Starke Frauen waren ihr Metier: Christiane Hörbiger ist tot

Die österreichische Schauspielerin Christiane Hörbiger ist im Alter von 84 Jahren am Mittwoch in Wien gestorben. (Bild: Getty Images / Christian Augustin)
Die österreichische Schauspielerin Christiane Hörbiger ist im Alter von 84 Jahren am Mittwoch in Wien gestorben. (Bild: Getty Images / Christian Augustin)

Die Filmbranche trauert um eine ihrer großen Schauspiel-Diven: Christiane Hörbiger ist tot. Sie wurde 84 Jahre alt.

Sie gehörte im gesamten deutschsprachigen Raum zu den absoluten Quotengaranten, war einer der ganz großen Schauspielstars ihrer Generation, und in Österreich gilt sie sowieso längst als Nationalheiligtum: Am Mittwoch ist die Österreicherin Christiane Hörbiger im Alter von 84 Jahren verstorben.

Die TV-Karriere der am 13. Oktober 1983 in Wien geborenen Tochter des Schauspielerehepaars Attila Hörbiger (1896-1987) und Paula Wessely (1907-2000) hob in den 80er-Jahren mit der legendären ZDF-Serie "Das Erbe der Guldenburgs" ab. Für Christiane Hörbiger, zu dieser Zeit längst ein gefeierter Theaterstar, ging es danach Schlag auf Schlag. Es folgten Fernsehhits wie "Julia", im Kino war sie unter anderem mit "Schtonk!" erfolgreich. In ihrer späteren Schaffensphase wurden ihr dann einige durchaus überraschend harte und lebensnahe Rollen auf den Leib geschrieben - mit Erfolg: Das Alkoholiker-Drama "Wie ein Licht in der Nacht", der Krebs-Film "Luises Versprechen" oder das schwere Alzheimer-Drama "Stiller Abschied" faszinierten viele Millionen Zuschauer.

Bereits zu ihrem 70. Geburtstag brillierte Christiane Hörbiger in einer Neuverfilmung des Dürrenmatt-Klassikers "Der Besuch der alten Dame" (2008). Die Rolle war, wie für sie gemacht. Die Kammerschauspielerin gibt vor der prächtigen Steiermark-Kulisse eine glänzende Ölmilliardärin Claire Zachanassian ab. Starke Frauen reiferen Alters - das war in den vergangenen 15, 20 Jahren eben genau ihr Metier.

Für ihr Wirken erhielt Hörbiger, die 2004 zur Kammerschauspielerin ernannt wurde, zahlreiche Ehrungen wie den Bayerischen Fernsehpreis für ihr Lebenswerk, den Adolf-Grimme-Preis und 2009 die Wiener Ehrenmedaille in Gold.

Die Branche trauert um eine Grande Dame des deutschen Films: Christiane Hörbiger (2015 in Wien) ist tot. (Bild: 2015 Getty Images/Monika Fellner)
Die Branche trauert um eine Grande Dame des deutschen Films: Christiane Hörbiger (2015 in Wien) ist tot. (Bild: 2015 Getty Images/Monika Fellner)

"Ich bin so alt, wie ich bin", gab sie zu Protokoll

In Interviews bewies die Grande Dame des deutschen Films stets eine große Lust an der Selbstreflexion. Mit viel Charme und trefflichem Witz konnte sie wie kaum eine Zweite übers Älterwerden parlieren. "Alter ist ein Wort, das ich eigentlich selten benutze", sagte sie einst im Gespräch mit der Nachrichtenagentur teleschau und offenbarte: "Wenn ich Briefe an meine Freunde schreibe - ich bin kein Freund von Mails oder SMS -, dann unterschreibe ich immer mit: 'Eure Langjährige'. Das klingt ja viel besser, als 'Eure Alte".

Zuletzt vor vier Jahren, anlässlich ihres 80. Geburtstag, gab es im Programm wieder einmal "Hörbiger-Festspiele. Sie war seinerzeit binnen weniger Tage in "Die Muse des Mörders" (ZDF) und in "Einmal Sohn, immer Sohn" (ARD) zu sehen. Im Interview sprach Christiane Hörbiger damals über die schweren Jahre mit ihrem Sohn - und heutigen Regisseur - Sascha Bigler, der den Vater mit zehn Jahren verloren hatte, und über ihr neues Leben, nachdem auch ihr langjähriger Partner Gerhard Tötschinger im August 2016 überraschend verstorben war. Und einmal mehr über ihr entspanntes Verhältnis zum Alter: "Ich bin so alt, wie ich bin", gab sie zu Protokoll. "Solange ich gesund bleibe, macht mir das Alter nichts aus. Ich beobachte, dass ich vorsichtiger geworden bin, weil ich nicht stolpern und mir nichts brechen möchte. In dieser Beziehung merke ich das Älterwerden. Dass man bedachter mit den Bewegungen wird."

Empathie und eine besondere Gabe, sich auszudrücken: Christiane Hörbiger (hier 2014 beim "Adventsfest der 100.000 Lichter" in Suhl) hatte beides. Nun ist die Schauspielerin im Alter von 84 Jahren verstorben. (Bild: 2014 Getty Images/Jens-Ulrich Koch)
Empathie und eine besondere Gabe, sich auszudrücken: Christiane Hörbiger (hier 2014 beim "Adventsfest der 100.000 Lichter" in Suhl) hatte beides. Nun ist die Schauspielerin im Alter von 84 Jahren verstorben. (Bild: 2014 Getty Images/Jens-Ulrich Koch)

"Einschnitte, die Narben hinterlassen"

In einem Interview anlässlich der Premiere des Films "Der Besuch der alten Dame" lächelte die Hörbiger gelassen: "Ich will dem Publikum nicht vorspielen, dass ich eine 40-Jährige bin, sondern nur so gut aussehen wie möglich. Und ich bin glücklich, dass ich das darf." Das Gefühl für die Werte, für das, worauf es wirklich ankommt, verschiebe sich freilich. "Ich verdiene auch gerne Geld - aber wenn man im Alter nicht gescheiter wird und nicht erkennt, dass es das Leben auch erhellen kann, wenn man an andere denkt, dann weiß ich auch nicht!", so die UNICEF-Botschafterin. "Heute sagen doch alle: 'Oh Gott, das Alter bedeutet: weniger Geld, verblöden und verkrüppeln.' Aber nein, das stimmt nicht!"

Auch im Beruf hat sich bei ihr eine Gelassenheit eingestellt. Schauspieler müssten egozentrisch sein, um ihren Beruf gut ausüben zu können, sagte sie, "aber auch sie werden manchmal gezwungen, über das Leben nachzudenken", ließ sich Christiane Hörbiger zitieren. "Ich habe zugesehen, wie mein Vater gestorben ist; ich habe zugesehen, wie meine Mutter gestorben ist. Ich habe meinen Mann, den Vater meines Sohnes, tot gefunden ... Das sind Einschnitte, die Narben hinterlassen. Und da beginnt man schon, ein bisschen gescheiter zu werden." Das äußere sich unter anderem in einer "gewissen Bescheidenheit". Sie sei "demütig, dem Leben und dem Beruf gegenüber", erklärte Christiane Hörbiger: "Ich bin dankbar für Angebote. Ich bin dankbar, dass ich so schön besetzt werde. Ich bin dankbar, dass ich den Beruf noch ausüben kann, ohne dass mein Hirn eingerostet ist. Ich bin dankbar, dass ich gesunde Knochen habe. Ich bin dankbar, dass das Publikum bei meinen Filmen einschaltet. Und diese Dankbarkeit wächst von Jahr zu Jahr."

Einer ihrer letzten großen Auftritte: "Die Muse des Mörders" ist ein österreichischer Fernsehfilm aus dem Jahr 2018 von Sascha Bigler mit Christiane Hörbiger als Madeleine Montana. Im ZDF wurde der Film im Oktober 2018 erstausgestrahlt. (Bild: ZDF / Petro Domenigg)
Einer ihrer letzten großen Auftritte: "Die Muse des Mörders" ist ein österreichischer Fernsehfilm aus dem Jahr 2018 von Sascha Bigler mit Christiane Hörbiger als Madeleine Montana. Im ZDF wurde der Film im Oktober 2018 erstausgestrahlt. (Bild: ZDF / Petro Domenigg)