacht ereilte. Spannend auch: In einem bislang unveröffentlichten Interview eröffnet der 2016 verstorbene George Michael, weshalb sich das Musikduo nach einem triumphalen, letzten Auftritt im Wembley-Station auflöste.
"The Horror of Dolores Roach", Prime Video
Liebe, Verrat, Kannibalismus und das Überleben des Stärkeren: Die neue Horror-Comedyserie "The Horror of Dolores Reach" (ab 7. Juli, Prime Video) ist nichts für schwache Nerven. Im Mittelpunkt der von Sweeney Todd inspirierten Produktion ist die titelgebende Dolores (Justina Machado). Sie hat 16 Jahre Haft hinter sich, als sie das Gefängnis endlich als freie Frau verlassen darf. Zurück in Washington Heights hat sich alles verändert.
Zum Glück ist wenigstens ihr alter Kifferfreund Luis (Alejandro Hernandez) noch vor Ort. Er gibt Dolores sogar eine Arbeit als Masseurin. Noch dazu findet sie im Keller seines Empanada-Ladens ein Obdach. Das klingt alles besser, als sich Dolores es je hätte ausmalen können - und bekommt schon bald eine schockierende Wendung. Welche das ist, löst die schwarzhumorige Serien-Produktion "The Horror of Dolores Reach", die auf dem gleichnamigen Spotify-Podcast basiert, ab 7. Juli auf. Dann ist die Serie von Showrunner Aaron Mark bei Prime Video verfügbar.
"Tausend Zeilen", WOW
Er ist hoch angesehener Redakteur, ein vielfach ausgezeichneter Journalist, dessen fesselnde Reportagen zeitweise zu einem Aushängeschild des "Spiegel" wurden - und dann war alles nur erfunden? Nicht alles, aber manches, wie man inzwischen weiß. Aus dem Fall Relotius erwuchs 2018 der größte deutsche Medienskandal der jüngeren Vergangenheit, der Schaden wird noch lange nachwirken - Stichwort "Lügenpresse". Ein Thema, über das sich leicht scherzen lässt? Wohl kaum. Und dann kommt ausgerechnet ein Spaßvogel wie Michael "Bully" Herbig und macht einen Film daraus: "Tausend Zeilen".
Die Geschichte, die er erzählt, baut in erster Linie auf dem Buch "Tausend Zeilen Lüge" auf, einem Tatsachenbericht von Juan Moreno. Er war es, der Claas Relotius zuerst offen infrage stellte und die Sache dann auch trotz massiver Widerstände aufdeckte. Im Film, der mit leicht abgewandelten Namen arbeitet (das Magazin "Spiegel" heißt hier auch nicht "Spiegel", sondern "Chronik"), wird dieser Juan Moreno zu Juan Romero, gespielt von Elyas M'Barek. Relotius heißt nun Lars Bogenius, er wird verkörpert von Jonas Nay.
Bogenius ist mit seinen Reportagen so etwas wie ein Star in der Redaktion des "Chronik"-Magazins. Dieser Ausnahme-Journalist, ein Lügner? Niemand glaubt Juan Romero, als er erstmals auf Unstimmigkeiten in Bogenius' Texten hinweist. Zu ungeheuerlich wirken seine Anschuldigungen. Doch Romero lässt nicht locker, recherchiert auf eigene Faust weiter, stößt auf neue Ungereimtheiten - bis zu dem Punkt, an dem auch die "Chronik"-Chefetage nicht mehr wegsehen kann. Ab sofort ist "Tausend Zeilen" bei WOW zu sehen.